Stirb für mich: Thriller
Anruf ist mehr als eine Stunde vergangen. Du hast gesagt, er würde sich …«
»Er wirkte ein wenig betrunken«, sagte Boxer.
»Woran machen Sie das fest?«, fragte Barnes.
»Heute Morgen wirkte er nervös und zögerlich. Er hat gesagt, er würde in zwei Stunden wieder anrufen, aus denen dann ungefähr sieben geworden sind. Beim zweiten Anruf klang er deutlich mutiger, aber seine Stimme war irgendwie belegt und schwerfällig«, sagte Boxer. »Haben Sie die Aufnahmen gehört?«
»Aber warum ruft er nicht wieder an?«
»Inzwischen wird er die Nachrichten auf Channel Four gesehen haben. Er traut sich nicht mehr, ein Handy zu benutzen. Ich glaube, er geht dorthin zurück, wo sie Alyshia festhalten, um mit seinem Partner zu reden. Er hat ein paar Drinks genommen und kommt gerade von seinem High wieder runter, nachdem er hunderttausend Dollar klargemacht hat, deshalb ist er vielleicht nicht mehr ganz so konzentriert.«
»Er hat gedroht, mir einen Finger von ihr zu schicken.«
»Das war nur frustriertes Gerede.«
»Und wo VERDAMMT NOCH MAL bleibt Chico?«, brüllte Isabel und hämmerte mit der Faust auf den Glastisch.
»Das ist ihr Exmann, Frank D’Cruz.«
»Ich bin unterrichtet worden«, sagte Barnes.
»Vermutlich leitet Martin Fox diesen Einsatz nicht mehr«, sagte Boxer. »Kann Ihr Chef Frank D’Cruz auftreiben? Er soll uns das Geld bringen, also …«
»Sie arbeiten dran«, erklärte Barnes, ungehalten, dass ein Kollege seine Professionalität anzweifelte. »Machen Sie den Botenjungen?«
»Isabel Marks hat mir diese Aufgabe anvertraut«, erwiderte Boxer, ohne auf den Seitenhieb einzugehen.
Saleem Cheema schoss wie eine Rakete aus seinem Sessel, als er die Nachrichten auf Channel Four sah. Er ging direkt zu seinem Computer, fand die Fotos auf einer Nachrichten-Website und druckte sie aus.
Er schickte Hakim Tarar eine SMS mit dem Code. Fünf Minuten später rief Tarar an.
»Hast du die Nachrichten auf Channel Four gesehen?«, fragte Cheema.
»Ja.«
»Kennst du einen von den beiden Typen?«
»Nein. Sollte ich?«
»Sie sind aus deinem Teil der Stadt: Stepney, Bethnal Green.«
»Ich hatte noch nie mit ihnen zu tun.«
»Einer war früher mal Krankenpfleger. Gareth Wheeler alias ›Dan‹. Er hat Medikamente gestohlen und in den Clubs verkauft. Hat in Wandsworth gesessen.«
»Okay, ich frag mal rum, ob er noch im Geschäft ist. Aber ich glaube nicht, dass er in meinem Gebiet aktiv ist. Ich kenne sie alle, auch die, die nicht unseren Stoff verkaufen.«
»Dann hör dich auch in anderen Gegenden um: Haggerston, Hoxton, Shoreditch, Dalston. Die Polizei geht davon aus, dass sie noch in der Gegend sind. Sie haben ihren Transporter bei einem Händler in Bethnal Green in die Schrottpresse gegeben.«
»Sie haben beide gesessen«, sagte Tarar. »Könnte sein, dass sie keine Dealer, sondern Konsumenten sind.«
»Wenn es sein muss, kannst du ein Sonderangebot machen: drei für den Preis von zwei. Vielleicht hilft das dem Gedächtnis deiner Dealer auf die Sprünge.«
»Hört sich an, als wäre diese Sache wirklich sehr wichtig.«
»Ist sie auch, hat man mir gesagt, aber ich weiß nicht, warum.«
Dan kaufte eine Taschenlampe und nahm denselben Weg am Kanal entlang zurück, auf dem er das Versteck verlassen hatte, kam diesmal jedoch erst hinter den Wohnblocks des Colville Estate wieder auf die Straße hoch. Ein bitterkalter Wind wirbelte Müll in der Gosse auf und blies ihn zur anderen Seite, wo ein Stück Papier an einem Zaun kleben blieb. Dan lief hinterher und löste es von den Stäben. Erst nach einer Weile erkannte er, dass es ein Flugblatt der Polizei mit Fotos von Skin und ihm selbst war, frontal und im Profil. Skins Tätowierung war unverkennbar. Er stopfte es in die Tasche, ging durch die Siedlung zum Branch Place, öffnete die Doppeltür und rannte die Treppe zur Wohnung hoch.
Vor der Tür versuchte er, sich zu beruhigen, bevor er den Schlüssel leise ins Schloss schob. Er hörte Stimmen, als er die Tür hinter sich zumachte. Er ging den Flur hinunter, setzte sich im Wohnzimmer die Maske auf und blieb dann lauschend vor der Schlafzimmertür stehen.
Sie lachten.
Er riss die Tür auf.
Skin hatte keine Kapuze auf. Er lag neben Alyshia auf dem Bett, und sie teilten sich einen Joint.
»Der Maskenmann«, sagte Skin. »Willst du auch mal ziehen?«
»Was geht hier ab, verdammt noch mal?«
Skin sah sich um, wie um sich zu vergewissern, dass ihm keine ungewöhnlichen Vorkommnisse entgangen
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