Stirb für mich: Thriller
Sicherheitsüberprüfung andauerte, weil alle hochgradig paranoid waren. »Ich hatte lediglich erwartet, meinen Freund zu treffen, um ihn zu fragen, ob man Sie finden kann. Ich hatte keine Ahnung, dass man Sie bereits kontaktiert hat. Von Yash hatte ich noch nie gehört.«
»Yash und ich kennen uns schon seit Urzeiten«, sagte Mistry. »Aus unserem Heimatdorf. Wir haben Bihar gemeinsam verlassen. Im akademischen Sinne ist er nicht besonders intelligent. Er kam nach Mumbai und entdeckte, dass man in einer Gang Geld verdienen konnte.«
»Und Sie?«
»Ich ging nach Bangalore, wo ich einen Job bei einer englischen Familie annahm. Der Vater war aus Großbritannien gekommen, um eine Firma zur Entwicklung ökonometrischer Software aufzubauen. Er brachte mir fast alles bei, was ich wissen musste, und seine Frau gab mir Englischunterricht. Als sie nach England zurückkehrten, haben sie mich gefragt, ob ich mit ihnen kommen wollte, aber ich sagte, meine Zukunft liege in Indien.«
»Ich habe gehört, dass Sie in Bangalore Ihre eigene Firma geleitet haben«, sagte Clayton. »Hat der Engländer die für Sie eingerichtet?«
»Er war freundlich, aber so freundlich nun auch wieder nicht«, erwiderte Mistry. »Dafür musste ich mich schon auf Yash verlassen.«
»Ah«, sagte Clayton, der langsam begriff. »Und waren da Verbindungen zu … Chhota Tambe inklusive?«
Mistry erkannte, dass Claytons Verstand einen Gang hochgeschaltet hatte, was ihn nervös machte. »Hat das irgendetwas mit dem zu tun, was Sie mir über Alyshia erzählen wollen?«
»Möglicherweise«, sagte Clayton. »Ich weiß bloß nicht, was. Würden Sie mir einfach erzählen, was von Ihnen verlangt wurde? Ich nehme an, Yash führt die Geschäfte für Chhota Tambe.«
Mistry rutschte auf seinem Stuhl hin und her und hob die Waffe über die Armlehne, noch immer entspannt, auch wenn er begriffen hatte, dass Claytons größtes Talent seine Unbedrohlichkeit war, deretwegen sich die Menschen ihm bereitwillig öffneten.
»Ich denke, Mister Clayton, es ist an der Zeit, dass Sie mir die Neuigkeiten über Alyshia erzählen.«
»Man hat mich gebeten, wenn irgend möglich Kontakt mit Ihnen aufzunehmen«, mühte Clayton sich, wie ein Anwalt zu klingen, »um Sie darüber zu unterrichten, dass Alyshia D’Cruz entführt worden ist. Sie waren beide bei den Konkan-Hills-Stahlwerken beschäftigt und haben die Firma ungefähr zur selben Zeit verlassen. Die Anwälte von Alyshias Mutter haben sich gefragt, ob es irgendeinen Zusammenhang gibt und ob Sie möglicherweise etwas zur Erhellung der Motive dieser Entführung beitragen können.«
Während er ihm die Nachricht überbrachte, beobachtete Clayton Mistry auf die kleinste Reaktion hin. Dessen Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde.
»Wo und wann ist das passiert?«
»Am späten Freitagabend in London.«
»Und von wem?«
»Wir hatten gehofft, dass Sie uns da weiterhelfen können.«
»Wurden schon Forderungen gestellt?«
»Noch nicht«, sagte Clayton. »Und irgendjemand hat versucht, Frank D’Cruz am Abend nach seiner Ankunft in London zu erschießen.«
Clayton bemerkte, dass Mistry die Waffe nicht mehr locker in der Hand hielt, sondern auf die Armlehne gestützt und mit festem Griff auf seinen Bauch gerichtet hatte.
»Ich denke, an meiner aktuellen Lage können Sie erkennen, dass ich in keiner Weise dafür verantwortlich bin, wenn Sie das andeuten wollen«, sagte Mistry.
»Unter diesen Umständen ist es das Wichtigste, so viele Informationen zusammenzutragen wie möglich, in der Hoffnung, damit herauszufinden, wer verantwortlich ist«, erklärte Clayton.
»Warum ich ?«, fragte Mistry mit einem brutalen Unterton.
»Ich bin nicht hier, um Sie zu beschuldigen«, sagte Clayton. »Ich will bloß Einsichten gewinnen. Die Lage hat sich sehr schnell zugespitzt. Mr D’Cruz hat einen Kidnapping-Consultant engagiert, und ein Profiler hat sich die bisherigen Gespräche mit den Entführern angehört. Sie glauben, dass gar keine Forderung gestellt werden wird, weil es eigentlich darum geht, Mr D’Cruz zu bestrafen und Alyshia am Ende zu töten. Sie haben sogar eine Scheinhinrichtung inszeniert.«
Jede neue Information löste bei Mistry das Gegenteil der Reaktion aus, die Clayton erwartet hatte.
»Woher wissen Sie das?«, fragte er und beugte sich mit bohrendem Blick vor.
»Woher weiß ich was?«, fragte Clayton verwirrt zurück.
»Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich ?«
Claytons durchgeschwitzte Kleidung war
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