Stirb, mein Prinz
ersten Anzeichen einer Erektion. Vielen Dank auch , schoss es ihm durch den Kopf. Perfektes Timing. Er zog am Schritt seiner Hose, versuchte vergeblich, seine Erregtheit zu verbergen.
Falls der andere etwas davon mitbekam, ließ er es sich nicht anmerken. Er hob lediglich die Klinge über den Kopf.
»Nein … nein …«
Ließ sie niedersausen.
Hack.
Und wieder.
Hack.
Und wieder.
Hack.
Bis außer der Erektion nichts mehr von ihm übrig war.
Die Gestalt drehte sich um und ging.
Hörte nicht die erstickten Schreie und das Schluchzen aus dem Badezimmer.
Verschmolz mit der Nacht.
41 Marina hörte die Haustür und öffnete die Augen. Warf einen Blick auf den Wecker. Grüne Leuchtziffern verrieten ihr, dass es kurz vor halb zwei war.
Phil war nach Hause gekommen.
Sie hatte nicht geschlafen.
Er hatte früher am Abend angerufen. Marina hatte Josephina bei Eileen abgeholt und war dann mit ihr nach Hause gefahren. Irgendetwas an Eileens Stimmung war ihr merkwürdig vorgekommen. Da war eine Befangenheit gewesen, eine Zurückhaltung. Fast schon Furcht. Aber sie hatte nicht das Gefühl gehabt, dass es ihr zustand, ihre Schwiegermutter danach zu fragen.
Also war sie nach Hause gefahren, hatte Josephina gefüttert, mit ihr gespielt und sie ins Bett gebracht. Dann hatte sie mit ihrem Bericht über den Keller angefangen. Bis das Telefon geklingelt hatte. Phil.
»Hör mal«, hatte er gesagt, und sein Tonfall war dem von Eileen verblüffend ähnlich gewesen. »Es wird heute spät.«
Marina wusste nicht, wieso, aber sie hatte einen solchen Anruf erwartet. Dass er durch irgendetwas aufgehalten würde. Damit er nicht zu ihr nach Hause kommen musste.
»Okay.«
Sie hatte das Rauschen in der Leitung gehört. Das Schweigen zwischen ihnen.
»Es … es gab einen Mord. Draußen im Halstead Manor Hotel. Ziemlich brutal.«
»Was ist denn passiert?«
»Einer der Gäste wurde mit mehreren Messerstichen getötet. Schlimm zugerichtet. Es ist … Da bin ich jetzt gerade.«
»Aha. Und … wann kommst du ungefähr nach Hause?«
»Spät. Ich kann noch nicht genau …« Ein Seufzer. »Spät. Es ist wirklich richtig übel.«
Noch mehr Rauschen.
»Okay, ich … Hast du dann schon gegessen?«
»Ich hole mir was auf dem Heimweg. Mach dir keine Sorgen. Um mich, meine ich.«
Erneut Schweigen, als sie eine spontane Erwiderung hinuntergeschluckt hatte. Diesmal war das Rauschen direkt in ihrem Kopf gewesen.
Natürlich mache ich mir Sorgen , hatte sie sagen wollen. Jetzt erst recht. Seit du dich auf einmal völlig von mir zurückgezogen hast. Da ist es doch wohl klar, dass ich mir Sorgen mache. Was denkst du denn?
»Okay.« Mehr hatte sie nicht herausgebracht.
Schweigen. Leitungsgeräusche. Seine und ihre.
»Dann bleibe ich nicht auf.«
»Besser nicht.«
Allmählich war das Schweigen ohrenbetäubend laut geworden.
»Gut. Dann bis später«, hatte Marina gesagt. »Oder auch nicht.«
Sie hatten sich voneinander verabschiedet und aufgelegt. Marina hatte das Telefon weggelegt und den Blick durchs Wohnzimmer schweifen lassen.
Allmählich bekam es wirklich eine persönliche Note. Sie hatten es gestrichen und möbliert. Alte Sachen weggeworfen und gemeinsam Neues ausgesucht. Sie lebten nicht länger aus Kartons, sondern hatten ihre Bücher und CD s zusammen in die Regale geräumt. Marina hatte scherzhaft gemeint, dass Phil bestimmt alles alphabetisch ordnen wolle. Er hatte gelacht und gesagt, nein, es sei besser, sie so zusammenzustellen, als wären sie Gäste auf einer Dinnerparty .
»Wir stellen die Bücher von Autoren nebeneinander, bei denen wir das Gefühl haben, dass sie gut miteinander auskommen würden. Bei den CD s genauso. Eine Art thematische Stringenz.« Dabei hatte er sie schelmisch angelächelt, weil es die Art Formulierung war, die sie normalerweise benutzte.
Und genau so hatten sie es gemacht. Sie waren fast einen ganzen Tag lang damit beschäftigt gewesen.
Danach hatte sie ihn nur noch mehr geliebt.
Aber das war vorbei. Dies hier war ein neuer Phil. Ein kalter, verschlossener Phil. Jemand, der Geheimnisse vor ihr hatte. Der sich abkapselte. Das war sie von ihm nicht gewohnt. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, öffnete sich ihm, und er blockte einfach ab. Tat so, als gäbe es sie gar nicht. Das machte sie nervös. Unsicher.
Es machte ihr Angst.
Und jetzt war er nach Hause gekommen.
Sie hörte ihn leise die Treppe hochkommen. Hörte, wie die Tür zu Josephinas Zimmer aufging, weil er nach ihr sehen wollte. Kurz
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