Stirb für mich: Thriller
sichtlich beeindruckt von Jat. Sie begannen leise miteinander zu reden.
»Aber sie sind wertvolle Mitglieder meines Netzwerks. Was passiert, wenn einer verletzt oder getötet wird? Wir würden unsere Kapazität verlieren, andere Operationen zu finanzieren.«
»Wie viel finanzielle Unterstützung braucht ihr?«, fragte Jat. »Ich gebe euch alle Mittel, die ihr benötigt. Das verspreche ich euch.«
»Wir machen es«, sagte Tarar.
Sie sahen Cheema an.
»Wir machen es unter der Bedingung, dass wir das Mädchen behalten und das Lösegeld kassieren. Damit haben wir alle Mittel, die wir brauchen«, sagte Tarar.
Cheema nickte zustimmend hinter Jats Schulter.
»Ich will das Mädchen verhören, sobald es in unserer Gewalt ist«, sagte Jat. »Ich brauche Antworten von jemandem, und sie bietet mir die Möglichkeit, Druck auszuüben. Wenn ich diese Antworten habe, gehört sie euch. Einverstanden?«
Alle nickten.
»Was machen wir mit ihm?«, fragte Tarar und zeigte auf MK .
»Man kann nur eins mit ihm machen«, antwortete Jat.
»Aber keine Sauerei mehr«, sagte Cheema mit einem angewiderten Blick auf die Urinlache.
Ein Mädchen im Teenageralter in einem schwarzen, bauschigen Mantel ging über den Bürgersteig auf das Rich Mix Cinema zu. Neben dem silbernen Golf GTI blieb sie stehen und klopfte ans Fenster. Boxer ließ es herunter. Sie gab ihm den Zettel und ging weiter.
Boxer las und reichte den Zettel dann Isabel. Sie fuhren die Bethnal Green Road hinunter. Sieben Minuten später standen sie vor der U-Bahn-Station Stepney Green. Boxer spähte in die Dunkelheit. Nichts. Er lehnte sich zurück. Ein Jugendlicher ging vorbei und klatschte einen Zettel auf die Windschutzscheibe. FAHREN SIE ZUR U- BAHN - STATION MILE END , UND WARTEN SIE . Boxer bog links in die Mile End Road ein und hielt ein paar Minuten später vor der U-Bahn-Station.
»In den ersten zehn Jahren unserer Ehe war ich Franks Gewissen«, sagte Isabel. »Bis wir uns auseinandergelebt haben. In den nächsten fünfzehn Jahren hatte er kein Gewissen mehr. Er hat jeden korrumpiert, der in seinen Einflussbereich geraten ist.«
»Was ist mit Sharmila?«
»Sie stammt aus dieser Welt. Sie hat einen Gangster verlassen, um mit Chico zusammen zu sein. Er hat ihr die Leitung seiner ›Begleitagentur‹ übertragen. Sie liefert die Huren für seine Kunden. Und das ist wieder typisch Chico: Er bringt sie dazu, schreckliche Dinge zu tun, bis sie genauso schwarz ist wie er. Der Verführer ist erst zufrieden, wenn die Verführten vollkommen in seine dunkle Welt eingetaucht sind.«
»Aber du bist jetzt draußen.«
»Bin ich das?«, fragte sie. »Worauf lasse ich mich diesmal ein?«
»Ich bin nicht reich. Ich will keine Macht über andere. Ich korrumpiere die Menschen nicht.«
»Bist du skrupellos?«
Er überlegte, bevor er diese Frage beantwortete, weil er sie nicht belügen wollte.
»Ja, aber nur denen gegenüber, die Unrecht getan haben.«
Ein alter Mann mit einem Mantel und schulterlangem grauen Haar unter einer Wollmütze überquerte vor ihnen humpelnd die Straße und blieb neben dem Wagen stehen.
»Wohin?«, fragte Boxer.
»Haben Sie eine Zigarette?«, fragte er. Dann sah er Isabel und beugte sich weiter ins Fenster. »Sind Sie verheiratet?«
»Nein, bin ich nicht«, antwortete sie lächelnd.
»Sollten Sie aber sein«, sagte er. »Sie sind eine sehr schöne Frau. Ist er verheiratet?«
»Nein«, sagte Boxer.
»Und Sie haben ganz bestimmt keine Zigarette?«
»Wir rauchen nicht.«
»Eine sehr schöne Frau«, wiederholte er und starrte sie eindringlich an. »Wohin wollen Sie jetzt fahren?«
»Wir wissen es nicht«, antwortete Isabel. »Wir warten darauf, dass man es uns sagt.«
»Haben Sie eine Nachricht für uns?«
Er wandte den Blick zu Boxer und sagte: »Qui nunc it per iter tenebricosum illuc, unde negant redire quemquam.«
»Verzeihung?«, sagte Boxer.
»›Und nun wandelt er auf der finstren Straße hin, von wo, wie man sagt, niemand zurückkehrt‹«, sagte der alte Mann. »Gute Nacht.«
Er ging davon, und sie sahen ihm durch das Rückfenster nach.
»Ein Spinner?«, fragte Boxer.
»Glaub schon«, sagte Isabel. »Oder vielleicht ein Zurückgekehrter.«
»Was?«
»Der Geist eines Verstorbenen, der zurückkommt, um dir etwas zu sagen.«
»Hoffen wir, dass er sich gemeint hat, als er von der ›finstren Straße‹ geredet hat, ›von wo niemand zurückkehrt‹«, sagte Boxer und fragte sich beklommen, ob er selbst einen Punkt erreicht hatte,
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