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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Phil durch den Kopf. »Doch, ja, ich erinnere mich noch an ihn. Aber er sich bestimmt nicht an mich.«
    »Abwarten. Ich rufe ihn an.«
    Phil stieß sich vom Brückengeländer ab. Musterte Don. »Ich muss jetzt wieder. Marina kommt nachher vorbei und holt Josephina ab, in Ordnung?«
    Er ging zu seinem Wagen.
    Sein Kopf fühlte sich an wie ein auf die falsche Wellenlänge eingestelltes Radio.
    39 Die Dunkelheit war hereingebrochen und mit ihr die Kälte. Den eigenen Atem in der Luft zu sehen kam überraschend nach dem warmen Tag. Und mit der Kälte war Nebel gekommen. Kriechend und wabernd, malte er die Welt in düsteren, impressionistischen Farben.
    Gärtner jedoch nahm nichts davon wahr. Ihn kümmerte all das nicht. Er war aus der Höhle entkommen. Das war alles, was zählte.
    Er stand vor dem Tor und sah nach oben. Stieß eine Dampfwolke aus. Wie seine eigene Nebelmaschine.
    Wieder in Freiheit. Paul, dieser törichte, schwache Narr. Gärtner lachte. Eigentlich liebte er ihn. Paul hatte ihm das Leben gerettet. Hatte ihm geholfen, als er am Boden gewesen war. Hatte ihm gezeigt, dass es noch einen anderen Weg gab. Einen besseren Weg. Einen reineren Weg. Und dafür würde er ihm auf ewig dankbar sein. Auf ewig.
    Trotzdem war er ein Narr. Dumm und weichherzig. Er hoffte. Immer noch. Nach allem, was passiert war. Und genau deshalb würde er nie gewinnen. Er sperrte Gärtner in die Höhle. Ja. Aber dann ließ er ihn wieder frei. Jedes Mal.
    Ja. Jedes Mal.
    Gärtner nickte. Sein Blick ruhte unverwandt auf dem Gebäude.
    Groß. Alt. In vielen Zimmern brannte Licht. Einladend sah es aus. Warm. Eine große geschwungene Kieseinfahrt. Daneben der Park. Rasen. Bäume. Rehe zwischen den Bäumen. Er hatte sie gesehen. Sie ihn auch. Waren vor ihm geflohen. Hatten Angst gehabt.
    Kluge Tiere.
    Er hatte den Anruf bekommen. Mit einem Befehl.
    Er hasste es, wenn man ihm Befehle erteilte. Hasste es. Erst recht nach allem, was er an diesem Tag durchgemacht hatte. Das Opferhaus verloren. Der Junge fort. Wie hatte das passieren können? Wussten sie denn nicht, wie wichtig es war? Für ihn? Für sie? Sie alle?
    Doch, natürlich, hatten sie gesagt. Und dass sie alles wieder in Ordnung bringen würden. Sie würden den Jungen zurückholen. Er solle das andere Opferhaus benutzen. Wehe, wenn nicht, hatte er ihnen gedroht. Wehe.
    Dann wären sie nämlich als Nächste dran.
    Das wussten sie. Aber zuerst sollte er ihnen noch einen Gefallen tun. Und sich selbst auch.
    Sie hatten ihm erklärt, worum es ging.
    Und er hatte gelächelt.
    Er hätte es sowieso getan, auch wenn sie ihn einfach nur darum gebeten hätten. Mit Vergnügen. Aber das hatte er ­ihnen nicht gesagt. Hatte hart verhandelt. Damit sie ihm gaben, was er wollte. Was er brauchte. Das war nur gerecht.
    Sie würden ihr Versprechen halten.
    Und er seins.
    Erneut sah er zum Gebäude hoch. Einen Augenblick lang sah er es als das, was es früher einmal gewesen war. Er hörte die Stimmen der Geister, sah sie überall um sich herum. Dann löste sich das Bild auf. Die Stimmen verstummten. Übrig blieb … nichts.
    Er ging auf das Gebäude zu. Kannte den geheimen Eingang. Kannte alles in- und auswendig.
    Er streifte sich die Maske über. Spürte unter ihr seinen ­eigenen Atem. Dies war seine wahre Haut.
    In seiner Tasche ertastete er das Messer.
    Lächelte unter der Maske.
    Er würde dafür sorgen, dass sie ihr Versprechen an ihn hielten. So wie Gott sein Versprechen an Abraham gehalten hatte.
    Und es würde ihm große Freude bereiten.
    40 Er nahm einen Schluck von seinem Drink. Ließ ihn im Mund kreisen. Gut. Sehr fein. Er lächelte. Nahm einen zweiten Schluck. Ließ sich in den Sessel zurücksinken. Entspannte sich.
    Hier würden sie ihn niemals finden. Hier nicht. Sie würden nicht mal auf die Idee kommen, hier nach ihm zu suchen.
    Nicht, dass sie nach ihm suchten.
    Nein. Alles war gut.
    Oder würde gut.
    Ein kleines Missverständnis, mehr nicht. Genau wie er es ihnen erklärt hatte. Er hatte das Geld gebraucht, um das Geschäft abschließen zu können. Überhaupt kein Problem. Es würde sich bald alles regeln. Ganz egal, was die Polizei herausgefunden hatte – oder herausgefunden zu haben glaubte , denn eigentlich hatte sie rein gar nichts in der Hand –, mit Geld konnte man alles aus der Welt schaffen. Genau wie früher. Ein bisschen Schmiergeld hier und da, Gefälligkeiten, ein paar kleine Anreize, damit im richtigen Moment weggeschaut wurde, und schon konnte man in aller Ruhe seinen

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