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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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trat ganz dicht an Glass heran. Drückte erneut den Rücken durch. »Kommen Sie, Brian. Sie können mir doch bestimmt ein paar zusätzliche Männer besorgen, die mir ein bisschen unter die Arme greifen …«
    Glass sah sie mit ausdrucksloser Miene an. » DS Martin, das würde ich, wenn ich könnte. Aber es ist schlichtweg nicht möglich. Wenn Sie den Wald ein zweites Mal absuchen wollen, dann werden Sie es wohl allein tun müssen. Ich an Ihrer Stelle würde mich allerdings fürs Erste mit dem zufriedengeben, was die Uniformierten gefunden haben, und dort ansetzen.«
    Rose wich zurück. Sie war wütend auf ihn, wütend auf sich selbst. »Verstehe«, sagte sie. »Na schön. Haben Sie ihre Adresse?«
    Er nannte sie ihr. »Wir wissen auch den Namen der Frau, mit der sie zusammenwohnt. Donna Warren.«
    »Kennen wir die?«
    »Oh ja. Faiths Arbeitskollegin.«
    »Okay.« Sie machte sich eine Notiz.
    Glass sah auf seine Uhr. »Am besten fangen wir gleich an. Ich glaube kaum, dass sich irgendjemand um eine Prostituierte scheren wird, die vors Auto gelaufen ist. Wir sollten den Fall daher so schnell wie möglich abschließen, finden Sie nicht auch? Allzu lange dürften die Ermittlungen nicht dauern.«
    »Gut«, sagte sie. »Ich rede nur kurz mit dem Pärchen da drüben, dann fahre ich nach New Town.«
    Glass rührte sich nicht. Rose vermutete, dass er noch mehr von ihr erwartete.
    »Danke für die Chance …«, fast hätte sie ihn Brian genannt, » DCI Glass. Ich –«
    Er unterbrach sie. »Da ist noch etwas.« Sein Gesicht war vollkommen emotionslos.
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie wartete.
    »Ich befördere Sie.«
    Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. »Was?«
    »Ich befördere Sie. Zumindest vorübergehend.«
    »Ich …«
    »Sie hatten sich bereits vor Ihrer … Auszeit um eine Beförderung beworben. Ich würde dem Gesuch gerne stattgeben.«
    »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …«
    »Danke wäre angemessen.«
    Sie lachte. »Danke.«
    Er lachte nicht mit. »Gern geschehen. Also, DI Martin, diese Regelung wird dauerhaft werden, sobald Sie den Fall hier abgeschlossen haben.«
    »Ja.«
    Er maß sie mit einem durchdringenden Blick. »Zu meiner Zufriedenheit. Haben wir uns verstanden?«
    Nur zu gut. Tun Sie, was ich sage . Das war damit gemeint. Und sie würde es tun. Sie wollte die Beförderung. »Keine Sorge«, antwortete sie. »Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    »Das ist mir klar«, sagte er und wandte sich ab.
    Nicht mal einen Tag im Dienst, und sie war schon befördert worden. Deswegen kümmerte es sie auch nicht, ob Phil Brennans Fall wichtiger war als ihrer. Der verdammte Mistkerl. Sie würde es ihm zeigen. Und allen anderen auch.
    Mit gezücktem Notizbuch machte sie sich auf den Weg zu dem Pärchen im Krankenwagen.
    Er würde sich noch wundern. Sie alle würden sich noch wundern.
    16 Phil ließ die Helligkeit hinter sich, als er vorsichtig über die Schwelle in das verfallene Haus trat.
    Die beklemmende Ruine ließ keinen Lichtstrahl herein. Die Dielen knarrten unter seinen Füßen. Bei jedem Schritt trat er ganz behutsam auf, um zu testen, ob das Holz morsch war. Er wusste nicht, ob es unter ihm vielleicht einen Keller gab und was ihn dort erwarten würde.
    Die Dielen hielten seinem Gewicht stand. Langsam ging er weiter in den Flur. Das Erste, was ihm auffiel, war der Geruch. Verwahrlosung. Feuchte. Zerfall. Die dumpfe, übelriechende Luft legte sich ihm übers Gesicht wie eine kalte Totenmaske. Er streifte sich Latexhandschuhe über. Dienstvorschrift, aber er hätte es so oder so getan. Allein bei der Vorstellung, irgendetwas in diesem Haus anzufassen, kam er sich verseucht vor.
    Phil konnte das seltsame Gefühl von Unbehagen nicht abschütteln. Er versuchte es zu analysieren, aber es ergab einfach keinen Sinn. Er hatte schon wesentlich gefährlichere Tat­orte gesehen. Solche, an denen sein Leben in Gefahr gewesen war. Einige, die so schlimm gewesen waren, dass er von Panik­attacken wie gelähmt war. Warum also war ihm hier – in einem leerstehenden alten Haus – so unheimlich zumute? Rational war es nicht zu erklären. Aber er fühlte es trotzdem.
    Er betrat den Raum, der seiner Vermutung nach früher einmal das Wohnzimmer gewesen sein musste. Jetzt wohnte niemand mehr darin. Jedenfalls keine Menschen. Schatten huschten vor seinen Füßen davon und verschwanden in Ritzen und Löchern. Er zog seine kleine Taschenlampe hervor und leuchtete damit den Boden ab. Einige

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