Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
Ruhe. Blieb einfach stehen, wo er war.
    Es funktionierte. Balchunas seufzte. »Kommen Sie bitte herein. Aber ich bin sehr beschäftigt, ich habe nicht viel Zeit für Sie.«
    »Es dauert nur ein paar Minuten, Sir.«
    Balchunas wandte sich ab und betrat das Gebäude. Mickey heftete sich an seine Fersen.
    Als der Wagen anfuhr, drehte er sich noch einmal um. Und blieb stehen.
    Es gab noch einen zweiten Passagier. Er duckte sich, als wolle er nicht entdeckt werden, aber zu spät. Mickey hatte ihn bereits gesehen. Und wiedererkannt.
    Der Mann aus der Anwaltskanzlei. Der, den er von irgendwoher kannte und dessen Name ihm nicht einfiel.
    Mickeys Magen machte einen kleinen Satz. Er war auf etwas gestoßen. Er wusste noch nicht, auf was, aber allmählich wurden Zusammenhänge sichtbar.
    Eilig folgte er Balchunas hinein.
    33 Anni konnte sich nicht konzentrieren. Sie saß draußen vor dem Krankenzimmer des Jungen und wartete. Selbst an guten Tagen war Warten nicht ihre Paradedisziplin. Und heute war kein guter Tag.
    Sie fühlte sich von der Situation überfordert. Das war der Grund, weshalb sie Marina um Hilfe gebeten hatte. Aber jetzt war Marina weg, und statt ihrer war eine Kinderpsychologin gekommen. Dr. Ubha hatte sie geholt. Jenny Swan schien nett zu sein, eine Frau mittleren Alters mit blondierten Haaren, kurvig und attraktiv. Früher war sie vermutlich ein echter Hingucker gewesen, jetzt sah sie aus wie eine trendbewusste Großmutter.
    Anni hatte sie nach bestem Wissen über den Fall aufgeklärt. Hatte ihr gesagt, dass die Ermittlungen noch ganz am Anfang stünden und der Junge intensive Zuwendung brauchen würde, bevor er sich öffnete. Jenny Swan hatte genickt, sich alles aufmerksam angehört und Fragen gestellt.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mit ihm alleine bin.«
    Anni hatte nichts dagegen gehabt. »Gut.« Sie war sogar ganz froh darüber gewesen.
    Jenny Swan war zu Finn ins Zimmer gegangen und hatte ihn angelächelt, um ihm so weit wie möglich die Angst zu nehmen.
    Die Tür hatte sich hinter ihr geschlossen, und Anni war allein auf dem Flur geblieben.
    Als Marina mit dem Jungen gesprochen hatte und Anni dabei gewesen war, hatte sie sich sehr unwohl gefühlt. Sie war im Umgang mit Missbrauchsopfern geschult – das war Teil ihres Aufgabenbereichs als reaktiver DC in der Abteilung für Kapitalverbrechen. Aber dieser Junge war besonders schwierig. Das hatte sie bei ihm ganz deutlich gespürt. Er hatte es ausgestrahlt wie eine Art chemisches Abwehrmittel.
    All ihre üblichen Tricks waren gescheitert. Sie hatte keine gemeinsame Basis mit ihm finden können. Es gab nichts, wo sie hätte ansetzen können. Nichts, worauf er ansprach. Als käme er von einem fremden Stamm. Oder sogar von einer fremden Spezies.
    Er war ihr unheimlich. Sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, aber so war es nun mal.
    Anni kannte sich mit traumatisierten Kindern aus. Sie hatte schon mit vielen zu tun gehabt. Sie waren nicht die armen reh­äugigen Opfer, als die die Regenbogenpresse sie gerne darstellte. Sie waren gebrochene, manchmal unwiederbringlich beschädigte Persönlichkeiten. Hin und wieder konnte man ihnen helfen, konnte sie mit der entsprechenden Unterstützung und Zuwendung erneut auf die richtige Bahn lenken, aber sie hatte genauso viele erlebt, die von einer höllischen Kindheit schnurstracks in die Jugendpsychiatrie, von dort in den Jugendarrest und schließlich ins Gefängnis gewandert waren. Ihre Vergehen waren mit jedem Mal schwerer geworden. Sie verlagerten die Misshandlungen, die sie selbst erlitten hatten, nach außen, ließen es an anderen aus.
    Aber dieser Junge war selbst von solchen Fällen noch Welten entfernt. Nach allem, was sie bislang von ihm mitbekommen hatte, fiel er völlig aus dem Rahmen, und sie wusste nicht einmal ansatzweise, wie sie mit ihm umgehen sollte.
    Die Tür öffnete sich. Jenny Swan kam auf den Flur heraus und schloss die Tür leise hinter sich.
    Anni stand auf. »Wie geht es ihm?«
    Schon jetzt zeigte sich die Anspannung in Swans Gesicht. »Nicht gut. Er ist schon ein bisschen ruhiger geworden und kommuniziert auch in gewisser Weise. Ich glaube, Ihre Kollegin hat einiges dazu beigetragen, ihn zugänglicher zu machen.«
    »Hat er Ihnen irgendwas gesagt? Irgendwas, was uns weiterhelfen könnte?«
    Diese Frage schien Jenny Swan zu missfallen. Widersprüchliche Gefühle spiegelten sich auf ihrem Gesicht. »Ich … Dafür ist es noch zu früh. Bis jetzt noch nichts, denke ich.«
    »Vorhin hat

Weitere Kostenlose Bücher