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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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klingelte. Sobald Lehrer die Stimme hörte, wurde der Rest der Welt schlagartig unwichtig.
    »Du sollst doch nicht anrufen. Nicht hier.«
    »Ich weiß«, sagte Gesetzgeber. »Ich würde es auch nicht tun, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Lehrer seufzte. »Was ist denn? Ich dachte, es wäre alles geklärt. Wir hatten doch einen Plan.«
    »Den hatten wir auch. Aber seitdem hat sich einiges geändert. Die Ereignisse haben sich überschlagen.«
    Lehrers Herz setzte einen Schlag aus. »Inwiefern?«
    »Durch die Ermittlungen sind Fakten ans Licht gekommen, die uns gefährlich werden könnten. Sie reden mit Leuten, mit denen sie besser nicht reden sollten.«
    »Kannst du das regeln?«
    »Selbstverständlich. Aber das braucht Zeit. Und es gibt noch eine weitere Komplikation. Die Frau, die gestorben ist.«
    »Der Autounfall.«
    »Genau. Ihre … sagen wir, Lebensgefährtin … ist unter­getaucht. Sie hat den Jungen mitgenommen.«
    »Aber sie kann unmöglich wissen –«
    »Wir wissen nicht, was sie weiß. Und wir können das Risiko nicht eingehen.«
    Lehrer seufzte. »Wir sollten uns an den Plan halten, wie abgemacht. Die anderen werden ihren Teil erledigen.«
    »Ich stimme dir zu. Aber wir könnten noch mehr tun.«
    Lehrer spürte die Kälte in den Worten. Wusste, dass Widerspruch zwecklos war. »Woran denkst du?«
    »Wir machen alles wie besprochen. So weit, so gut.« Gesetzgebers Stimme wurde leiser, klang verschwörerisch. »Aber ich denke, unser Freund, Missionar, hat möglicherweise seine letzte Mission erfüllt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich glaube, jemand hat sein Gesicht wiedererkannt. Nach all der Zeit. Und wenn das der Fall ist, dann wird es nicht lange dauern, bis sie zu dem Gesicht auch einen Namen haben. Und dann … nun. Muss ich es dir erst buchstabieren?«
    Schweigen.
    »Dann geht es nicht länger bloß um Schadensbegrenzung. Dann ist das das Ende. Von allem. Wir brauchen Missionar nicht mehr. Er hat seine Arbeit getan, das Geschäft steht. Wir haben einen neuen Partner, und wer weiß, vielleicht könnte er sogar unser nächster Missionar werden. Der alte wäre also bloß … im Weg.«
    »Was schlägst du vor?«
    Ein kurzes Auflachen. »Das gefällt mir so an dir. Durch und durch pragmatisch. Missionar wird beseitigt. Ein für alle Mal.«
    »Wie? Doch wohl nicht durch einen von uns.«
    »Natürlich nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass Gärtner im Augenblick nicht sehr glücklich ist. Er wartet darauf, dass er sein Ritual wie geplant vollziehen kann, ist im Un­gewissen, ob er sein Opfer wiederbekommt oder nicht. Bestimmt hat er jede Menge angestaute Energie. Und die braucht ein Ventil.«
    »Aber Missionar …«
    »Das hat geradezu etwas Poetisches, findest du nicht?«
    »Würde er es denn tun?«
    Gesetzgeber lachte. »Was glaubst du denn? Missionar wird auf … Gartenurlaub geschickt. Für immer.«
    Lehrer dachte darüber nach. »Weiß Wächter davon?«
    »Noch nicht.«
    »Sollen wir ihn einweihen?«
    »Beizeiten. Es wird sich kaum verheimlichen lassen.«
    »Und warum sagst du es mir?«
    »Weil Wächter die Vergangenheit ist, und du bist die Zukunft. Es ist immer klug, in die Zukunft zu investieren.«
    Darauf fand Lehrer keine Worte.
    »Wir sprechen uns morgen wieder. Denk dran, du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen.«
    »Das hatte ich nicht vergessen.«
    »Freust du dich?«
    »Das erzähle ich dir hinterher.«
    »Wir reden bald.«
    Die Leitung war tot.
    Lehrer legte das Telefon beiseite. Die reale Welt, für die Dauer des Gesprächs in Wartestellung, setzte sich wieder in Bewegung.
    Aber sie kam Lehrer nicht real vor. Sondern irgendwie verkehrt.
    Wie eine Illusion.
    Wie … ein Nichts.
    38 Phil schlüpfte unter dem Absperrband durch, machte einen Bogen um die wartenden Presseleute und verließ den Tatort. Sein Audi parkte auf der anderen Straßenseite.
    Marina wollte in ihrem eigenen Wagen zurück aufs Revier fahren. Umso besser , dachte er. Er hatte sich in ihrer Gegenwart unwohl gefühlt. Und schuldig, weil er seine Gefühle vor ihr verbarg. Das Problem war, dass er immer noch nicht genau wusste, was es überhaupt für Gefühle waren. Nur, dass sie nicht gut waren.
    Beim Wagen angekommen, hörte er jemanden seinen Namen rufen. Er drehte sich um. Sah Don Brennan, der über die Brücke auf ihn zukam.
    »Da bist du ja«, rief Don.
    »Don.« Phil ging ihm entgegen. Sie trafen sich auf der Brücke. Da unten nichts Interessantes mehr passierte und es keine Leichen oder Blut zu sehen gab, waren die

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