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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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»Wir wissen beide, dass so etwas sehr wohl vorkommt. Bevor irgendeiner meiner Mitarbeiter mit Ihnen redet, will ich, dass Sie für ihre Sicherheit garantieren.«
    »Das tun wir«, sagte er. »Falls es so weit kommen sollte. Was ich bezweifle. Es sind bloß Routinefragen.«
    »Und wir dürfen nicht erfahren, worum es geht? Wir haben heute Morgen Schreie und Lärm gehört. Was war das?«
    Er öffnete den Mund, um zu antworten.
    »Das dürfen Sie nicht sagen«, fiel sie ihm ins Wort. »Schon verstanden.« Sie beugte sich über ihren Schreibtisch, stellte die Finger auf und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Dann schien sie zu einer Entscheidung zu kommen. »Also gut. Fragen Sie mich, was Sie wissen wollen.«
    Also fragte er. Ob sie jemanden gesehen habe, der in das verfallene Haus hineingegangen oder herausgekommen sei? Nur hin und wieder ein paar Handwerker, die den Zaun aufgestellt und die Schilder angebracht hätten. Ob jüngst jemand dort gewesen sei? Nicht dass sie wüsste. Und bei den anderen Häusern? Den Reihenhäusern weiter unten? Ihre Miene veränderte sich.
    »Ah.« Sie wich ein Stück zurück. »Da unten … ja, da war mal jemand.«
    »Wer?«
    »Ein Landstreicher, vermute ich. Ein Obdachloser. Jedenfalls hat irgendwer eine Zeitlang in dem verfallenen Haus gewohnt – in dem Haus am hinteren Ende der Gartenkolonie. Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass jemand versucht hat, nachts in das Gebäude einzusteigen, und sind davon ausgegangen, dass er es war. Wir haben juristische Schritte eingeleitet, woraufhin er das Haus verlassen musste. Danach haben wir die Kommune verständigt, damit sie das Haus verschließt. Damit schien das Problem gelöst.«
    Mickey warf einen Blick in sein Notizbuch und wollte die nächste Frage stellen, doch Lynn Windsor kam ihm zuvor. »Ich fürchte, mehr Zeit kann ich heute nicht für Sie erübrigen. Ich habe gleich einen Termin mit einem Mandanten.« Sie stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Lächelte erneut und sah ihm in die Augen. »Aber wenn ich noch irgendetwas tun kann, um weiterzuhelfen …« Sie überreichte ihm ihre Visitenkarte. »Oder wenn Sie weitere Fragen an mich haben …«
    Mickey erhob sich ebenfalls und trat auf sie zu, um die Karte entgegenzunehmen. Ihm fiel auf, dass sie keinen Ehering trug. Er wollte gerade etwas sagen, als sein Blick auf einen Mann fiel, der im Flur am Fenster des Büros vorbeiging. Er war groß, mittleren Alters, elegant gekleidet und wirkte verstimmt. Ein zweiter, etwa gleichaltriger Mann lotste ihn eilig ins Büro nebenan.
    »Wer war das?«, fragte Mickey. Er war sich sicher, ihn zu kennen.
    Lynn Windsor folgte seinem Blick. »Ein Mandant.« Ihr Lächeln war verschwunden. »Nun, ich fürchte, die Arbeit ruft. Ich muss Sie bitten zu gehen.«
    »Wie heißt er?«
    Lynn Windsors Lächeln kehrte zurück. Aber es war ein hartes, förmliches Lächeln ohne jede Wärme. »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht verraten. Einige unserer Mandanten ziehen es vor, anonym zu bleiben. Wir müssen ihre Wünsche respektieren.«
    »Ja …«
    Sie legte ihm die Hand auf den Rücken und bugsierte ihn aus dem Büro. In der Tür blieb sie stehen. Ihr Körper nahm ihm die Sicht auf das Büro nebenan. »Haben Sie auch eine Karte? Damit ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen kann?«
    »Äh, ja …« Er fasste in seine Jackentasche und gab ihr eine.
    »Besten Dank. Falls mir noch etwas einfällt, kann ich Sie dann anrufen?« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Oder Sie rufen mich an …«
    Schon wieder hatte sie Mickey aus der Fassung gebracht. »Ja … sicher.«
    Ihr Lächeln wurde strahlend. »Wie schön.« Sie wandte sich ab und gab einer hübschen jungen Frau an einem Schreibtisch ein Zeichen. »Stephanie wird Sie hinausbegleiten.«
    Mickey verabschiedete sich und ging.
    Die Begegnung hatte ihn völlig durcheinandergebracht. Er hoffte sehr, dass er sie wiedersehen würde. Und fragte sich gleichzeitig, wer der Mann gewesen war. Ihm wollte nicht einfallen, wo er ihn schon mal gesehen hatte.
    Aber er wusste, dass sein Erscheinen nichts Gutes verhieß.
    18 Wenigstens hat er aufgehört zu schreien , dachte Anni. Das ist schon mal ein Fortschritt.
    Der Junge aus dem Käfig lag vor ihnen. Ohne sich zu rühren, blickte er mit weit aufgerissenen Augen starr geradeaus. Wie ein Tier, das sich, gelähmt vor Schreck, unter dem Blick seines Feindes tot stellt. Oder vielleicht glaubte er, dass ihn niemand wahrnehmen würde, solange er niemanden wahrnahm.
    Erneut

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