Stirb, Schätzchen, Stirb
»Hätten Sie vielleicht eine Minute für mich Zeit?«
Peabody blinzelte überrascht. »Sicher. Ich komme gleich.«
Eve nickte, ging in ihr Büro, bestellte zwei Tassen Kaffee und gab zu Peabodys erneuter Überraschung einmal extra Zucker und Milch hinein.
»Machen Sie bitte die Tür zu, ja?«
»Sicher. Hm, ich habe den Bericht über ... danke«, fügte sie hinzu, als Eve ihr ihren Kaffeebecher gab, »über Zero fertig. Der Staatsanwalt hat überlegt, Anklage wegen zweifachen Totschlags gegen den Typen zu erheben, weil die von ihm verkauften Drogen als tödliche Waffe anzusehen sind, ohne die -«
»Setzen Sie sich doch.«
»Himmel, werde ich etwa nach Long Island versetzt oder so?«
»Nein.« Eve nahm auf ihrem Schreibtischsessel Platz und wartete, bis ihre Partnerin ihr gegenübersaß. »Ich möchte mich bei Ihnen dafür entschuldigen, dass ich Sie gestern einfach im Stich gelassen habe, dass ich meine Arbeit vernachlässigt habe und Ihnen nicht die geringste Hilfe war.«
»Wir hatten die Sache doch schon unter Dach und Fach, und vor allem waren Sie krank.«
»Die Sache war noch nicht endgültig geklärt, und wenn ich krank war, war das einzig und alleine mein Problem. Aber ich habe es zu Ihrem Problem gemacht. Sie haben Roarke benachrichtigt.«
Eve wartete einen Moment, während Peabody die Wand anstarrte und einen Schluck von ihrem Kaffee trank. »Eigentlich hatte ich vor, Ihnen dafür ordentlich den Kopf zu waschen«, fuhr sie fort.
»Aber wahrscheinlich haben Sie genau das Richtige getan.«
»Sie waren in schlechter Verfassung. Ich wusste einfach nicht, was ich anderes hätte machen sollen. Ist jetzt wieder alles okay?«
»Alles bestens.« Sie blickte auf ihren eigenen Kaffee. Auch in einer Partnerschaft gab es jede Menge Regeln, dachte sie. »Als wir gestern wieder auf die Wache kamen, saß eine Frau in meinem Büro. Jemand , den ich von früher kannte. Das hat mich total aus dem Konzept gebracht. Sie war meine erste Pflegemutter - wobei von einer Mutter nicht besonders viel zu spüren war. Es war keine angenehme Zeit, und sie plötzlich nach all den Jahren hier zu sehen, war ... ich konnte einfach nicht ...«
Nein, dachte Eve, man konnte immer.
»Ich bin damit einfach nicht klargekommen«, verbesserte sie sich. »Also habe ich mich verdrückt und Sie den Fall allein zum Abschluss bringen lassen. Sie haben Ihre Sache wirklich gut gemacht.«
»Was hat sie hier gewollt?«
»Ich habe keine Ahnung, und es ist mir auch egal. Ich habe sie rausgeschmissen und die Tür hinter ihr zugemacht. Falls sie je noch einmal hier erscheint, bin ich nicht mehr so überrascht und komme sicher damit klar.«
Sie stand auf, trat an ihr schmales Fenster, schob es trotz der Kälte und der Nässe draußen auf, beugte sich hinaus und riss den an der Außenwand befestigten Untersuchungsbeutel ab.
Ihre Partnerin starrte mit großen Augen auf die Schokoriegel in dem Beutel und stellte halb verwirrt und halb bewundernd fest: »Sie haben Schokoriegel von außen an Ihr Fenster geklebt.«
»Ich hatte«, korrigierte Eve. Dadurch, dass sie vor einer Zeugin an die Süßwaren gegangen war, gab sie preis, an welchem Ort ihr Schokoriegelvorrat vor dem dreisten Schokoriegeldieb bisher am sichersten gewesen war. Sie öffnete die Tüte und drückte der sprachlosen Peabody einen der Riegel in die Hand. »Wenn Sie mein Büro verlassen, werde ich die Tür absperren und ein neues Versteck für meine Süßigkeiten suchen«, warnte sie.
»Okay. Am besten stecke ich den Schokoriegel ein, bevor ich Ihnen erzähle, weshalb aus der Anklage wegen Totschlags leider nichts wird.«
»Ich hatte mir bereits gedacht, dass daraus nichts wird«, meint Eve.
Trotzdem steckte Peabody die Schokolade vorsichtshalber ein. »Der Staatsanwalt war noch versessener darauf als ich, Zero endlich das Handwerk zu legen. Ich glaube, dass der Gute ihm schon viel zu oft durch die Lappen gegangen ist, und dass ihm deshalb so viel daran lag.«
Eve lehnte sich gegen ihren Schreibtisch. »Ich habe zielstrebige Staatsanwälte immer schon gemocht.«
»Sie können eine echte Hilfe sein«, stimmte Peabody ihr zu. »Also haben wir den Kerl mit der Androhung von zweimal lebenslang in einer extraterrestrischen Strafkolonie erschreckt und dann auch noch behauptet, dass es Augenzeugen gibt.«
Peabody klopfte sich auf die Tasche, wie um sich zu vergewissern, dass der Schokoladenriegel nicht mit einem Mal verschwunden war. »Außerdem haben wir einen Durchsuchungsbeschluss für
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