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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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genauso heruntergekommen war wie das Haus, kniete auf ihm und schlug schreiend auf seinen Kopf ein.
    Phil hatte keine Zeit nachzudenken, er reagierte rein instinktiv. Sein Selbsterhaltungstrieb übernahm die Führung. Er konnte die Arme nicht bewegen, weil sie zwischen seinem Körper und den Beinen des Angreifers festklemmten. Mit einem Ruck riss er das Knie hoch und traf den Mann im Schritt. Der jaulte vor Schmerz wie ein verwundetes Tier, hörte auf, ihn zu schlagen, und presste sich stattdessen die Hände auf den Schritt.
    Phil wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Sein Angreifer konnte jeden Augenblick wieder anfangen, also nutzte er seinen Vorteil. Mit der rechten Faust versetzte er dem Mann einen Schlag ins Gesicht. Spürte den Nasenknorpel unter den Fingern. Sah das Blut spritzen.
    Heilfroh, dass er daran gedacht hatte, sich die Latexhandschuhe überzuziehen, schlug er ein zweites Mal zu. Danach hatte sein Angreifer genug. Mit einem erneuten Schmerzensschrei rappelte er sich hoch und rannte die Treppe hinunter. Phil kam schwerfällig auf die Beine. Er atmete durch den Mund. Der Gestank hing noch in seiner Nase.
    Er schaute zurück. Was er an der Wand des Schlafzimmers gesehen hatte, würde nicht weglaufen. Er nahm die Verfolgung auf.
    Der Mann war bereits zur Tür hinaus und rannte den Weg entlang. Phil sprintete hinterher und rief gleichzeitig nach Verstärkung. Der Mann war beim ersten Haus angelangt und rannte weiter in Richtung Straße. Als er die Uniformierten sah, die Einsatzfahrzeuge und weiter oben die Schaulustigen, machte er kehrt und rannte stattdessen auf die Schrebergärten zu.
    Vier Uniformierte setzten ihm nach. Auch Phil rannte weiter. Gemeinsam verfolgten sie den Flüchtigen, der wie ein Lumpenbündel auf Beinen aussah.
    Es war ein ungleicher Kampf. Die Polizisten hatten den Mann zu Boden geworfen, noch ehe er das Tor zur Gartenanlage erreicht hatte. Kurz darauf stieß Phil dazu und blieb keuchend neben ihnen stehen.
    »Okay. Helfen Sie ihm hoch.«
    Sie zogen den Mann auf die Beine, und Phil musterte ihn eingehend. Er war älter, als er zunächst vermutet hatte, was allerdings auch an den langen grauen Haaren und dem Bart liegen konnte. Seine Kleider hingen in Fetzen an ihm herunter, das Gesicht war schmutzig und schorfverkrustet. Die blutende Nase verschlimmerte den Gesamteindruck noch. Und erst der Gestank. Als würde er bei lebendigem Leibe verfaulen. Phil war es ein Rätsel, wie jemand, der so stark in Verwesung begriffen war, überhaupt noch am Leben sein konnte.
    Der Mann hatte jeden Widerstand aufgegeben und wimmerte leise vor sich hin.
    »Kommen Sie«, sagte Phil und wandte sich zum Gehen. »Bringen wir ihn irgendwohin, wo ich mich mit ihm unterhalten kann.«
    Er hoffte, dass sie ihren Täter, den Entführer des Kindes, gefunden hatten. Doch als er das menschliche Wrack betrachtete, das vor ihm ging, kamen ihm ernsthafte Zweifel.

    17 »Bitte sehr, Detective … Philips, nicht wahr?«
    Mickey nickte. »Detective Sergeant Philips. Abteilung für Kapitalverbrechen.«
    »Aha, Detective Sergeant.« Ihre Augen weiteten sich ein klein wenig. »Klingt beeindruckend. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Mickey streckte ihr die rechte Hand hin, zog sie aber, als ihm klar wurde, wie hölzern die Geste wirkte, schnell wieder zurück und setzte sich. Hoffentlich hatte sie es nicht bemerkt. Doch das winzige Lächeln auf ihren Lippen machte diese Hoffnung zunichte. Kein guter Start.
    Er musterte die Frau, die ihm gegenübersaß. Mitte dreißig, schätzte er, schlank, aber mit Kurven. Ein schwarzes Kleid, das sich eng um ihre Figur schmiegte und diese betonte; lange braune Haare mit blonden Highlights. Als er sich gesetzt hatte, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. Er vermutete, dass es auf Cocktailpartys der höheren Gesellschaft schon oft zum Einsatz gekommen war. Und seine Wirkung nie verfehlte.
    Jetzt streckte sie ihm die Hand hin. »Ich bin Lynn Windsor«, sagte sie mit einer Stimme, die genauso viel Selbstsicherheit ausstrahlte wie ihr Lächeln. »Seniorpartnerin bei Fenton Associates.«
    Er erhob sich ein Stück aus seinem Stuhl und schüttelte ihr die Hand. Sie ist gut , dachte er. Wie es ihr völlig mühelos gelungen war, in der Situation die Oberhand zu gewinnen. Er hatte Boden gutzumachen.
    Sie saßen in einem Büro im ersten Stock des georgianischen Hauses. Ursprünglich war die Vernehmung der Mitarbeiter Adrian Wrens Aufgabe gewesen, es hatte sich jedoch rasch herauskristallisiert,

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