Stirb für mich: Thriller
Isabel?«, fragte Mercy.
»Schwimmen. Im Keller ist ein Pool.«
»Warum bist du nicht unten bei ihr?«
»Ich habe versucht, mit Amy zu sprechen«, antwortete er, ohne den Köder zu schlucken.
»Und hattest du Glück?«
»Ich habe gesprochen, sie hat aufgelegt.«
Mercy schüttelte den Kopf. Er führte sie ins Wohnzimmer und erklärte ihr, dass es eine neue Nachricht des Entführers gebe, die sie sehen müsse. Mercy berichtete ihm von den Morden in der Grange Road. Boxer schaltete den DVD -Player an. Mit angehaltenem Atem verfolgte Mercy die Aufzeichnung. Dann kam der Schuss. Sie stöhnte leise und vergrub das Gesicht in den Händen. Boxer stieß sie in die Seite, und gemeinsam sahen sie sich den Rest an.
»Mein Gott, wie hat sie das verkraftet?«
»Zunächst gar nicht gut, wie du dir denken kannst, doch dann hat ihre Wut sie wieder aufgerichtet. Sie ist sauer auf Frank D’Cruz.«
»Zäh ist sie also auch«, sagte Mercy.
Die Tür ging auf. Isabel kam in einem weißen Bademantel herein und trocknete sich mit einem Handtuch die Haare. Sie war sichtlich froh, Mercy zu sehen, die wortlos aufstand und sie umarmte. Mercy spürte Isabels ganze Stärke und Verletzlichkeit unter ihren Fingern pulsieren und wusste nun mit Gewissheit, dass sie Charlie an diese Frau verloren hatte.
Bewaffnet mit einem Foto von Deepak Mistry saß Roger Clayton im Leopold Café in der City von Mumbai, vor sich ein Kingfisher-Premium-Bier, auf das er besser verzichtet hätte. Es war 22.20 Uhr, und er wartete darauf, zu seinem Kontaktmann in der Gang von Chhota Tambe gebracht zu werden, der hinduistischen Abspaltung der berüchtigten D-Company. Er war nervös, weshalb er sich das Bier gegönnt hatte, und das hätte er besser gelassen, weil er spürte, wie sich das Pav Bhaji in seinem übersäuerten Magen unheilvoll zersetzte.
Neue Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Die Situation in London war komplizierter geworden. Simon Deacon hatte noch einmal angerufen und ihn gebeten, dem Polizeibericht über den Einbruch in einem Lager der D’Cruz-Fabrik nachzugehen, in dem Prototypen von Elektroautos geparkt wurden. Deacon hatte ihn über weitere Details der Entführung, die Einschätzung des Profilers und die Scheinhinrichtung von D’Cruz’ Tochter durch die Kidnapper informiert. Zuletzt hatte er von einem Gespräch mit der CIA über Amir Jats Schützling Mahmood Aziz berichtet. Die Hauptsorge der Amerikaner galt dem Ehrgeiz des Mannes, der nach zwanzig Jahren Feldeinsatz in Afghanistan, Pakistan und Indien nun womöglich Ziele im Westen im Visier hatte.
Agenten in Pakistan durchleuchteten das Netz von Personen um Generalleutnant Abdel Iqbal und seine Beziehungen zu Amir Jat und dessen Freunden. Man hatte den Indian Research and Analysis Wing nachdrücklich um Unterstützung bei der Suche nach möglichen Verbindungen von D’Cruz zu anderen ISI -Offizieren mit Sympathien für Terroristen gebeten. Gleichzeitig war man auf der Jagd nach Informationen aus Dubai. Clayton dachte unwillkürlich, dass seine brillante Quelle eine Menge Wirbel ausgelöst hatte: der Idiot Gagan und seine köstlichen Fischtörtchen.
Ein Taxifahrer kam in das Café und machte ihm ein Zeichen, ihm zu folgen, was ihn davor bewahrte, sein Bier auszutrinken. Er wurde zur Feuerwache in Bandra gefahren und an eine schwarz-gelbe motorisierte Rikscha weiterverwiesen. Ausnahmsweise einmal war er dankbar, in einem dieser infernalischen Gefährte zu sitzen, dessen laute, stinkende Abgase noch einen Tick giftiger waren als seine eigenen. Rasch gab er es auf, ihre Route zu verfolgen, und ließ sich in die schützende Dunkelheit unter dem Verdeck sinken, aus der er die grellen Lichter der Stadt beobachtete, die Gegenlichtvignetten auf seine Netzhaut brannten.
Eine halbe Stunde später blieb die Rikscha in einer engen Gasse von noch schmutzigerem Elend als üblich stehen, und der Fahrer wies auf eine grüne Tür, hinter der ein rotes Licht brannte. Clayton wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und setzte seinen Fuß behutsam in eine schwarze Masse auf der Straße, rutschte aus, landete unbeholfen auf dem Boden der Rikscha und verdrehte sich das Knie. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete er sich auf und klammerte sich an das schwarze Verdeck. Der Fahrer fuhr unbeeindruckt los, und Clayton wäre um ein Haar mit dem Gesicht in dem schwarzen Matsch gelandet. Als das Knattern des Motors leiser wurde, hörte er das Brüllen eines Wasserbüffels, der ungeduldig mit den Hufen
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