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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Platzes im georgianischen Stil mit Beeten in der Mitte, deren Pflanzen zum Schutz gegen den Frost mit Säcken zugedeckt waren. In den anderen Häusern brannte kaum ein Licht. Offenbar war D’Cruz nicht der Einzige, der in der Nobelimmobilie eine sichere Auslandsinvestition gesehen hatte.
    Eine Frau öffnete die Tür, schlang die Arme um D’Cruz und presste ihr Gesicht an seinen Hals. Weinend sagte sie etwa eine Minute lang immer wieder »Chico« und ballte ein Taschentuch in der Faust. Aus Achtung vor ihrer Privatsphäre zog Boxer sich ein paar Schritte zurück. Schließlich löste sich D’Cruz aus der Umarmung und führte sie in den warmen, hellen Flur. Dort standen sie dicht beieinander, zwei dunkle Silhouetten, und redeten. Sie nickte, während er etwas erklärte, dann wandten sich beide zu Boxer um. Isabel Marks kam heraus, um ihm die Hand zu geben, entschuldigte sich für ihren Zustand und führte ihn hinein.
    Der Mutter eines entführten Kindes vorgestellt zu werden war jedes Mal ein Moment der Anspannung. Wenn ihr der erste Eindruck nicht gefiel, war man den Job los, egal, was der Ehemann sagte. Boxer löste bei anderen Menschen extreme Reaktionen aus, rückhaltloses Vertrauen oder heftige Antipathie. Bei Ehefrauen von sehr reichen Männern meistens Letzteres, war ihm aufgefallen. Ihnen missfiel, dass er so reserviert blieb, unbeeindruckt von ihrem Wohlstand, ohne große Ehrfurcht vor Status oder Prominenz und ohne einen Funken von Unterwürfigkeit in seinem Wesen. Er war schon auf Türschwellen in Miami, São Paulo, Nassau, Manila und Johannesburg gefeuert worden.
    Wegen der noblen Wohnanlage war Boxer auch in diesem Fall zunächst beunruhigt gewesen, aber sobald sich ihre Blicke trafen und ihre Hände berührten, wusste er, dass Isabel Marks nicht der Typ Mensch war, dem er für gewöhnlich im Flur eines Zehn-Millionen-Pfund-Hauses begegnete. Kein künstliches Getue, kein Versuch, ihr furchtbares Leiden zu verbergen. Alle Schutzwälle waren verschwunden, und er traf direkt auf die Person dahinter. Es war ein seltsames Gefühl, wie es vielleicht ein Kind empfindet, wenn es in die Augen seiner Mutter schaut: totales Vertrauen, absoluter Glaube und vollkommene Gewissheit. Die Begegnung löste ein inneres Erdbeben in ihm aus, weil es in seinem Leben an allen dreien gefehlt hatte. Er verspürte ein vages Verlangen, aufgeladen mit der Sehnsucht nach etwas, das er selbst nie erfahren hatte.
    Sie ließ seine Hand los und kehrte an die Seite ihres Exmannes zurück, der sie den Flur hinunterführte, doch sie konnte sich einen erstaunten Blick über die Schulter nicht verkneifen, zurück zu diesen hellgrünen Augen, die jede ihrer Bewegungen verfolgten. Sie gingen in die Küche auf der Rückseite des Hauses mit Blick in einen kleinen Garten und auf ein paar große Linden dahinter. Isabel entschuldigte sich, um sich das Gesicht zu waschen und ihr Make-up aufzufrischen.
    »Wo ist Jo?«, fragte D’Cruz, als sie zurückkam.
    »Sie musste wieder fahren«, sagte Isabel.
    »Musste?«
    »Wir sind uns gegenseitig auf die Nerven gegangen«, erklärte Isabel. »Wahrscheinlich bin ich im Umgang mit anderen Menschen im Moment ein wenig grob.«
    »Blödsinn«, sagte D’Cruz. »Sie ist zwanghaft selbstbezogen, das ist alles. Kein Mitgefühl. Keine Anteilnahme. Wahrscheinlich betrachtet sie das Ganze allein aus der Perspektive von Alyshias Tante.«
    »Red dich nicht in Rage, Chico«, sagte Isabel. »Gib uns lieber was zu trinken.«
    Sie stellte Gläser und Eis auf den Tisch, und D’Cruz schenkte den Whisky ein. Boxer sog sie mit Blicken in sich auf. Sie war vermutlich ein paar Jahre älter als er, trug ihr dunkles Haar jedoch immer noch mädchenhaft lang. In den braunen Augen unter geraden schwarzen Brauen lag angespannte Sorge. Hohe Wangenknochen, sanft geschwungene Wangen. Er stellte sich vor, dass Männer wollten … er stellte sich vor, sie an dieser Stelle zu küssen. Dann die vollen Lippen mit dem ausgeprägten Amorbogen. Ihre bleiche Haut, eine seltsame Mischung aus mediterranem Olivton und Londoner Blässe, die in der Sonne sofort einen goldenen Schimmer annehmen würde. Ihre Figur war kompakt, wie an körperliche Arbeit gewöhnt, aber der breite Gürtel um ihre schlanke Taille betonte ihren hohen Busen und ihre runden Hüften. Sie trug ein kaffeefarbenes Kleid aus Kaschmir und Wolle, der Gürtel war wie ihre Pumps schokoladenbraun.
    Sie setzten sich mit einer Flasche Macallan und einem Eiskübel um den Tisch. Isabel

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