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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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und ich schlief dort. Einmal hat mein Vater davon erfahren und gesagt, ich solle ihn immer vorher anrufen, wenn ich dort übernachten wollte. Manchmal hätte er Gäste, die sehr privat bleiben wollten.«
    »Was bedeutete das?«
    »Ich war ja nicht mehr komplett unschuldig«, sagte Alyshia. »Meine Mutter hatte mir erzählt, dass es zu Sharmilas Pflichten gehörte, eine Begleitagentur für die Geschäftsfreunde meines Vaters zu leiten. Es gab Partys in dem Haus am Juhu Beach. Ich wusste davon. Ich hab einfach meine Tür abgeschlossen, geschlafen und bin am Morgen wieder verschwunden. Ich hatte jedenfalls nicht vor, meinem Vater jedes Mal Bescheid zu sagen, wenn ich spontan dort bleiben wollte. Aber ich wusste auch nicht, was da draußen noch passiert.«
    »Spezielle Privatpartys?«
    »Manchmal stellte mein Vater das Haus auf einer sehr privaten Basis zur Verfügung. Für nur eine Person. Kein Personal. Nur der Torwächter.«
    »Wusstest du, für wen er das gemacht hat?«
    »Damals hatte ich meinen Vater schon auf Geschäftsreisen begleitet. Er hatte mich mit seinem pakistanischen Netzwerk vor allem in Karatschi bekannt gemacht, aber auch in Hyderabad, Multan, Lahore und Islamabad. Es waren alles Männer, entweder aktive oder pensionierte Militärs oder Regierungsbeamte. Die meisten von ihnen waren bereit, mich als Alternative für meinen Vater zu akzeptieren. Aber ich wurde zwei Männern vorgestellt, von denen mein Vater mir schon prophezeit hatte, dass sie niemals Geschäfte mit mir machen würden. Das waren sehr strenge Muslime. Ich musste meinen Kopf immer bedecken, und der Kontakt wurde auf ein Minimum beschränkt. Sie benahmen sich, als ob ich gar nicht da wäre. Ich war froh, keine Verhandlungen mit ihnen führen zu müssen, vor allem mit dem einen.«
    »Wer war das?«
    »Amir Jat. Ein Offizier, angeblich im Ruhestand, obwohl ich den Eindruck hatte, dass er noch überaus aktiv war. Irgendwas an der Art, wie er die Leute musterte, ließ mich vermuten, dass er vom Geheimdienst war. Ich habe ihn gesehen und gedacht: Er ist der Typ Mann, der einen töten lassen könnte, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater auch Angst vor ihm hatte, oder wenn nicht vor ihm persönlich, dann doch zumindest vor seiner Macht. Amir Jat hatte eine unglaubliche Präsenz, aber sie war keinesfalls angenehm. Er war ein Mann, der vor nichts Halt machen würde. Er würde einen auch grausam foltern lassen, wenn es seinen Zwecken diente. Es war das einzige Mal, dass ich gesehen habe, wie das Charisma meines Vaters ein wenig verblasste.«
    »Und war Amir Jat eines Abends ein ganz spezieller Gast im Haus am Juhu Beach, als du dort warst?«
    »Es war das einzige Mal, dass der Torwächter mich nicht hineinlassen wollte. Nicht nur das, er sagte, ich wolle in dieser Nacht bestimmt nicht dort übernachten. Ich habe ihn angefleht. Die Vorstellung, in die Stadt zurückzufahren, war einfach zu viel. Ich habe ihm versprochen, leise zu sein und kein Licht anzumachen. Er konnte mir wie gesagt nichts abschlagen, aber er hat die Hauptsicherung rausgedreht für den Fall, dass ich doch versehentlich eine Lampe anmachen würde. Natürlich wusste er nicht, wer im Haus übernachtete, er kannte den Gast nicht mit Namen. Aber ich war neugierig geworden und blieb auf, um zu sehen, wer es war … Es war schrecklich«, sagte Alyshia und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Ich meine, ich habe nichts wirklich Schlimmes gesehen, nichts … Konkretes. Aber die Implikationen waren das reine Grauen.«
    »Und was hast du gesehen?«
    Skin saß mit angezogenen Knien auf einem leeren Regal und betrachtete das schüttere rötliche Resthaar an Jordans Hinterkopf, die Kopfhörer auf seinen Ohren und seine breiten, über den Schreibtisch gebeugten Schultern. Skin sehnte sich verzweifelt nach einer Zigarette, aber Jordan hatte ein Rauchverbot verhängt. Er wartete darauf, dass Reecey mit seinem Workout anfing, weil er dachte, dass ihm das den kleinen Vorteil verschaffen würde, den er brauchte. Die Zeit raste unaufhaltsam Richtung halb zwei, und Reecey las in aller Seelenruhe in einem gebundenen Buch ohne Cover, beide Füße fest auf dem Boden.
    »Was liest du denn da?«, fragte Skin.
    Reecey antwortete nicht, sondern schüttelte nur den Kopf, als ob das Skins Horizont ohnehin übersteigen würde.
    Skin zuckte die Achseln, schwang die Beine von dem Regal und zog seine Jacke aus. Er fing an, die Übungen zu machen, bei denen er Reecey beobachtet

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