Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
besprüht. Das Grün um das Gebäude herum war fleißig mit der Rückeroberung beschäftigt.
    »Jane, Sie bleiben hier. Setzen Sie sich mit den KTU lern in Verbindung. Sorry, den CSI lern. Nicht dass sie sich noch auf den Schlips getreten fühlen.«
    Ein dünnes Lächeln machte die Runde. Erst vor kurzem war die kriminaltechnische Abteilung offiziell in CSI umbenannt worden – nach der Fernsehserie. Der neue Name sollte ihnen – wenigstens nach außen – ein wenig mehr Glanz verleihen.
    »Anni ist im Krankenhaus bei dem Jungen. Er schläft noch. Sie wird sich um die Suche nach vermissten Kindern und Ausreißern aus Kinderheimen kümmern.«
    Erneut ein Blick in die Umgebung. Es standen immer noch Schaulustige auf der Brücke. Ganz in der Nähe, und trotzdem lag eine ganze Welt zwischen ihnen. Phil ging davon aus, dass die Leute sich dessen tief in ihrem Innern auch bewusst waren. Sobald sie genug gesehen hatten, konnten sie nach Hause gehen. Was sie in ihre eigene Welt mitnahmen, war das Gefühl von Abenteuer – und eine stille Dankbarkeit, dass das, was dort unten geschehen war, nichts mit ihnen zu tun hatte.
    Aber Phil konnte nicht einfach nach Hause gehen.
    Und der Junge aus dem Keller auch nicht.
    »Ich schaue mich mal im Haus da drüben um.« Er sah sein Team an. »So weit alles klar? Können wir loslegen?«
    Sie konnten.
    »Gut. Also, an die Arbeit.«
    Kurz darauf klingelte Phils Handy.
    12 Rose Martin schluckte schwer. Dann noch einmal. Spürte wieder diesen Rausch, das Kribbeln des Adrenalins, das sie seit Monaten vermisst hatte. Genau hier gehörte sie hin. Sie war wieder da. Im Dienst.
    Seit dem Anruf ging es ihr gut. Alles fühlte sich richtig an. Sie hatte am »Straße gesperrt«-Schild auf der Colchester Road kurz nach dem Ortseingang von Wakes Colne abgebremst und ihren Dienstausweis ans Autofenster gehalten. Sie durfte passieren, wo alle anderen umkehren mussten. In ihr erwachte dieses unbeschreibliche Gefühl von Macht, weil sie über den Zivilisten stand. Das hatte ihr gefehlt.
    Sie parkte neben der Absperrung und brachte den Uniformierten, der sie zum Wenden auffordern wollte, zum Schweigen, indem sie erneut ihren Dienstausweis vorzeigte. Unter dem Flatterband durchzuschlüpfen, mit klackernden Absätzen die abgesperrte Landstraße entlangzulaufen – allein das tat unsagbar gut. Die Bäume zu beiden Seiten der Straße schienen sich zu ihr herabzuneigen, als wollten sie ihr den Weg zum Tatort weisen.
    Sie sah nach vorn. Ein Geländewagen war in die Böschung gerast, die linke Vorderseite war zerknautscht. Dahinter sah sie Leute von der Kriminaltechnik in ihren blauen Overalls, die neben einigen Uniformierten auf der Straße knieten. Ihre ganze Aufmerksamkeit war nach unten gerichtet. Rose lief schneller. Konnte es kaum erwarten, zu den anderen zu stoßen, endlich wieder dabei zu sein. Das Kommando zu übernehmen.
    Dann blieb sie ruckartig stehen und betrachtete die Männer erneut. Wie sie gebückt dastanden oder am Boden hockten. Die Leiche. Dort musste die Leiche liegen.
    Die Brust wurde ihr eng, als eine plötzliche Angst sie überkam. Ihre Arme begannen zu zittern. Ihre Füße wollten nicht weiter. Sie verspürte den Drang, sich umzudrehen, zurück zu ihrem Wagen zu laufen, sich auf die andere Seite des Absperrbands zu flüchten. Das Ganze zu vergessen. Sich irgendwo zu verkriechen.
    Marina hatte recht gehabt. Genau so etwas hatte sie prophezeit.
    Marina. Rose schloss die Augen. Atmete bewusst langsam. Nichts von dem, was diese Frau oder ihr Mistkerl von Freund zu sagen hatten, war für sie irgendwie von Belang. Sie würde ihnen zeigen, dass sie sich irrten. Ihnen beweisen, dass sie stark genug war und mit allem fertig werden würde, was die Arbeit für sie bereithielt. Sie würde es ihnen zeigen.
    Das Zittern ließ nach. Ihr Atem beruhigte sich. Sie streckte die Finger, übernahm wieder die Kontrolle über ihren Körper. Zwang ihn dazu, ihr zu gehorchen. Genau. Zeigen würde sie es ihnen.
    Sie ging weiter, hinter sich die Überführung. Die Blätter der Bäume rieben sanft aneinander wie Jazzbesen auf einer Trommelhaut. Ihre ersten Schritte waren langsam, doch dann wurden sie entschlossener. Sie erreichte die Gruppe aus Uniformierten und Kriminaltechnikern. Hielt ihren Ausweis in die Höhe.
    » DS Martin«, sagte sie ein wenig zu laut und vergewisserte sich, dass alle ihren Dienstausweis gesehen hatten. Sie räusperte sich. »Was haben wir hier?«
    Ein Mann in Zivil, der ihr zuvor nicht

Weitere Kostenlose Bücher