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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Freunde in hohen Positionen.« Er deutete auf die gerahmten Fotografien. Unglücklicherweise landete sein Finger dabei auf dem Schauspieler Philip Glenister, der als DCI Gene Hunt aus Life on Mars – Gefangen in den 70 ern posierte.
    Mickey überlegte, ob er Phils Namen nennen sollte. Phil war sein unmittelbarer Vorgesetzter, allerdings war sein Dienstgrad vermutlich nicht hoch genug, um bei Balchunas Eindruck zu machen. Also entschied er sich für einen anderen Namen.
    » DCI Brian Glass.«
    Balchunas lehnte sich zurück, sein Gesicht war ausdruckslos. »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen, Sergeant. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Ich habe zu tun, gerade auch angesichts dessen, was heute vorgefallen ist. Es steht sehr viel Geld für mich auf dem Spiel.«
    »Das sehe ich ein, Mr Balchunas, aber –«
    »Ich bin nicht gesetzlich verpflichtet, Ihnen irgendwelche Auskünfte zu geben. Alle weiteren Fragen können Sie an meine Anwälte richten.«
    »Die da wären?«
    »Fenton Associates.«
    Fenton Associates. Die Kanzlei von Lynn Windsor. Deren Büros in dem georgianischen Haus am Fuße des East Hill lagen.
    »Also gut, Sir.« Mickey erhob sich und wandte sich zur Tür. Drehte sich noch einmal um. »Nur noch eine Kleinigkeit.«
    Balchunas wartete, wie es schien, mit angehaltenem Atem.
    »Die Person hinten bei Ihnen im Wagen.«
    Erneut blitzte Furcht in Balchunas’ Augen auf.
    »Person?«
    »Ja. Der Mann, der mit Ihnen im Wagen gesessen hat. Sie sind ausgestiegen, und der Wagen ist weitergefahren. Der Mann saß noch drin. Wer ist er?«
    Balchunas’ Lippen bewegten sich, aber kein Laut kam her­aus.
    »Mr Balchunas?«
    »Da … da war niemand. Ich war allein im Wagen.«
    »Sie lügen mich an, Sir. Auf dem Rücksitz hat ein Mann gesessen. Und ich wüsste gerne, wer dieser Mann war.«
    Balchunas fuhr in die Höhe. Seine Augen blitzten vor Wut. »Gehen Sie. Auf der Stelle. Oder ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten über Sie beschweren. Meine Anwälte werden Sie wegen Belästigung verklagen. Ich sagte, verschwinden Sie.«
    Auch Mickey spürte, wie ihn die Wut packte. Er schluckte sie hinunter. »Ich gehe, Mr Balchunas. Aber ich glaube nicht, dass wir uns zum letzten Mal gesehen haben.«
    Mickey verließ das Büro.
    Draußen stapfte er die Middleborough Street entlang und versuchte sich einen Reim auf die Sache zu machen. Ohne Erfolg. Da war irgendetwas, aber er bekam es nicht zu fassen.
    Doch eins wusste er ganz genau: Alles würde sofort viel klarer werden, wenn ihm nur der Name des Mannes im Jaguar wieder einfiele.
    35 Paul war aufgewühlt. Er musste sich setzen.
    Sie hatten ihn laufen lassen. Ihnen war nichts anderes übrig geblieben. Hatten ihn nicht mal als Zeugen dabehalten können, weil er nichts gesehen hatte. Zumindest hatte er nicht darüber gesprochen. Denn wenn er darüber sprach, dann würde er anfangen müssen nachzudenken, und dann würde alles zusammenbrechen. Keine Sonne mehr im Gesicht, keine frische Luft. Keine Ruhe. Nein. Dann würde er zurück in die Höhle müssen, und das wollte er nicht. Nie mehr.
    Aber sie hatten nicht lockergelassen. Immer und immer weiter gefragt. Und noch weiter. Hatten ihm Sachen erzählt und gewartet, dass er darauf reagierte. Damit sie an dem, was er sagte, und daran, wie er es sagte, ablesen konnten, ob er ehrlich war. Und das wollte er nicht. Das durfte er nicht zulassen.
    Denn wenn ihnen nicht gefiel, was er sagte oder wie er es sagte, dann würden sie ihn in eine Zelle sperren und nie wieder herauslassen.
    Und das wäre genauso schlimm wie die Höhle.
    Oder jedenfalls fast. In der Zelle wäre er vielleicht wenigstens allein. Nur er, Paul. Kein Gärtner. Das wäre immerhin etwas.
    Aber er hatte trotzdem nichts verraten. Kein Sterbenswörtchen. Weil sie die Hunde waren. Die Erde. Er war der Wind. Der Schmetterling.
    »Ich bin der Schmetterling …«
    Er hatte gar nicht gemerkt, dass er laut gesprochen hatte. Die Leute bemühten sich, so zu tun, als hätte er nichts gesagt, als hätten sie ihn gar nicht gesehen. Nur ein kurzer Blick aus dem Augenwinkel, dann liefen sie weiter. Machten ihn zu einem Unsichtbaren.
    Das war ihm egal.
    Er ging die Straße entlang. Geschäfte. Und Leute mit Tüten, die in die Geschäfte gingen, um mit noch mehr Tüten wieder herauszukommen. Und noch mehr Tüten. In aller Eile, bevor die Läden schlossen und sie bis zum nächsten Morgen nichts mehr kaufen konnten. Sie würden warten und dann wieder von neuem beginnen. So war ihr Leben.
    Aber

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