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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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ja, unschuldig war er vielleicht nicht. Aber in diesem Zusammenhang schon.
    Doch damit konnte sie umgehen. Das war es nicht, was ihr zu schaffen machte. Was sie maßlos ärgerte, war, dass man sie angelogen hatte. Sie hätte ihn immer weiter bearbeiten können. Bis er richtig laut geschrien hätte.
    Gewollt hatte sie es.
    Und sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte.
    Also ging sie einfach immer weiter.
    32 Bei der Abrissfirma hatte Mickey nicht viel Glück gehabt, und es sah ganz so aus, als würde sich das bei der Baufirma wiederholen. Allmählich machte sich Frust bei ihm breit.
    Er lehnte sich über den Schreibtisch. »Hören Sie, ich habe verstanden, dass Ihr Chef nicht hier ist; das haben Sie oft genug gesagt. Ich möchte einfach nur wissen, wann er zurückkommt, damit ich mit ihm sprechen kann.«
    Die junge Frau hinter dem Tisch sah ihn schweigend und mit großen Augen an. Wie schon die ganze Zeit.
    Er stand bei Lyalls, der Baufirma, im Büro. Vorher hatte er sich schlaugemacht. Es war eins der größten Bauunternehmen im Osten Englands. Mit Beginn der Immobilienkrise war es in finanzielle Schieflage geraten, und die ursprünglichen Besitzer hatten die Firma verkauft. Auf den Anschlagtafeln und riesigen Fotos, die die Wände des Empfangsbereichs der Firmenniederlassung in Middleborough schmückten, tat man allerdings weiterhin so, als floriere das Unternehmen wie eh und je. Und man brüstete sich noch immer damit, für die Mehrzahl der Neubauten in der Stadt verantwortlich zu sein, obwohl die meisten Projekte bereits vor Jahren abgeschlossen worden waren.
    Wie dem auch sei. Die beispiellose Erfolgsgeschichte hatte definitiv vor dem Anheuern einer zum eigenständigen Denken befähigten Empfangsdame haltgemacht.
    Hübsch war sie ja, das musste man ihr lassen. Man konnte sie sogar als schön bezeichnen. Mickeys erster Gedanke war es gewesen, seinen Charme spielen zu lassen, aber schon nach ihrem ersten Lächeln – Lippenkrampf und leblose Augen – war er auf eine förmlichere Herangehensweise umgeschwenkt. Welche ebenso wenig gefruchtet hatte.
    Offenkundig beschränkten sich die Talente dieser jungen Dame auf das perfekte Auftragen von Make-up und die Auswahl der richtigen Garderobe, welche zwar dezent und bürotauglich aussah, aber gleichzeitig ihre fitnessgestählte Figur zur Geltung brachte und gerade die richtige Menge an Dekolleté sehen ließ, um von der Tatsache abzulenken, dass ihre primäre Aufgabe darin bestand, unliebsame Besucher abzuwimmeln.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Schwer zu sagen. Manchmal ist Mr Balchunas den ganzen Tag außer Haus.«
    »Und manchmal auch nicht. Schon verstanden. Gibt es sonst noch jemanden, mit dem ich sprechen könnte? Irgendjemanden, der mir weiterhelfen kann?«
    »Hmm …« Sie schüttelte den Kopf.
    »Okay.« Mickey zückte eine Visitenkarte und reichte sie ihr. Er sprach langsam. »Können Sie bitte dafür sorgen, dass er die hier bekommt? Bitten Sie ihn, diese Telefonnummer anzurufen, sobald er zurück ist.« Er unterstrich die Nummer mit dem Finger, um ganz sicherzugehen, dass sie ihn auch verstand. »Sagen Sie ihm, es sei wichtig.«
    Er wartete, bis sie genickt hatte, dann drehte er sich um und ging.
    Draußen sah er auf die Uhr. Auf dem Revier ackerte Milhouse gerade am Rechner Listen durch, um die Namen hinter der Holdinggesellschaft zu finden, der das Grundstück gehörte. Mickey selbst schien mit dem klassischen Ansatz kein Glück zu haben. Schluss für heute , entschied er.
    Er wollte gerade gehen, als ein Wagen am Straßenrand hielt. Ein Jaguar mit Chauffeur. Der uniformierte Fahrer stieg aus und öffnete die hintere Tür. Ein kleiner dunkelhaariger Mann tauchte aus dem Fond auf. Klein, aber bullig, wie Mickey sah. Und gut gekleidet. Wie ein Straßenschläger, der gelernt hatte, seine Fähigkeiten in der Geschäftswelt einzusetzen. Er machte noch immer den Eindruck, als würde er sich in einem Kampf behaupten können. Allerdings nicht in diesem Moment. Nervös sah er sich um, bis sein Blick auf Mickey fiel.
    »Mr Balchunas? Karolis Balchunas?«
    Der Mann fuhr zusammen. »Was? Ja, wer sind Sie?« Er sprach mit Akzent. Mickey konnte ihn nicht einordnen.
    Er zeigte ihm seinen Dienstausweis und nannte seinen Namen. »Könnte ich ganz kurz mit Ihnen sprechen, bitte?«
    Das Unbehagen des Mannes wuchs. Mickey ahnte, dass Balchunas ihn mit einer Ausrede abspeisen wollte, um ihn loszuwerden, aber er ließ sich nicht unterkriegen, suchte Kraft in der

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