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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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meisten Schau­lustigen abgezogen. »Was führt dich hierher?«
    Don zuckte mit den Schultern und versuchte ein zwang­loses Lächeln. »Ach, weißt du. Bloß ein Spaziergang. Brauchte ein bisschen Bewegung.«
    »Und da bist du hier gelandet.«
    Wieder ein Lächeln. »Man kann eben nicht aus seiner Haut.«
    Phil musterte den Mann, den er als seinen Vater ansah. Er war schon über sechzig, achtete aber gut auf sich. Keine Spur von ausufernder Taille und rotgeäderter Nase, den typischen Alterserscheinungen vieler ehemaliger Polizisten. Kaum war die Aufregung des Jobs vorbei und die Rentenzahlungen setzten ein, wussten sie nicht, was sie mit sich anfangen sollten. Don spielte Tennis und Badminton. Hatte immer noch volles Haar, auch wenn es inzwischen weiß geworden war. Legte immer noch Wert auf sein Äußeres. Beigefarbene Windjacken und Hosen mit Gummizug? Nicht mit ihm. Stattdessen kariertes Hemd, Tweedsakko, Jeans.
    Don spähte zum Haus hinunter und zum weißen Zelt. »Da werden Erinnerungen wach«, meinte er.
    Phil wartete ab. Er bezweifelte, dass dies eine rein zufällige Begegnung war.
    Don wandte sich vom Tatort ab und richtete den Blick wieder auf Phil. »Und, wie läuft’s?«
    »Noch zu früh«, antwortete Phil. »Du weißt ja, wie das ist.« Beziehungsweise war , wollte er hinzufügen, unterließ es aber. Bestimmt brauchte Don niemanden, der ihn daran erinnerte.
    Don nickte. »Ein Kind in einem Käfig, stimmt’s? Hattest du das nicht gesagt?«
    »Richtig.«
    »Da unten? In dem Haus?« Erneut sah er zum Tatort hinunter.
    »Genau«, sagte Phil, dessen Blick dem seines Vaters gefolgt war.
    »Schon Anhaltspunkte?«
    »Bis jetzt noch nicht. Aber wie gesagt, es ist noch zu früh.« Phil musterte Don. »Bist du wirklich zufällig hier?«
    Don blickte auf die steinerne Balustrade der Brücke hinab, wo seine Hände lagen. Dann wieder zu Phil. »Ich dachte nur … du weißt schon, du sagst ja immer, dass ich zurückkommen soll, in der Abteilung für ungelöste Fälle mitarbeiten …«
    »Ja. Darüber haben wir uns mehrfach unterhalten.«
    »Das ist mir bewusst. Und ich habe immer nein gesagt. Aber …« Erneut sah Don zum Haus. Phil merkte, wie viel Mühe es ihm machte, den Blick davon loszureißen. Aber dann gelang es ihm doch.
    »Also, ich habe mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen. Du hast gesagt, wie knapp ihr besetzt seid. Kürzungen und so weiter.«
    »Ja.« Phil ahnte, worauf es hinauslief.
    »Und da habe ich mir gedacht …« Don hob die Schultern. »Dass du vielleicht froh bist, wenn du ein bisschen Hilfe bekommst.«
    »Du willst in diesen Fall mit einsteigen? In mein Team? Meinst du das?«
    Erneutes Schulterzucken. »Wenn du mich haben willst.«
    »Und was genau hast du dir da vorgestellt?«
    »Ach, weißt du – ich könnte die Ablage machen. Bürokram erledigen. Die eine oder andere Aufgabe im Außendienst übernehmen.« Schon wieder wandte Don den Blick ab, so dass Phil seine Augen nicht sehen konnte. »Alte Akten durchblättern, in den Archiven nachschauen, ob es so was Ähnliches schon mal gab. Nach Zusammenhängen mit früheren Fällen suchen …«
    Er drehte sich nicht wieder zu Phil um. Phil konnte seinen Gesichtsausdruck nicht lesen.
    »Glaubst du das denn?«, fragte er. »Erinnert dich das hier an einen Fall von früher?«
    »Keine Ahnung. Ich könnte ja mal nachforschen.« Er tippte sich an den Kopf. Jetzt endlich sah er Phil wieder in die Augen. »Die alten grauen Zellen ein bisschen auf Trab bringen.«
    Phil wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Dons Körpersprache signalisierte, dass er einen Hintergedanken hatte – was Don selbstverständlich geleugnet hätte, hätte Phil ihn darauf angesprochen. Andererseits: Irgendetwas an diesem Fall war schuld daran, dass Phil nicht mehr klar denken konnte. Vielleicht wäre es gut, jemanden an seiner Seite zu haben, dem er vertrauen und auf den er sich hundertprozentig verlassen konnte.
    »Bist du sicher, dass du es aushältst, mit mir zu arbeiten?«
    Don lachte leise. »Warum denn nicht? Schließlich habe ich dir doch alles beigebracht.«
    Phil lächelte. »In Ordnung, dann rede ich mit Glass. Mal sehen, was er dazu sagt.«
    Don zog die Brauen zusammen. »Glass? Brian Glass?«
    »Ja, genau. Kennst du ihn?«
    »Das ist Jahre her. Er war damals noch in Uniform und ich bei der Kriminalpolizei.« Don nickte, während vor seinem inneren Auge Erinnerungen abzulaufen schienen wie alte Filme. Er lächelte verhalten. Froh sieht anders aus , schoss es

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