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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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vergessen.
    »Ja dann – ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich anrufen, sobald Ihre Beurteilung abgeschlossen ist.«
    Cate beendete das Gespräch und empfand es im Nachhinein als Zeitverschwendung. Bis auf die Epoche, in der Marianis Haus erbaut worden war, hatte sie nichts erfahren. Abgesehen davon würde sie dieser Frau in wenigen Stunden selbst gegenüberstehen. Aber Alice Mariani schien Dr.   Gregg beeindruckt zu haben, jedenfalls hielt er sie nicht für geistesgestört. Wenigstens etwas.
    »Kaffee. Wie von Madame gewünscht.«
    »Danke.« Sie rührte den Kaffee mit dem Kugelschreiber um und nahm einen kleinen Schluck. »Meine Güte, wie viel Zucker hast du denn da reingetan?«
    »Wie immer einen Würfel.«
    »Warum schmeckt er dann so süß? Oder kommt mir das nur so vor? Vielleicht werde ich krank. Stressbedingt.«
    »Wenn du anfängst zu jammern, gehe ich.«
    »Sollen wir lieber über die gruseligen Details im Fall Alice Mariani sprechen?«
    »Lieber nicht. Wir könnten uns über Mode unterhalten. Trägt man jetzt verwaschenes Blau, oder ist das ein Anzug, den dein Exmann bei dir hängen gelassen hat? Wenn du so herumläufst, findest du nie einen Freund, mit dem du spielen kannst.«
    »Wie wär’s, wenn du dich einfach verpisst.«
    »Bin schon weg, Schätzchen. Aber mach wenigstens was mit deinen Haaren.«
    Auf einem Stück schwarzem Eis scherte Cates Wagen aus. Sie musste mehrmals hintereinander das Bremspedal treten, ehe sie ihn wieder unter Kontrolle bekam. Überdies hatte sie die Zeit unterschätzt, die sie vom Büro der Bewährungshilfeorganisation im Zentrum von Ipswich bis zum Haus von Alice Mariani in Lavenham brauchte. Sie sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Sie war schon fünfzehn Minuten über der vereinbarten Zeit, und auf dem letzten Straßenschild hatte gestanden, dass es bis Lavenham noch fünf Meilen waren. Zu allem Überfluss zogen die letzten Meilen sich über kurvenreiche, vereiste Straßen, gesäumt von hohen Hecken, die ihr die Sicht versperrten. Auch das Tageslicht ließ nach. Sie wagte es nicht, schnell zu fahren, umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen und rechnete jeden Moment damit, erneut ins Schleudern zu geraten. Auf dem Rückweg würde es stockdunkel sein, denn keine der Straßen hier war beleuchtet. Hinzu kam, dass nahezu alles in ihrem Leben zuverlässiger war als ihr Volkwagen, ganz gleich, was die VW -Reklame behauptete.
    Vorsichtig nahm Cate eine Kurve und fuhr an einem abgelegenen Pub vorüber, das noch mit Weihnachtsessen warb. Die Fassade wirkte schmuddelig, und der Parkplatz an der Seite war leer. Als ihre Scheinwerfer wenig später ein verfallenes Bauernhaus erfassten, kam sie zu dem Schluss, dass man zum viel gepriesenen Landleben reichlich Geld und ein Auto brauchte.
    Vor Kurzem hatte sie einen jungen Mann betreut, dessen Freundin schwanger war. Man hatte den beiden eine Sozialwohnung in Lavenham angeboten, doch sie hatten abgelehnt. Cate hatte sich gewundert. Zwar war sie in diesem Dorf noch nie gewesen, wusste jedoch, dass es eine schöne, wohlhabende Gegend war, die ideale Umgebung, um ein Kind aufzuziehen. »Klar«, sagte der junge Mann. »Nur, wo soll ich da draußen einen Job finden? Das Kaff ist meilenweit von allem entfernt, außerdem würden wir uns da zu Tode langweilen. Und voller Touristen ist es auch.« Bei der Erinnerung daran musste Cate grinsen. Sie hoffte, dass die beiden in ihrer rauen Arbeitersiedlung glücklich geworden waren. Zumindest gab es dort keine Touristen.
    In den winzigen Dörfern, durch die sie fuhr, sah sie eine Reihe heruntergekommener Häuschen mit verrotteten Schildern, auf denen »Zu verkaufen« stand. Sie wechselten sich mit rosa getünchten Cottages ab, vor denen Wurzelgemüse in Holzkisten zum Straßenverkauf standen. Ein Glück, dass es Städte gab. Warum jemand unter niedrigen Dächern wohnen wollte, noch dazu in einer Gegend, wo man mit dem Wagen fahren musste, um eine Flasche Milch zu kaufen, war Cate unerfindlich. Erst recht bei diesem Wetter. Im letzten Bericht hatten sie neuen Schneefall vorhergesagt.
    Zu guter Letzt stieß sie auf ein wappenartiges Schild, auf dem stand: »Historischer Ort Lavenham. Bitte langsam fahren.«
    Cate zog die Straßenkarte hervor, die sie zuvor ausgedruckt hatte, hielt sie aufgefaltet über dem Lenkrad fest und fuhr weiter. Die Church Street hatte sie mit einem Leuchtstift markiert, und nun stellte sie fest, dass die Hauptstraße, auf der sie gerade war, in diese überging. Sie passierte

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