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Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Stirb mit mir: Roman (German Edition)

Titel: Stirb mit mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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rote Weste und eine Novelty-Krawatte, beides offenbar Gaben des Weihnachtsmanns.
    »Nicht so toll. In diesem Jahr war Tim an der Reihe, mit Amelia zu feiern. Für mich gab es daher nur einen Fertigsonntagsbraten für eine Person, die Ansprache der Queen und zum Nachtisch Selbstmitleid. Wie war’s bei dir?«
    »Wundervoll. Sam hat eine fabelhafte Gans gebraten, leider ein schlimmer Dickmacher.« Paul hob seine Weste und kniff in die Speckrolle, die zum Vorschein kam. »Sei’s drum, davon wollte ich gar nicht reden. Ich bin dienstlich hier. Das Los eines Managers ist es nämlich, Aufgaben zu verteilen.«
    Schwungvoll zog er eine Akte hinter dem Rücken hervor und wedelte damit.
    Cate unterdrückte ein Stöhnen. »Nicht noch einen Fall, Paul. Bei mir ist jetzt schon Land unter.«
    »Na, dann ist doch sowieso alles egal. Einen Monat, Cate, länger dauert es nicht. Es geht um ein vorgerichtliches Gutachten, das bis zum siebenundzwanzigsten Januar erstellt sein muss. Ein psychiatrisches Gutachten haben sie ebenfalls angefordert.«
    »Ein Verrückter also, wie schön.«
    »Genau genommen ist es eine Sie. Alice Mariani. Über ihren Geisteszustand bin ich mir noch nicht ganz im Klaren. Aber wenn du den Fall nicht übernimmst, weiß ich nicht, wem ich ihn sonst geben soll. Er ist eigenartig.«
    »Und da hast du an mich gedacht?«, fragte Cate mit honigsüßem Lächeln. »Wie reizend.«
    »Ich habe daran gedacht, was du bei Rose Wilks geleistet hast. Dieser Fall ist dir wie auf den Leib geschnitten.«
    Cate erstarrte und spürte, dass sich ihr Herzschlag beschleunigte, wie jedes Mal, wenn sie den Namen dieser Frau hörte. »Wenn du mich für so fähig hältst, warum darf ich Rose dann nicht beaufsichtigen, wenn sie auf Bewährung freikommt?«
    Paul seufzte, lehnte sich wieder an den Türpfosten und mimte den Entnervten. »Cate, darüber haben wir schon zigmal gesprochen. Außerdem wird sie erst in einem Jahr entlassen.«
    »Ein Jahr, das im Nu verstreichen wird. Ich kenne sie, Paul. Ich weiß, wozu sie imstande ist. Wenn ich sie im Auge behalten könnte …«
    Paul hob die Brauen. »Ich glaube, es ist besser, wenn ihr euch so weit wie möglich aus dem Weg geht. Können wir jetzt bitte über den neuen Fall reden?«
    Ihr Herz begann wieder, in seinem normalen Rhythmus zu schlagen. Sie deutete ein Nicken an. »Na schön, schieß los.«
    »Alice Mariani ist in den Dreißigern. Akademikerin. Unterrichtet englische Literatur am Essex College.«
    »Also keiner unserer üblichen Kandidaten.«
    »Nein. Auch ihr Fall ist eher unüblich. Sie hat ihrem Geliebten geholfen, Selbstmord zu begehen. Er hat eine Nachricht hinterlassen, die besagt, dass er sterben wollte. Das Gericht weiß nicht, was es mit dieser Frau machen soll. Er hat eine Überdosis geschluckt und daraufhin einen Herzinfarkt bekommen. Alice Mariani hat die Polizei erst verständigt, als es schon zu spät war. Sie wurde der Sterbehilfe schuldig gesprochen.«
    »War das so etwas wie Euthanasie? War er krank? Tödlich krank?«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Darüber steht hier nichts, aber die Unterlagen der Anklage haben wir noch nicht. Er war erst siebenundzwanzig. Hatte irgendeinen Schreibtischjob.«
    »Klingt nach einer traurigen Geschichte.«
    »Vielleicht, allerdings kommt das Schlimmste noch. Wappne dich. Vor seinem Tod hat sie von seinem Fleisch gegessen.«
    »Was soll das heißen?«
    Vielsagend steckte Paul eine Hand in die Hosentasche und pfiff durch die Zähne. »Schmeckt wahrscheinlich wie Hühnchen.«
    »Igitt, Paul. Jetzt will ich diesen Fall definitiv nicht. Warum hat darüber nichts in der Zeitung gestanden?«
    »Hat es. Liest du keine Nachrichten?«
    »Wenn ich es verhindern kann, nicht.«
    »Im letzten Sommer waren die Zeitungen voll davon.«
    Cate dachte zurück. Im vergangenen Sommer hatte sie sich mit Rose Wilks und den Problemen beschäftigt, die es im Gefängnis gab. Kein Wunder, dass sie über diesen Fall nichts gelesen hatte.
    »Noch etwas. Alice Mariani hat die Aufmerksamkeit einer dieser Gruppen erregt, die für die Legalisierung von Euthanasie plädieren. Die Hemlock Society. Sie haben eine Petition abgefasst und pochen darauf, dass sie unschuldig ist.«
    »Na super. Also werde ich vor Gericht auch noch angegriffen.«
    »Übernimmst du den Fall?«
    Cate sah Pauls erwartungsvolles Gesicht und die dünne Akte in seiner Hand. »Nein, Paul. Tut mir leid, das schaffe ich nicht. Ich stecke schon bis zum Hals in Fällen, für die ich Gutachten

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