Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
benutzt. Sie hat ihm gesagt, er soll mich ansehen und immer daran denken, was aus unartigen Kindern wird, oder aus Kindern, die keine richtige Mutter haben, die nach ihnen sieht.«
    Er strich ihr über den Rücken und über das Haar. »Hat denn das Jugendamt keine Kontrollbesuche gemacht?«
    »Doch. Sicher.« Sie wischte eine Träne fort - Tränen nützten gar nichts, sie hatten ihr schon damals nichts genützt. »Oberflächlich betrachtet sah alles nett und sauber aus. Ein aufgeräumtes Haus mit einem hübschen Garten. Ich hatte eigene Kleider und sogar ein eigenes Zimmer. Was hätte ich schon sagen sollen? Sie hat ihnen erzählt, ich wäre schlecht. Ich hätte ständig Albträume, in denen Blut an meinen Händen klebt, ich müsste also böse sein. Als sie mir erzählt hat, dass mir jemand wehgetan und mich wie ein Stück Dreck weggeworfen hat, weil ich kein braves Mädchen war, habe ich ihr das geglaubt.«
    »Eve.« Er nahm ihre beiden Hände, hob sie an seinen Mund und küsste sie. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, in irgendetwas Weiches, Wunderschönes eingehüllt und sie so lange gehal ten, bis auch die letzte gräss liche Erinnerung aus ihrem Hirn verschwand. »Du bist ein wunderbarer Mensch.«
    »Sie war ein böses, sadistisches Weib. Das ist mir inzwischen klar.« Das war es, woran sie sich erinnern musste, dachte Eve und atmete tief ein. »Aber damals war alles, was ich wusste, dass sie das Sagen hatte. Eines Tages lief ich weg, aber es war eine kleine Stadt, und sie haben mich gefunden und zu ihr zurückgebracht. Beim zweiten Mal habe ich es sorgfältiger geplant. Ich schaffte es bis nach Oklahoma und habe mich zur Wehr gesetzt, als man mich gefunden hat.«
    »Das hast du gut gemacht«, erklärte er mit einem solchen Stolz und einer solchen gleichzeitigen Wut, dass sie leise lachte, ehe sie erklärte: »Ich habe einem der Sozialarbeiter eine blutige Nase verpasst.« Eine durchaus schöne Erinnerung, erkannte sie. »Dafür kam ich erst mal wieder ins Heim, dort war es immerhin besser als bei ihr. Ich hatte die ganze Sache vollkommen vergessen. Ich hatte sie vollkommen verdrängt. Aber heute saß sie plötzlich in meinem Büro, und ich hatte dieselbe Panik wie als Kind.«
    Er wünschte sich, sie hätte der verdammten Trudy Lombard eine Abreibung verpasst. Denn damit käme sie eindeutig besser klar. »Sie wird dir nie wieder etwas tun.«
    Jetzt sah Eve ihm ins Gesicht. »Ich habe völlig die Fassung verloren. Bin einfach zusammengeklappt. Erst jetzt bin ich wieder stabil genug, um deshalb wütend auf mich zu sein. Der Fall Icove.«
    »Was?«
    Sie fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Sie meinte, sie hätte ein Interview mit mir wegen der Morde an den beiden Icoves und des Fiaskos mit der lautlosen Geburt gesehen. Ich habe sie gefragt, wie sie mich gefunden hat, und sie meinte, sie hätte von dem Fall gehört.«
    Er ließ gewohnheitsmäßig die verheilte Schulter kreisen. »Ich bezweifle, dass es irgendwo einen Menschen gibt, der davon nichts mitbekommen hat. Und sie ist extra hierhergekommen, um dich wiederzusehen?«
    »Sie meinte, sie wollte einfach wissen, was aus mir geworden ist. Wollte ein nettes Wiedersehen feiern.« Sie hatte sich inzwischen weit genug erholt, dass ihre Stimme zynisch klang. Was die reinste Musik in seinen Ohren war.
    »Anscheinend hat sie ihren Sohn und ihre Schwiegertochter mitgebracht. Aber ich habe sie rausgeworfen. Wenigstens dazu hatte ich die Kraft. Daraufhin hat sie mich mit diesem halb enttäuschten, halb verständnislosen Blick bedacht, mit dem sie mich schon früher angesehen hat - nur habe ich diesmal die Kälte dahinter ebenfalls bemerkt.«
    »Du willst bestimmt sichergehen, dass sie von hier verschwindet und auch verschwunden bleibt. Ich kann -«
    »Nein.« Sie stand entschlossen auf. »Nein, ich will nicht, dass du irgendetwas tust. Ich will die ganze Angelegenheit, ich will die Frau vergessen. Was auch immer sie sich von ihrem Auftauchen erhofft, sie wird es nicht bekommen. Wenn Peabody sich aus der Sache rausgehalten hätte, hätte ich mich längst wieder in der Gewalt gehabt, wenn du nachher heimgekommen wärst. Dann hätten wir nicht mal dieses Gespräch geführt.«
    Er wartete einen Augenblick, bevor er sich ebenfalls erhob. »Du hättest mir nichts von alledem erzählt?«
    »Nein. Die Sache ist erledigt. Sie ist abgehakt. Und vor allem ist sie mein Problem. Ich habe mich kurz davon runterziehen lassen. Aber jetzt bin ich wieder okay. Es hat nichts

Weitere Kostenlose Bücher