Stirb für mich: Thriller
Anwalt in London wissen, wo sich ein ehemaliger Angestellter von Frank D’Cruz hier in Mumbai aufhält?«
»Es klingt so, als wüssten Sie, wo dieser Deepak Mistry ist, und würden ihn schützen, Yash«, sagte Clayton und sah ihm fest in die Augen. »Warum lassen Sie mich nicht direkt mit ihm reden?«
»Nur wenn Sie mir erzählen, worum es geht.«
»Es geht um Alyshia, mehr kann ich nicht sagen.«
Es folgte ein weiterer Wortwechsel, in dessen Verlauf Yash den Blick nicht von Clayton abwandte. Mittlerweile war offensichtlich, dass die Männer alle nervös waren. Die toten Augen waren zum Leben erwacht, Worte flogen im Raum hin und her. Yash machte einen Anruf, hob die Hand, und der Lärm erstarb. Er sprach schnell, hörte kurz zu, klappte sein Handy zu und machte eine kleine Bewegung mit einem Finger. Der Sack wurde wieder über Claytons Kopf gestülpt, er wurde auf die Füße gezogen und an den Händen gefesselt und zurück zum Wagen geführt. Nach vierzig Minuten Fahrt floss der Schweiß in übel riechenden Strömen, sein Hemd war durchnässt, Hose und Unterhose auch. Niemand sagte ein Wort.
Der Wagen hielt, und er wurde herausgezerrt. Der unverkennbare Lärm und Gestank der Slums drang durch den Sack. Er fragte sich, ob es Dharavi war, das Viertel, das er aus seinem Büro im Bandra Kurla Complex auf der anderen Seite des stinkenden Mithi River sehen konnte, mit seinen von den Abwässern der Fabriken und dem Müll der Millionen, die an den Ufern lebten, zerstörten Mangrovensümpfen.
Sie führten ihn eine Weile durch Gassen und drückten hin und wieder seinen Kopf nach unten. Das Geheul von Generatoren erfüllte die Nacht. Musik, Radios und menschliche Stimmen wollten sich gegenseitig übertönen. Dann wurde es nach und nach immer stiller. Einer seiner Arme wurde losgelassen, weil die Gassen nun so eng waren, dass sie nicht zu dritt nebeneinandergehen konnten.
Schließlich betraten sie ein Haus, die Männer lösten seine Handschellen und drückten ihn auf einen Stuhl. Die Hitze war erdrückend, auch nachdem man ihm die Kapuze abgenommen hatte. Er wurde in einem Zimmer mit himmelblauen, rissigen Wänden allein gelassen. An einem Nagel hing das verblasste gerahmte Foto eines mit Blumenkränzen geschmückten Rajiv Gandhi. Die Fensterläden gegenüber der Tür waren geschlossen. In dem Raum stand ein zweiter Stuhl. Clayton massierte seine Handgelenke, wo die Plastikhandschellen rote Striemen hinterlassen hatten, und beugte sein lädiertes Knie.
Ein Mann in einer weißen kurta pajama öffnete die Tür, nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz und lehnte sich zurück. In seinem Schoß ruhte eine Edelstahl-Beretta mit schwarzem Plastikgriff. Der Mann strich sich das lange Haar über die Schulter, und Clayton begriff, dass dies Deepak Mistry war.
»Sie haben Glück«, sagte er.
»Fühlt sich aber nicht so an«, erwiderte Clayton.
»Yash dachte, Frank hätte Sie geschickt.«
»Ich dachte, mein Freund hätte alles erklärt, als er das Treffen vereinbart hat.«
»Wir sind alle ein bisschen paranoid, und Frank ist ein sehr gerissener Bursche«, sagte Mistry. »Yash hat sich gedacht, er geht kein Risiko ein, bringt Sie einfach um und versenkt Sie in den Mangrovensümpfen, wo Sie verrotten können. Das könnte auch immer noch passieren, wenn wir feststellen, dass Sie lügen.«
»Warum will Frank Sie so unbedingt finden?«
»Weil er mich umbringen will«, antwortete Mistry.
»Aus irgendeinem bestimmten Grund?«
Mistry dachte einen Augenblick darüber nach, als überlege er, welche Geschichte er erzählen sollte.
»Mit Frank kommt man prima klar, solange man innerhalb seines Zirkels bleibt. Wenn man sich an den Rand treiben lässt und er das Gefühl bekommt, keinen Einfluss mehr auf einen zu haben, wird man für ihn zu einer potenziellen Gefahr. Er ist sich nicht mehr sicher, was man weiß und, schlimmer noch, ob man es ausplaudern wird«, sagte Mistry. »Ich habe Männer gesehen, die rauswollten, weil sie den Druck einfach nicht mehr ausgehalten haben. Sie steigen aus, und ein paar Tage später kriegen sie Besuch von einem goonda , den Anwar Masood geschickt hat.«
»Wer ist Anwar Masood?«, fragte Clayton, so gebannt von Mistry, dass ihm erst im letzten Moment wieder einfiel, wer er angeblich war und was er unmöglich wissen konnte.
»Yash sagt mir, Sie haben Informationen über Alyshia für mich«, erklärte Mistry.
»Ich bin überrascht, Ihnen hier gegenüberzusitzen«, sagte Clayton, der begriff, dass die
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