Stirb für mich: Thriller
auf die reale Welt blickte. Ein Mann auf Knien, dahinter ein zweiter mit rasiertem Schädel und vorgehaltener Waffe.
»Runter auf alle viere wie ein Hund«, sagte Skin.
Jordan ließ sich auf seine Hände sinken.
»Kriech vor mir auf dem Boden, so wie du sie hast kriechen lassen«, sagte Skin.
Jordan drückte die Nase auf den Boden und kroch durch den Raum.
Skin schoss ihm ins Bein. Jordan brach auf dem Betonboden zusammen und sackte zur Seite. Skin drehte sich zu Alyshia um und brüllte: »Zieh die Schlafmaske an, sofort !«
Tastend fand sie die Maske neben dem Kissen und streifte sie über. »Sind Sie …?«, setzte sie an.
»Maul halten!«, brüllte Skin. »Hände an den Kopf und nicht bewegen, ehe ich es dir sage.«
Skin ging zu Jordan, der sich keuchend das Bein hielt, die Augen geschlossen. Sein Gesicht war von einem Schweißfilm bedeckt. Skin feuerte den zweiten Schuss direkt auf seinen Kopf. Alyshia sprang vom Bett auf, als ob es unter Strom gesetzt worden wäre.
»Hinsetzen!«, brüllte Skin.
»Ich kenne Ihre Stimme«, sagte sie unwillkürlich, ihr Verstand immer noch dermaßen unter Schock, dass die Gedanken ungefiltert heraussprudelten. »Ich glaube … ich glaube, Sie haben gerade etwas sehr Dummes getan.«
»Aber keiner lacht, verdammt noch mal, oder?«, sagte Skin.
ACHTZEHN
Dienstag, 13. März 2012, 1.00 Uhr (Londoner Zeit)
5.00 Uhr (Ortszeit), Lahore, Pakistan
A mir Jats Spezialagent kam nie durch das Haupttor. Er hatte einen Schlüssel zu einer Tür auf der Rückseite des Grundstücks, die in einen kleinen Garten führte, sodass er ungesehen kommen und gehen konnte. Nervös lief er zum Haus, um mit seinem Boss zu sprechen. Er war aufgeregter als sonst wegen der umwälzenden Informationen, die er mitbrachte.
Obwohl Generalleutnant Amir Jat vom pakistanischen Geheimdienst ISI offiziell in den Ruhestand getreten war, hatte sein Tagesrhythmus sich nicht verändert: Er stand um vier Uhr auf und arbeitete am Schreibtisch, bevor er um sechs Uhr die ersten Gäste empfing. Auch heute war er zur gewohnten Zeit auf, jedoch nicht, um seine Korrespondenz abzuarbeiten. Er saß auf der Veranda hinter dem Haus, um seinen Spezialagenten zu empfangen, der ihn nur in den frühen Morgenstunden und ausschließlich mit Informationen über Frank D’Cruz aufsuchte. Das Haus war immer menschenleer, wenn er mündlich Bericht erstattete, es gab kein einziges schriftliches Dossier.
Frank D’Cruz hatte einen besonderen Platz in Amir Jats Welt. Er war der Mensch, den der pensionierte Offizier am meisten hasste. Nicht, weil D’Cruz ein Ungläubiger war, und auch nicht, weil er ein immens reicher Ex-Schauspieler war, den man durchaus beneiden und verachten konnte. Nein. Er hasste ihn, weil D’Cruz seine eine unerlaubte Schwäche kannte, und in Amir Jats Welt hatte man keine Schwächen. Jat war ein Mann, den man zu fürchten hatte, und auch D’Cruz hatte Angst vor ihm, doch Jat wusste mit dem ausgeprägten politischen Instinkt einer grauen Eminenz, dass sich das innerhalb eines Moments ändern und er hoffnungslos bloßgestellt werden könnte. Deswegen musste er alles über Frank D’Cruz wissen, was in Erfahrung zu bringen war, selbst wenn es sich nicht im engeren Sinne um eine ISI -Angelegenheit handelte.
Es lag in der Natur des ISI , dass niemand – nicht einmal der Chef und seine führenden Offiziere – wusste, wie der Dienst genau funktionierte und auf wen er Einfluss ausübte. Laut Verfassung war er als eine Einheit der Armee, zuständig für Auslands- und Inlandsaufklärung, dem Premierminister unterstellt. Aber das entsprach nicht notwendigerweise der Realität im Feld, wo eine Menge passierte, was nie in Berichten auftauchte oder unter Politikern verbreitet wurde. Benazir Bhutto hatte den ISI einmal »einen Staat im Staate« genannt, und das stimmte.
Der ISI setzte sich aus Offizieren zusammen, die theoretisch unter dem Befehl und der Kontrolle des Verteidigungsministeriums standen, und sie handelten auch wie Offiziere einer Armee, repräsentierten, protegierten, informierten und subventionierten jedoch gleichzeitig all die Fraktionen, die in dem komplizierten, aus verschiedenen Stämmen bestehenden und religiös disparaten Staat Pakistan existierten. Wie konnten Mitglieder eines Geheimdienstes, der der CIA in den 1980ern geholfen hatte, gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans einen Aufstand der Mudschaheddin zu organisieren, die dann nach dem Erfolg der Operation fallen gelassen worden waren wie
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