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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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sie sich die Latexhandschuhe überstreifte.
    »Verkehrsunfall«, sagte Glass und blickte zu der Stelle auf der Fahrbahn, wo tiefschwarze Bremsspuren beim Heck des Geländewagens endeten. »Eine Frau ist auf die Straße gerannt, direkt vor das Auto da vorne.« Er zeigte auf einen VW Passat, der ebenfalls schräg auf der Böschung stand. »Hinter ihm kam der Geländewagen und hat sie noch mal erwischt. Praktisch tot bei Aufprall. Die Frau, die den Wagen gefahren hat, ist mit ihren Nerven völlig am Ende.«
    »Kann ich mir gut vorstellen«, sagte Rose, obwohl sie es nicht konnte. »Ist sie da drüben?« Sie deutete auf den Rettungswagen, der am Straßenrand parkte.
    »Beide.«
    Eine blonde Frau, die aussah wie eine zerzauste Fußballergattin, saß hinten im Krankenwagen. Sie hatte eine Decke um die Schultern und starrte in die Ferne, aber gleichzeitig schien ihr Blick auch nach innen zu gehen, und zwar tiefer, als es wohl jemals zuvor in ihrem Leben der Fall gewesen war.
    Neben ihr saß ein Mann mittleren Alters im Anzug. Auch er wirkte mitgenommen. Die beiden schauten einander nicht an.
    »Haben sie irgendwas Hilfreiches gesagt?«, wollte Rose wissen.
    »Beide haben dasselbe zu Protokoll gegeben. Die Frau ist aus dem Wald gekommen und die Böschung runtergerannt. Sie ist nicht stehen geblieben, wahrscheinlich war sie zu schnell. Der erste Fahrer, der Mann, hat sie voll erwischt. Er hat noch versucht zu bremsen, aber es hat nicht gereicht. Er hat sie frontal gerammt. Sie wurde übers Wagendach geschleudert, und als sie am Boden lag, hat der Geländewagen sie überrollt und den Rest erledigt.«
    Erneut blickte Rose auf den Asphalt hinab. Er war dunkel, und nicht nur wegen der Bremsspuren. Sie schluckte trocken und war froh, dass die Leiche nicht mehr da war. Sie hatte schon Mühe, beim Anblick des Blutes nicht die Fassung zu verlieren. Fragen , dachte sie. Stell Fragen, das lenkt dich ab.
    »Heute Morgen, sagten Sie?«
    Glass nickte.
    »Um wie viel Uhr?«
    »Früh. Sehr früh. Ungefähr bei Sonnenaufgang, nicht viel später. So gegen sechs.«
    »Und wieso waren unsere beiden Fahrer so früh schon unterwegs?«
    Ein Lächeln huschte über Glass’ Gesicht. »Ein Liebespärchen. Haben die Nacht zusammen verbracht. In einem Motel. Er war auf dem Weg zur Arbeit, und sie musste nach Hause, um die Kinder zu wecken und zur Schule zu bringen. Ihrem Mann, dem Armen, hat sie gesagt, sie sei die ganze Nacht bei einer kranken Freundin gewesen.«
    Auch Rose musste lächeln. »Und das Opfer – wissen wir schon, wer sie ist?«
    »Einer der Uniformierten hat eine Visa-Electron-Karte im Wald gefunden. Ausgestellt auf den Namen …« Er sah in seinem Notizbuch nach. »Faith Luscombe.«
    »Faith Luscombe …« Rose griff nach ihrem Handy und sah zu Glass auf. »Haben Sie sie schon überprüft?«
    »Gleich als Erstes. Eine alte Bekannte. Vorbestraft. Wegen Prostitution.«
    »Wo hat sie gewohnt?«
    »Colchester. New Town.«
    »Dann ist das hier wohl kaum ihre Gegend.«
    »Nicht zwangsläufig«, meinte er. »Sie war nackt, als sie vors Auto gelaufen ist. Vielleicht hat sie gearbeitet.«
    »Möglich wäre es«, räumte Rose ein. »Vielleicht war sie mit einem Freier unterwegs, sie haben irgendwo hier draußen ­gehalten, er ist ein bisschen grob geworden, sie ist weggerannt …« Ihr Blick ging zu der steilen Böschung. »Klingt plausibel. Das heißt also, wir müssen da oben nach einer Lichtung Ausschau halten. Und nach einem Wagen. Die Stelle finden, von der aus sie geflohen ist. Und nach weiteren Zeugen suchen.«
    Erneut berührte er sie an der Schulter. »Deshalb sind Sie ja hier.«
    »Richtig«, sagte sie.
    »Wie sie gestorben ist, wissen wir«, sagte er und nahm seine Hand weg. »Was wir herausfinden müssen, ist, was sie hier gemacht hat.«
    »Ein Suchtrupp muss sich den Wald vornehmen.«
    »Das haben die Uniformierten bereits getan. Dabei haben sie ja die Karte entdeckt.«
    »Wir müssen noch mal rein. Vielleicht finden wir noch mehr.«
    Glass sah sie mit einem Ausdruck des Bedauerns an. »Nun … das könnte schwierig werden. Wir sind im Moment etwas knapp besetzt. Etatkürzungen zum einen. Und dann die Sache unten in East Hill.«
    Rose nickte. Äußerlich ließ sie sich nichts anmerken, aber sie spürte, wie sich erneut die Wut in ihr regte. Phil Brennan, dieser Mistkerl, war wieder mal wichtiger. Sie würgte ihren Ärger hinunter und zwang sich zu einem Lächeln. Sie wusste, was sie tun musste, um ihren Willen durchzusetzen.
    Sie

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