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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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bestand darauf, dass sie sich alle duzten. Sie hatte über ihre Gespräche mit dem Entführer nachgedacht und sich ein paar Notizen gemacht.
    »Was den Zeitfaktor angeht, wirkte er sehr entspannt«, berichtete sie. »Als er sagte, ich könne ihn Jordan nennen, meinte er: ›Wozu die Förmlichkeiten, wenn wir in den nächsten Wochen, Monaten … womöglich sogar Jahren miteinander sprechen werden?‹«
    »Taktik. Er will, dass du denkst, dass er alle Zeit der Welt hat«, sagte Boxer. »Im weiteren Verlauf werden wir schon sehen, wie eilig sie es haben.«
    »Ich habe blöderweise gefragt, ob er ein Freund von Alyshia sei, aber trotz der verzerrten Stimme konnte ich erkennen, dass dem nicht so ist. Er hat irgendwas von ›an der Beziehungsebene arbeiten‹ geschwafelt, was mich sauer gemacht hat. Ich wollte mit Alyshia reden und mir diesen Mist nicht anhören.«
    »Ärgere dich nicht. Er zeigt dir, dass er rational, vernünftig, ja sogar sensibel ist«, sagte Boxer. »Man sollte unbedingt versuchen, diese Haltung so lange wie möglich zu fördern.«
    »Ich wollte bloß, dass er die Klappe hält und mich mit meinem Kind sprechen lässt, aber er sagte, das wäre leider nicht möglich, weil sie entfü…«
    Isabel brach zusammen. D’Cruz stand auf und legte den Arm um sie. Trotz der vorherigen Erwähnung von »Grenzen« gingen die beiden sehr zärtlich miteinander um. Das Einzige, was sie gemeinsam geschaffen hatten, war aus ihrem Leben gerissen worden, und sie waren sich gegenseitig der einzige Trost. Es rührte Boxer jedes Mal zu sehen, wie Eltern immer von der Gegenwart ihrer Kinder erfüllt waren, egal wo diese sich auch in der Welt herumtrieben. Und wie sich diese köstliche Fülle in eine schwarze Leere verwandelte, wenn die Kinder entführt wurden oder einfach nur verschwunden waren. Er dachte unwillkürlich an Amy, sein verrücktes, eigensinniges Kind – auch fort, aber zum Glück nicht verschwunden. Hatte seine Mutter reagiert wie Isabel Marks, als man ihr berichtete, dass er aus dem Internat abgehauen war? Mit vierzehn war er drei Wochen weg gewesen, bis man ihn in Valencia aufgegriffen hatte, und als er nach Hause gekommen war, hatte sie ihm nur einen Anpfiff verpasst.
    »Hast du Kinder?«, riss Isabel Boxer aus seinen Gedanken.
    »Eine Tochter. Siebzehn.«
    »Hast du ein Foto?«
    Er klappte seine Brieftasche auf und gab sie ihr.
    »Sie sieht nicht aus wie siebzehn.«
    »Das liegt daran, dass sie da noch vierzehn und süß und unschuldig war«, sagte Boxer. »Jetzt lässt sie sich nicht mehr fotografieren. Sie ist gerade im Begriff, ihr Leben zum Entgleisen zu bringen, und ich habe den Verdacht, dass sie nicht will, dass irgendjemand sie dabei auf Fotos sieht.«
    »Man macht sich immer Sorgen um sie«, sagte Isabel und gab ihm die Brieftasche zurück.
    »Was hat Jordan noch gesagt, nachdem er dir erklärt hatte, dass Alyshia entführt worden ist?«
    »Er hat gesagt, ich solle mich nicht an die Polizei oder Presse wenden, verbunden mit einer so schrecklichen Drohung … ich meine, so drastisch, dass ich nicht weiß, ob ich es über mich bringe, sie zu wiederholen.«
    »Versuch es«, sagte Boxer. »Wir müssen die Psyche des Mannes kennen, mit dem wir es zu tun haben.«
    »Er sagte, wenn wir extremes Glück hätten, würden wir sie in ein paar Monaten wiedersehen, jedoch in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung, der die Person, die ›zufällig auf ihre Überreste stößt‹, für immer verfolgen würde. Was für ein Mensch will einer Mutter ein solches Bild in den Kopf setzen? Das ist unmenschlich.«
    »Ja, das ist es«, sagte Boxer, beunruhigt über das Gehörte. »Was ist mit Forderungen?«
    »Ich habe es geschafft, ihn zu fragen, was er will, und angenommen, es müsse Geld sein, weil Chico ein so bekannter Geschäftsmann ist. Verrückt, nicht wahr?«, fügte sie kurzfristig abschweifend hinzu. »Ich war so froh, als Alyshia aus Mumbai zurückkam. Ich hatte furchtbare Angst, dass ihr dort so etwas passieren könnte, aber nicht … nicht hier. Nicht in England. Nicht in London.«
    »Es kann überall auf der Welt passieren, Isabel«, sagte Boxer und merkte, dass er ihren Vornamen gern aussprach.
    »Jordan hat gesagt, es ginge nicht um Geld. Und man könne die Sache nicht mit ›ein bisschen gutem alten orientalischen Gefeilsche‹ regeln. Er sagte, er wolle ›nicht so grob sein, einen Preis für den Kopf meines Kindes auszuloben‹. Er meinte, Chico würde das Ganze abtun, und ich müsse ihn

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