Stirb für mich: Thriller
Code von dieser Woche, und ich sehe zu, dass ich zu Hause per Festnetz erreichbar bin. Alle anderen Aktionen ruhen, bis wir das Mädchen gefunden haben.«
Pünktlich zu den Sechs-Uhr-Nachrichten saß Dan in einem Hinterzimmer des Flask-Pubs in Hampstead und verfolgte seine bisher so erfolgreiche Bushmills-und-Young’s-Strategie weiter. Die Nachrichten vergingen ohne besonderen Zwischenfall.
»Ein Bluff«, sagte er zu sich. »Ein beschissener Bluff.«
Der Gedanke, dass sie ihn hinhielten, weckte neue Gemeinheit in ihm. Sie hatten das Geld, vielleicht keine fünf Millionen, aber einen Haufen mehr als hundert Riesen. Die Adresse, die sie ihm genannt hatte, war in Kensington. Sollte die reiche Schlampe ein bisschen schwitzen. Das würde er auch Skin sagen.
Seine Kniegelenke knackten, als er vom Tisch aufstand. Das Bier und der Whisky hatten irgendwas mit seinen Muskeln gemacht, und sein Gehirn fühlte sich an wie durchgeschüttelt. Am Ende des Flask Walk ging er nicht Richtung U-Bahn, sondern bog in die entgegengesetzte Richtung ab. Er meinte sich an einen Inder ein Stück die Straße hinunter zu erinnern, wo er etwas Warmes essen konnte. Er blickte in die teuren Kleiderläden, bevölkert von Frauen, für die Geld anscheinend kein Thema war.
Das Shahbagh Tandoori war eher seine Preisklasse. Er bestellte Hühnchen, Reis, ein Gemüsecurry und ein Pint Lager. Er mochte es sich nicht eingestehen, doch er genoss seine Freiheit. Eigentlich wollte er nicht zurück zu Skin und Alyshia im Colville Hyatt.
Nachdem er in der Toilette des Shahbagh ausführlich gepinkelt hatte, trat er wieder hinaus in den eisigen Wind, der vom Rosslyn Hill blies. Er ging in Richtung der U-Bahn-Station Belsize Park. Das war der weitere Weg, doch er würde ihn am Royal Free Hospital vorbeiführen. Er überlegte sogar, ob er ein paar alte Kumpels besuchen, sie auf einen Drink einladen und von seinem neuen Leben als Killer und Kidnapper erzählen sollte.
Es war schon nach sieben Uhr, als er schwankend vor dem exklusiven Bang-&-Olufsen-Laden am Rosslyn Hill stehen blieb. In einem Fernseher für sechstausend Pfund redete Jon Snow auf Channel Four stumm zu dem Schaufenster. Dann wurde zu einer jungen Frau umgeschaltet, die offenbar weitere Nachrichten präsentierte. Unvermittelt blickte Dan auf ein Bild von sich mit einem Namen darunter, Gareth Wheeler, alias »Dan«, daneben das Foto eines gewissen William Skates alias »Skin«.
Ein Paar trat neben ihn vor das Fenster. Sie starrten ebenfalls auf den Fernseher, und nach einer Weile beugte sich der Typ langsam zu ihm rüber und sagte aus dem Mundwinkel: »Ich denke, wir gehen ins Dixons in Brent Cross.«
Der neue, vom Special Crime Directorate 7 geschickte Consultant stellte sich an der Haustür vor.
»Ich bin Rick Barnes vom Entführungsdezernat der Met«, sagte er.
Boxer gab ihm die Hand und nahm ihm den Mantel ab.
»Wir sind uns schon mal begegnet.«
»Wirklich?«
»Im Pub, mit Mercy.«
»Erwähnen Sie Isabel gegenüber nicht, dass Mercy Polizistin ist«, sagte Boxer, der sich jetzt ebenfalls erinnerte. Der Typ war in Mercy verschossen gewesen, und sie hatte Boxer gebeten mitzukommen, um sicherzugehen, dass daraus nichts wurde.
Er führte Barnes ins Haus und stellte ihn Isabel vor, die sich nicht für ihn interessierte, weil sie nach den Telefonaten vom Nachmittag nicht mehr aufnahmefähig war. Barnes setzte sich ihr gegenüber. Er hatte dunkles, kurzes, auf dem Kopf bereits etwas schütteres Haar, blaue Augen, ausgeprägte Wangenknochen und schmale Lippen. Er wirkte mager und hart, so als würde er viel trainieren. Er trug ein graues Jackett und eine rote Krawatte zum weißen Hemd und beugte sich leicht vor, als könnte er jeden Moment aufspringen, um Isabel und diverse Möbelstücke durch den Raum zu schleudern. Seine Präsenz war so intensiv, dass Isabel sich aus ihrem eigenen Haus gedrängt fühlte. Boxer begann, ihm die Entwicklungen des Nachmittags zu schildern.
»Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte Barnes, »würde ich es lieber von Mrs Marks hören.«
»Ich habe Charles gerade zu meinem Krisenmanagementkomitee ernannt«, sagte Isabel. »Er wird Sie über alles informieren, was Sie wissen müssen.«
Barnes musterte Boxer mit einem langen harten Blick und erinnerte sich daran, wie sehr er ihn nicht leiden konnte, ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte. Nach fünf Minuten ging Isabel dazwischen.
»Warum hat er noch nicht angerufen?«, fragte sie. »Seit seinem letzten
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