Stirb für mich: Thriller
glücklich darüber, dass sie immer wieder betonen, es ginge ihnen nicht um Geld. Wie Frank D’Cruz bin ich beunruhigt über die verlangte ›Demonstration der Aufrichtigkeit‹, weil ich nicht weiß, was das bedeutet. Ich mache mir Sorgen, dass sie ungeachtet ihrer erklärten Absicht, nur mit Isabel Marks zu sprechen, alles noch weiter komplizieren, indem sie direkte Gespräche mit Frank D’Cruz aufnehmen, der ihr eigentliches Ziel ist. Nachdem sie ihren Punkt gegenüber seiner Exfrau emotional deutlich gemacht haben, kommen sie zu dem eigentlichen Deal, und wir sind außen vor. Falls es sich um Terroristen handelt, wissen sie auch, dass Sie als Consultant hinzugezogen wurden, und vermuten wahrscheinlich, dass wir ebenfalls in irgendeiner Form beteiligt sind. Und sie wollen keine akute Terrorwarnung auslösen. Was hat Frank D’Cruz zu all dem gesagt?«
Hier fing es an, dachte Boxer. Sollte er für Frank lügen … oder nicht?
»Ich habe mit ihm über die theoretische Möglichkeit gesprochen, dass es sich bei den Entführern um Terroristen handelt.«
»Heißt das, er vermutet eine terroristische Beteiligung?«, fragte Makepeace.
»Das heißt, es ist ihm durchaus bewusst, dass er in der Vergangenheit mit Leuten zu tun hatte, die in ihrem weiteren Leben Verbindungen zu Terroristen geknüpft haben«, sagte Boxer und berichtete kurz über D’Cruz’ Verwicklung in den Goldschmuggel. »Er ist sich auch bewusst, dass er mit seinem Reichtum und in seiner ›vernetzten‹ Position durchaus in der Lage wäre, ihnen zu helfen, was er jedoch nicht tut, wie er beteuert.«
»Damit könnte die verlangte ›Demonstration der Aufrichtigkeit‹ einen terroristischen Hintergrund haben«, sagte Makepeace. »Hat er dazu irgendwelche Theorien?«
»Er hat mir den Eindruck vermittelt, dass dieser Druck auf ihn ausgeübt wird, um ihn gefügiger zu machen, ohne dass er den Zweck erkennt. Wenn die Entführung überhaupt einen terroristischen Hintergrund hat, geht es meinem Eindruck nach um etwas, was bereits läuft. Sie ist selbst kein konkreter Schritt zu einem bevorstehenden Anschlag.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Makepeace.
»Was gefällt Ihnen nicht?«, fragte Fox. »Ich dachte, wir reden rein theoretisch.«
»Theorien, die auf konkreten Tatsachen basieren, wie zum Beispiel D’Cruz’ Verbindung zu Leuten, die terroristische Kontakte haben.«
»Ich habe schon in Pakistan gearbeitet«, sagte Boxer. »In diesem Land ist nichts einfach und offensichtlich. Verwaltung, Wirtschaft, Politik, Religion und Terrorismus neigen zu überraschenden Überschneidungen. Man denkt womöglich, man macht Geschäfte mit einem pensionierten Offizier der Armee, der in Wahrheit vielleicht Stammesverbindungen hat, die er auf eine Weise beachten muss, die wir kriminell nennen würden. Nichts von alledem steht auf ihren Visitenkarten. Man muss es selbst herausfinden.«
» Falls man das möchte«, betonte Makepeace.
»Das kommt hinzu«, sagte Boxer. »Wenn man während einer Wirtschaftskrise Stahlwerke übernimmt, ist man vielleicht weniger geneigt, eigene Nachforschungen anzustellen. Die meisten Geschäftsleute suchen nach Gründen, etwas zu verkaufen, und nicht nach Gründen, es nicht zu tun.«
»Ist das ein bequemes Maß an Unwissenheit, oder drückt D’Cruz aus egoistischen Gründen beide Augen zu?«, fragte Makepeace.
»Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
»Die eigentliche Frage lautet: Wie behandeln wir die Sache?«, meinte Fox. »Als terroristisch oder als kriminell motiviert?«
»D’Cruz wäre es am liebsten, wir würden in alle Richtungen offen bleiben, während er weitere Informationen sammelt«, erwiderte Boxer. »Wenn das Counter-Terrorism-Command von der Leine gelassen wird, könnte das die Entführer aufscheuchen und den Tod seiner Tochter nach sich ziehen. Wir haben nach wie vor keine konkrete Terrordrohung bekommen.«
»Was meinen Sie, DCS Makepeace?«
»Ich denke, wir sollten jetzt noch nicht das Anti-Terror-Kommando ins Spiel bringen«, sagte er, »unsere Informationen jedoch an den MI 5 weiterleiten. Man hat uns gesagt, dort gebe es eine Akte über ihn. Mal sehen, was die von der Sache halten.«
»Martin?«
»Das gefährdet die Sicherheit des Mädchens nicht, während wir unser Wissen über Freund und Feind möglicherweise erweitern«, sagte Fox.
»Welcher Freund?«, fragte Boxer.
Sie lachten kurz und schwiegen dann.
Mercy dachte über Isabel nach. Sie mochte sie, aber sie machte ihr auch Angst. Zum
Weitere Kostenlose Bücher