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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Männer. In Anzügen. Wie die Zeugen Jehovas. Aber das sind sie nicht. Die sind keine Zeugen Jehovas …
    Und dann war sie, stockbetrunken, wie sie war, in Tränen ausgebrochen.
    Versprich’s mir … versprich’s mir …
    Donna hatte es erneut versprochen.
    Sie rauchte die Zigarette bis zum Filter und drückte sie im Aschenbecher aus.
    Diese Frau von der Polizei. Martin. Das Miststück hielt sich wohl für eine ganz Harte. Bildete sich wer weiß was ein. Aber so hart, wie sie sich gab, war sie gar nicht. Donna besaß eine gute Menschenkenntnis. Das war in ihrem Job unabdingbar. Zu viele Mädchen waren in den falschen Wagen eingestiegen, und später hatte man sie irgendwo an der Mündung des Stour im Wald gefunden, nachdem jemand ihnen den Schädel mit einem Tischlerhammer eingeschlagen hatte. Sie hatte gelernt, andere Menschen zu lesen. Und diese Martin war kinderleicht zu lesen gewesen.
    Ein offenes Buch.
    Noch leichter war es gewesen, ihr was vorzulügen.
    Da war irgendwas in ihrem Blick gewesen. Irgendeine Verletztheit. Schmerz. Und Wut. Viel Wut. Donna hätte wetten können, dass ein Typ dahintersteckte. Was auch der Grund war, weshalb sie sie auf Daryl angesetzt hatte.
    Sie grinste.
    Schade, dass sie nicht dabei sein konnte, wenn diese Martin reingestürmt kam, ihn als Pimp bezeichnete und behauptete, dass er was mit Faiths Tod zu tun hatte. Das wäre echt unbezahlbar. Daryl war nämlich ihr Pimp. Zumindest früher mal gewesen. Sie hoffte, er würde mit der Martin Streit anfangen. Wusste, dass er es tun würde. Hoffte, dass die Bullenschlampe wütend und durchgeknallt genug war, um es ihm richtig zu geben.
    Auf den Ausgang dieses Kampfes würde sie kein Geld wetten.
    Sie grinste erneut, trank noch einen Schluck Tee. Verzog das Gesicht. Kalt geworden. Sie erhob sich vom Sofa und ging zum Fenster. Sah hinaus.
    Und da war es. Ein großes Auto. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Ein Schauer rann durch Donnas Körper. Ihr drehte sich der Magen um.
    Zufall , dachte sie . Das Sozialamt auf der Suche nach Betrügern.
    Dann sah sie genauer hin. Im Wagen saßen zwei Männer. Beide hatten Anzüge an. Und keiner von beiden war ein Zeuge Jehovas.
    Sie beobachteten ihr Haus. Sie warteten.
    Scheiße. Scheiße Scheiße Scheiße.
    Ihre Hände begannen wieder zu zittern, und diesmal waren es nicht nur der Alkohol und die Drogen der letzten Nacht. Sie musste was tun. Irgendwas unternehmen.
    Ben spielte immer noch auf dem Fußboden. Ganz in seiner eigenen Phantasiewelt. Sie sah erneut aus dem Fenster, dann auf den Jungen hinunter.
    Dachte an ihre Freundin. Das dumme Ding. Das dumme kleine alberne kaputte Ding.
    Tränen brannten in ihren Augenwinkeln. Sie hatte nicht um Faith geweint. Ihre beste Freundin. Ihre Geliebte. Und das würde sie jetzt auch nicht tun. Solche Dinge ließ Donna nicht an sich ran. Das sagte sie sich immer wieder. Dafür war sie zu abgebrüht. Das musste sie sein.
    Sie wischte mit dem Handrücken über ihr Gesicht und dann an ihrer Jeans entlang.
    »Los, komm, Ben, pack ein paar Sachen zusammen. Wir gehen raus.«
    »Zu Mum?«
    Erneut kamen Donna die Tränen, aber sie hielt sie zurück. »Nein, das nicht. Wir … gehen einfach raus.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Das wird ein Abenteuer. Wir laufen weg. Komm schon.«
    Der kleine Junge stand auf und ging nach oben. Donna sah sich um und versuchte zu entscheiden, was sie als Nächstes tun sollte. Sie mussten weg von hier. Weit, weit weg. Sie brauchten einen Wagen …
    Sie lächelte. Ging in die Küche. Suchte das größte, schärfste Küchenmesser aus, das sie hatte. Zum Kochen benutzte sie es nie. Aber es war praktisch, um zudringliche Freier auf Abstand zu halten.
    Ein Auto. Plötzlich wusste sie, wo sie eins hernehmen konnten …
    31 Der Pub hatte riesengroße rechteckige Fenster. Sie luden Passanten ein hineinzuschauen und posaunten in die Welt hinaus: Wir haben nichts zu verbergen. Hier geht alles mit rechten Dingen zu. Dies hier ist ein freundliches, einladendes Lokal. Nur hereinspaziert.
    Rose Martin wusste, dass das mit der Wahrheit nicht das Geringste zu tun hatte.
    Das Shakespeare pflegte seinen Ruf als einer der verruchtesten Pubs in Colchester. Er zog zwielichtiges Gesindel und Verbrecher an wie X-Factor -Castings die unheilbar Verblendeten und Verzweifelten. Und genau wie die Teilnehmer an diesen Castings waren auch die Gäste des Shakespeare ein Haufen armseliger Nieten. Unbedeutende Kleinkriminelle, Stümper, verkrachte Existenzen.

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