Stirb, mein Prinz
Tür mit der Aufschrift »Herzlich willkommen«, was man ganz eindeutig nicht für bare Münze nehmen durfte. Es war der Hoteleingang.
»Weiter.«
Sie gingen weiter.
Auf der Fahrt hatten die Männer kein Wort gesprochen. Phil hatte der Versuchung widerstanden, ihnen im Haus seinen Dienstausweis zu zeigen. Je nachdem, wer die beiden waren – oder wer sie geschickt hatte –, war das vielleicht nicht die klügste Idee.
Im Wagen hatte er versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, ihnen etwas darüber zu entlocken, wohin sie fuhren. Nichts. Keine Reaktion. Also hatte er sie stattdessen eingehend betrachtet. Einer wirkte gelassen, für ihn war das Ganze nur ein Auftrag. Der andere, der mit den roten, entzündeten Augen, schien eine ziemliche Wut im Bauch zu haben. Er nahm die ganze Sache persönlich. Vor ihm musste man sich in Acht nehmen.
»Ich kenne den Laden«, sagte Phil, als er durch die Doppeltür eintrat. »Hier hat die Einwanderungsbehörde schon mehrere Razzien durchgeführt. Na ja, nicht nur die. Alle möglichen anderen Behörden auch.«
»Mund halten und rein.« Rotauge wurde allmählich ungeduldig. Aggressiv.
Phil und Don gingen hinein. Es war niemand da. Alles, was sie sahen, waren eine spärlich beleuchtete Eingangshalle und eine verlassene Rezeption. Rotauge deutete nach oben. Phil und Don sahen sich an. Sie wussten, dass sie keine Wahl hatten, also stiegen sie die Treppe hinauf.
Oben auf dem Absatz stand ein Staubsauger neben einem Haufen Bettlaken und Handtücher, die offenbar für die Wäsche bestimmt waren. Sie sahen schmutzig und fadenscheinig aus.
»Hübsch«, sagte Phil. »Sehr atmosphärisch.«
Rotauge packte ihn und drehte ihn zu sich herum. »Mir reicht’s jetzt mit Ihrer großen Klappe. Rein da.«
Er deutete auf eine billige, einfache Holztür. Nummer sechs. Phil öffnete sie und trat ein.
Er fand sich in einem unscheinbaren Hotelzimmer wieder. Billig möbliert und abgewohnt. Abgetretener Teppichboden, der Bettüberwurf voller Flecken, verschlissene Netzgardinen. In einer Ecke hatte man notdürftig eine Duschkabine aus Plastik installiert, in deren Fugen der Schimmel gedieh. Auf dem Bett saß eine Frau. Für ihre multiethnische Herkunft hatte sie recht helle Haut, trug billige Kleider und hatte ein kleines Kind dabei, das sich an sie klammerte.
Rotauge schloss die Tür hinter ihnen. Dann wandte er sich zu der Frau auf dem Bett.
»Kennen Sie die beiden?«
Die Frau wirkte verängstigt, als sie antwortete. Verängstigt, aber nichtsdestoweniger streitlustig. »Sollte ich?«
»Sagen Sie es mir. Wir haben sie dabei erwischt, wie sie in Ihr Haus eingebrochen sind.«
Die Frau machte vor Schreck große Augen. Sie zitterte leicht. Dann riss sie sich zusammen und musterte Phil. Er wusste, dass sie ihn auf den ersten Blick als Polizisten identifiziert hatte.
»Nein«, sagte sie. »Kenne ich nicht.«
»Gut.«
Rotauge steckte seine Waffe weg und bedeutete Phil und Don, sich ebenfalls aufs Bett zu setzen. Sie kamen der Aufforderung nach.
»Also«, sagte Rotauge, »Freunde von der da sind Sie schon mal nicht.« Sein Tonfall machte deutlich, was er von der Frau hielt. »Könnte gut oder schlecht sein, je nachdem. Also, wer sind Sie?«
»Ich stecke jetzt meine Hand in die Tasche«, kündigte Phil an, »und hole ganz langsam etwas raus.«
Die beiden Männer tauschten einen Blick. Durch seine Wortwahl hatte Phil sich zweifelsfrei als Polizist zu erkennen gegeben.
Er zog seinen Dienstausweis aus der Tasche und zeigte ihn den beiden. »Detective Inspector Phil Brennan. Das hier ist Don Brennan, mein …« Er zögerte. Sah den alten Mann kurz an, bevor er den Blick wieder den Fremden zuwandte. »Mein Vater. Ein ehemaliger Detective. Wir haben ihn als Berater zu einer laufenden Ermittlung hinzugezogen. Und Sie sind?«
Die zwei Männer sahen erst einander an, dann Phil und Don. Auch sie fassten in ihre Jacken und holten Dienstausweise hervor.
»Detective Inspector Al Fennell«, stellte sich Rotauges Partner vor.
»Detective Sergeant Barry Clemens«, sagte Rotauge. »Abteilung Organisiertes Verbrechen.«
Sie steckten ihre Ausweise wieder weg.
Phil nickte. Etwas Ähnliches hatte er bereits vermutet. Der Gedanke war ihm während der Fahrt gekommen. Die Männer hatten auf ihn nicht wie Gangster gewirkt und auch nicht wie gewöhnliche Kriminelle. Das legte den Verdacht nahe, dass sie bei irgendeiner Spezialeinheit waren. Wie sich herausstellte, hatte er nur knapp
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