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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Phil streifte seinen blauen Overall ab. Mickey tat es ihm nach.
    »Das Ding ist wie eine Ein-Personen-Sauna«, meinte er. »Ich schwitze an jedem Tatort bestimmt zehn Kilo aus.«
    Phil quittierte die Bemerkung mit einem halbherzigen Lächeln und überprüfte seine Atmung. So weit alles gut. Er sah auf. Die Krankenwagen und Einsatzfahrzeuge der Polizei parkten am Ende des Weges. Das Grundstück war komplett abgesperrt, so dass die Schaulustigen sich stattdessen auf der nahe gelegenen Brücke versammelt hatten. Dort reckten sie die Hälse und versuchten einen Blick auf etwas Gefährliches oder Aufregendes oder Ekliges zu erhaschen. Ein Nervenkitzel zweiten Grades, weil man der Gefahr so nahe war und doch gleichzeitig weit genug entfernt, um selbst nichts befürchten zu müssen. Als wäre Phils Arbeit eine Art Sportveranstaltung.
    »Als würden sie vor dem Fernseher hocken«, meinte Mickey, der seine Gedanken gelesen zu haben schien.
    »Unser Publikum«, sagte Phil. »Für die ist das alles hier nur Show.« Dann dachte er an den Keller. Wie eine Bühne kurz vor der Aufführung. Jetzt kam ihm die Analogie nicht mehr passend vor.
    »Boss?«
    Phil wandte sich um. Die Birdies waren eingetroffen. DC Adrian Wren und DS Jane Gosling. Der Zaunkönig und das Gänschen. Sie wurden unweigerlich immer zusammen in ein Team gesteckt, allein schon ihrer Nachnamen wegen. Ihr äußeres Erscheinungsbild tat ein Übriges: Adrian war ein Strich in der Landschaft, Jane klein und rundlich. Die beiden sahen aus wie ein Duo aus dem Varieté. Doch sie gehörten zu Phils besten Mitarbeitern.
    Er rief sie zu sich. »Adrian, Jane, gut, dass Sie beide hier sind.«
    Sie nickten zur Begrüßung.
    »Also«, sagte er an die Gruppe gewandt. »Die Leute von der Spurensicherung übernehmen hier gleich das Kommando. Nachdem ich mich unten umgesehen habe, würde ich sagen, dass wir fürs Erste mit Arbeit eingedeckt sind.«
    »Wie meinen Sie das?« DS Jane Gosling runzelte die Stirn.
    Phil schilderte ihnen, was er im Keller gesehen hatte. »Noch ist unklar, aus was für Knochen der Käfig gebaut wurde. Hoffentlich wissen wir bald mehr.«
    »Könnten es denn Menschenknochen sein?«, fragte DC Adrian Wren.
    »Wir schließen nichts aus«, antwortete Phil. »Nicht, bis wir Gewissheit haben. Aber einige der Knochen müssen sehr alt sein. Und so wie der Keller hergerichtet war, wirkte es, als wären wir mitten in ein Ritual geplatzt. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, scheint genau zu wissen, was er tut. Wahrscheinlich tut er es nicht zum ersten Mal. Deshalb müssen wir in Erfahrung bringen, wem das Haus gehört, wer die Vorbesitzer waren – einfach alles.«
    »Das könnte ich übernehmen«, meldete sich Mickey zu Wort. Er blätterte in seinem Notizbuch. »Einer der zwei Typen, die die Polizei gerufen haben, hat mir den Namen der Abrissfirma genannt. George Byers in New Town. Die werden ja wohl wissen, wem das Haus gehört. Vielleicht hatten sie sogar persönlich mit den Besitzern zu tun.«
    »Guter Ansatzpunkt.« Phil blickte zu dem großen georgianischen Haus auf der anderen Seite hinüber. In den Fenstern waren Gesichter zu sehen. Auch dort wollten die Leute unbedingt wissen, was los war. »Bevor Sie loslegen, finden Sie noch raus, was das da für Büros sind. Welche Firmen dort sitzen, wer dort arbeitet, ob irgendwer jemanden gesehen hat, der ins Haus gegangen oder rausgekommen ist. Irgendeinem der Angestellten ist garantiert etwas aufgefallen.«
    Mickey nickte, während er sich Notizen machte.
    Phil wurde das Gefühl nicht los, dass jemand sie beobachtete. Er sah sich um. Sein Blick fiel auf einen halb von Unkraut überwucherten Weg aus geborstenen Betonplatten. Daneben verlief ein Maschendrahtzaun, der tapfer versuchte, dem Angriff der Büsche, Bäume und Wildblumen standzuhalten, die ihn umzuwerfen drohten. Der Weg führte an einem zweiten verfallenen Haus vorbei. »Was ist da hinten?«
    »Schrebergärten«, sagte Mickey, der seinem Blick gefolgt war.
    Phil betrachtete das Haus am Ende des Betonweges genauer. Jetzt fiel ihm auf, dass es sich in Wirklichkeit um zweigeschossige Reihenhäuser handelte. Sie waren fast komplett verfallen. Von den Dächern waren nur noch die Gerippe der Dachstühle übrig. Dachziegel und Dämmwolle fehlten. Fenster und Türen waren vernagelt, die Bretter hatten sich verzogen, und die Witterung hatte sie grau werden lassen. Regenrinnen und Fallrohre waren voller Rostflecken, die verschmutzten Außenwände mit Graffiti

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