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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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aufgefallen war, erhob sich und kam auf sie zu. »Hallo, Rose«, sagte er. »Schön, Sie zu sehen.« Er streckte ihr die Hand hin, und sie schüttelte sie.
    Ihr Vorgesetzter. Der kommissarische DCI Brian Glass.
    Glass schenkte ihr ein Lächeln. Nur ein kleines, mehr nicht. Ein kurzes Zucken seiner Lippen, dann war es auch schon wieder vorbei. Zurück zum Geschäftlichen.
    Sie kannte ihn vom Hörensagen. Ein geradliniger Mann, bei dem immer alles streng nach Vorschrift lief. Er achtete auf sein Äußeres, aber übertrieb es nicht damit. Er wirkte seriös in seinem Anzug, als müsse er vor Gericht auftreten oder vor einer Fernsehkamera. Der Haarschnitt war kurz, doch nicht zu streng. Erste Anzeichen von Grau an den Schläfen. Methodisch, gründlich, erzielte Ergebnisse durch harte Arbeit. Aufrechte Haltung, gut gebaut. Sein Aftershave hätte Eau d’Alpha­männchen heißen können. Gebräunt, vor Gesundheit strotzend. Sehr gebräunt , dachte Rose. Nicht nur hart wie eine Nuss, sondern auch so braun.
    Sie verkniff sich ein Grinsen. Merkte dann, wie Glass’ Blick zu ihren Brüsten wanderte. Auch darüber lächelte sie insgeheim und streckte unauffällig den Rücken noch ein bisschen weiter durch. Sie kannte ihre Waffen. Und scheute sich nicht, sie strategisch einzusetzen.
    Ein weiteres Lächeln flog über seine Lippen, diesmal ein genießerisches. In dem Moment wusste Rose, dass sie den Fall hatte. Er hätte ihr alles gegeben, ganz egal, was sie von ihm verlangt hätte. Denn unter seiner rechtschaffenen Fassade war er genau wie alle anderen Männer.
    Sie hatte ihn in der Tasche. Vielleicht noch nicht jetzt, in diesem Moment, aber sie würde daran arbeiten. Und ihre Arbeit würde Früchte tragen.
    Ja. Es würde ein guter Fall werden.
    13 Phil entfernte sich von den anderen und hob sein Handy ans Ohr.
    »Phil? Nur ganz kurz, es ist wegen Josephina. Ich wollte bloß fragen, wann du sie abholen kommst.«
    Er erkannte die Stimme sofort. Don Brennan, sein Adoptivvater.
    »Hi, Don.«
    Sein Tonfall entging Don nicht. »Entschuldige, bist du beschäftigt? Ist es gerade ungünstig?«
    Phil sah sich um. Nachdem die Aufgaben verteilt worden ­waren, gingen die Mitglieder seines Teams ihrer Wege. Er senkte den Kopf und bedeckte das Telefon mit der Hand. »Ein bisschen.«
    Schlagartig veränderte sich Dons Stimme. »Was ist passiert?«
    Don war früher selbst bei der Polizei gewesen. Ihm verdankte Phil nicht nur sein Zuhause, sondern auch seine Berufswahl. Der Abschied von der Polizei war Don sehr schwergefallen. Phil verstand das und versuchte, ihn so weit wie möglich auf dem Laufenden zu halten. Er machte oft Scherze darüber und sagte, wenn er seinem Vater von seinem Arbeitstag erzähle, komme er sich vor wie der Chef der CIA , der zum Sicherheitsbriefing beim ehemaligen US -Präsidenten bestellt war.
    Phil hatte Don vorgeschlagen, sich für einen Posten in der Einheit zu bewerben, die sich mit ungelösten Fällen befasste, aber daran war Don nicht interessiert gewesen. Er hatte gesagt, das sei keine echte Polizeiarbeit, sondern nur ein lahmer Abklatsch. Eine Beschäftigungstherapie für die Ehemaligen. Man stellte sie ruhig, indem man ihnen auf die Schulter klopfte und eine Plakette verlieh. Phil allerdings war zuversichtlich, dass Don seine Meinung noch ändern würde.
    Er zögerte mit einer Antwort. Er durfte nicht zu viel über eine laufende Ermittlung preisgeben, aber ebenso wenig wollte er den Mann, den er als seinen Vater betrachtete, von oben her­ab behandeln.
    »Ist jemand ermordet worden?«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich bin unten in East Hill. Wir haben ein Kind gefunden. Es sieht … nicht gut aus.«
    »Missbrauchsopfer?«
    »Wahrscheinlich. Aber lebendig. Im Keller eines Hauses. In einem Käfig.«
    Phil rechnete damit, dass Don weitere Fragen stellen würde, stattdessen herrschte Schweigen.
    »Bist du noch dran?«
    »Ja, ja … ich bin noch dran. In einem Käfig, sagst du?« Inzwischen war jede Spur des liebevollen Großvaters aus Dons Stimme verschwunden. Er war in der Zeit zurück, wieder bei der Polizei. »Was für ein Käfig?«
    Auch diesmal zögerte Phil, bevor er etwas sagte. »Aus … Knochen. Ein Käfig aus Knochen.«
    Phil hörte nichts als das Summen der Leitung.
    »Hör mal, Don, ich rufe später zurück. Wäre es möglich, dass ihr noch eine Weile länger auf Josephina aufpasst? Ich habe keine Ahnung, wann ich hier fertig bin.«
    »Ja, natürlich, kein Problem …« Don klang so, als wäre

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