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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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er von seiner Mutter gesprochen.«
    »Jetzt auch wieder. Er hat sehr große Angst um sie.«
    »Konnte er sie beschreiben? Hat er einen Ort erwähnt, wo sie sein könnte?«
    »Im Garten – das ist alles, was er gesagt hat. Sie sei im Garten.«
    Anni nickte. Das war nicht mehr, als Marina ihm bereits entlockt hatte.
    »Danke, Jenny.«
    Anni wandte sich ab und sah auf die Uhr. Bald müsste ein Uniformierter kommen und sie für die Nachtschicht ablösen.
    »Obwohl, eine Sache war da noch.«
    Sie drehte sich erwartungsvoll um.
    »Wo auch immer der Junge war, wo auch immer er gefangen gehalten wurde, er muss komplett von der Außenwelt abgeschnitten gewesen sein. Und ich brauche keine ärztliche Untersuchung, um zu wissen, dass man ihn zu Dingen gezwungen hat.«
    »Was für Dinge?«
    Jenny seufzte. »Ich … ich möchte lieber keine Mutmaßungen anstellen. Aber es muss schlimm gewesen sein. Wiederholter Missbrauch. Und noch etwas.«
    »Was?«
    »Wo auch immer er festgehalten wurde, er und seine Mutter, sie waren nicht die Einzigen.«
    Anni sah sie bestürzt an. »Oh mein Gott.«
    »Allerdings.«
    34 Balchunas saß hinter seinem Schreibtisch. Genau wie der Empfangsbereich war sein Büro zugepflastert mit Fotos diverser Bauprojekte. Dazwischen hingen gerahmte Zertifikate, Urkunden und Ehrungen. Auf einem Regal über den Aktenschränken waren einige Statuetten aufgestellt, dahinter Fotos von Balchunas beim Händeschütteln mit Politikern und Prominenten. Seine Miene – vor Stolz fast platzend – war auf jedem Foto dieselbe. Die seines jeweiligen Gegenübers – leicht verdattert und überrumpelt – auch.
    Balchunas war nervös. Es schien ihm unmöglich, eine bequeme Sitzposition zu finden, er rutschte auf seinem Stuhl herum, dass das Leder quietschte. Er nahm Gegenstände von seinem Schreibtisch, spielte mit ihnen, legte sie wieder hin. Er zupfte an seinen Hemdmanschetten. Mickey saß ganz ruhig da und wartete.
    »Ich fürchte, ich habe nicht viel Zeit, Detective … Es tut mir leid, wie war noch gleich Ihr Name?«
    »Detective Sergeant Philips. Das macht nichts, Mr Balchunas, ich brauche auch nicht lange. Nur ein paar Fragen.«
    »Schießen Sie los.« Balchunas’ Lächeln war zittrig, sein Tonfall schicksalsergeben.
    »Ist Ihnen bekannt, was auf dem Grundstück am Fuße des East Hill gefunden wurde? Das Grundstück, auf dem Sie eine neue Wohnanlage bauen wollten?«
    Balchunas seufzte, seine Nervosität nahm zu. »Ja, ja, schreckliche Geschichte. Schockierend.« Sein Blick glitt von Mickey zu einem Foto, wie er dem Londoner Bürgermeister Boris Johnson die Hand schüttelte. Im Blitzlicht schien sich nur einer der beiden darüber zu freuen.
    »Ich wüsste nur gerne, wem das Grundstück gehört. Das Bauland. Ihnen?«
    »Nein, nein. Uns nicht. Wir sind bloß mit dem Projekt beauftragt worden. Wir bauen bloß Häuser. Manchmal gehört uns auch das Land, aber in diesem Fall nicht.«
    »Wem gehört es dann?«
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen es nicht.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen. »Nein, ich weiß es nicht.«
    Mickey runzelte die Stirn. »Bauen Sie oft Häuser auf Grundstücken, von denen Sie nicht wissen, wem sie gehören?«
    Mehr nervöses Herumrutschen. »Nicht direkt …«
    »Und warum in diesem Fall?«
    »Ich … Hören Sie. Haben Sie es schon beim Katasteramt versucht? Die müssten es doch wissen.«
    »Aber Sie nicht?«
    »Ich könnte es in Erfahrung bringen. Aber das würde dauern …«
    Mickey lehnte sich über den Schreibtisch. »Mr Balchunas, gibt es da etwas, was Sie mir verschweigen? Denn falls dem so sein sollte, könnte man das durchaus als Behinderung einer polizeilichen Ermittlung auslegen.«
    Balchunas wurde ärgerlich. Seine Wangen glühten. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Wer ist Ihr Vorgesetzter, Sergeant?« Auf einmal klang seine Stimme kräftig und klar.
    Mickey antwortete nicht sofort, sondern nickte bloß. Das altbekannte Muster. Wenn er jemanden vernahm, der Geld hatte, der sich selbst als Person von hohem sozialem Status und Einfluss betrachtete, kam früher oder später diese Frage. Und zwar immer dann, wenn er etwas fragte, von dem sein Gegenüber nicht wollte, dass es bekannt wurde. Oder dessen er sich schämte.
    Oder wenn er über etwas die Kontrolle verlor.
    »Darf ich also davon ausgehen, dass Sie die Frage nicht beantworten werden, Sir?«
    »Werden Sie denn meine beantworten? Ich habe Freunde bei der Polizei, Sergeant.

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