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Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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dass sie das nicht tun würde?«
    »Nun, wissen Sie, ich fühle mich schrecklich, einfach schrecklich, weil ich die Sache gestern so ungeschickt angegangen bin.« Sie presste eine Hand in Höhe ihres Herzens auf die Jacke ihres Kostüms.
    Ihre Nägel, merkte er, waren lang, sorgfältig gefeilt und blutrot lackiert.
    An der rechten Hand trug sie einen dicken Goldring mit einem großen Amethyst, und dazu hatte sie - durchaus hübsch, wenn auch wenig einfallsreich - die passenden Ohrringe angelegt.
    »Wie sind Sie die Sache denn angegangen?«, fragte er.
    »Zugegebenermaßen äußerst ungeschickt. Inzwischen ist mir klar, dass ich besser vorher bei ihr angerufen hätte. Stattdessen bin ich einfach spontan an ihrem Arbeitsplatz erschienen, aber das ist nun einmal meine Art. Ich bin einfach zu impulsiv, vor allem, wenn meine Gefühle mit im Spiel sind. Eve hatte es damals furchtbar schwer, und als sie mich plötzlich ohne Vorwarnung gesehen hat, hat das anscheinend schlimme Erinnerungen in ihr geweckt. Sie wirkte vollkommen verstört.«
    Jetzt presste sie die Hand an ihre Lippen, und ihre Augen wurden feucht. »Sie haben ja keine Ahnung, in was für einem Zustand das arme, süße Mädchen war, als es zu mir kam. Sie ist wie ein Geist durchs Haus gehuscht und hatte sogar Angst vor ihrem eigenen Schatten, obwohl der kaum zu sehen war.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Jetzt mache ich mir Vorwürfe, weil ich, ohne zu überlegen, zu ihr gegangen bin. Inzwischen ist mir nämlich klar, dass das Wiedersehen mit mir die Erinnerung an die schrecklichen Tage in ihr wachgerufen hat, bevor sie bei mir in Sicherheit war.«
    »Dann sind Sie also hier, um mich zu bitten, Sie bei ihr zu entschuldigen. Das tue ich natürlich gern. Obwohl ich glaube, dass Sie die Wirkung, die Ihr Besuch auf meine Gattin hatte, etwas überschätzen.«
    Er setzte sich auf seinen Stuhl und drehte sich lässig damit hin und her. »Ich glaube, dass der unerwartete Besuch sie ziemlich verärgert hat. Aber verstört? So hat es nicht auf mich gewirkt. Ich kann Sie also beruhigen, Ms Lombard. Ich hoffe, Sie haben noch eine schöne, wenn auch sicher kurze Zeit hier in New York, bevor es wieder nach Hause geht.«
    Damit hatte er sie freundlich abserviert. Wie ein viel beschäftigter Mann, der sich eine störende Fluse von der Jackentasche schnipste, wenn er sie zufällig sah.
    Er sah, dass sie es bemerkte, nahm das kurze Aufflackern in ihren Augen wahr, das ihn an das Züngeln einer Schlange denken ließ.
    Genau das war sie schließlich auch. Hinter dem kon servativen Aufzug und dem zuckersüßen Akzent war sie eine Schlange, weiter nichts.
    »Oh, oh, aber ich kann unmöglich nach Texas zurückfliegen, ohne meine kleine Eve noch mal zu sehen, ohne sie persönlich um Entschuldigung zu bitten und mich davon zu überzeugen, dass mit ihr alles in Ordnung ist.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass mit ihr alles in Ordnung ist.«
    »Und Bobby? Mein Bobby hat sich solche Sorgen um sie gemacht. Er war wie ein Bruder für die kleine Eve.«
    »Ach, tatsächlich? Seltsam, dass sie nie von ihm gesprochen hat.«
    Ihr Lächeln wurde nachsichtig und sogar ein wenig scheu. »Ich glaube, sie hat damals etwas für ihn geschwärmt, ich nehme an, dass sie nicht wollte, dass Sie eifersüchtig sind.«
    Er stieß ein tiefes, voll tönendes Lachen aus. »Also bitte. Nun, wenn Sie wollen, können Sie natürlich Ihren Namen und Ihre Adresse bei meiner Assistentin hinterlegen. Falls Lieutenant Dallas Sie kontaktieren will, wird sie es tun. Falls nicht ...«
    »Nein, so geht es nicht. So geht es einfach nicht.« Trudy richtete sich kerzengerade auf, und ihre Stimme bekam einen scharfen Klang. »Ich habe dieses Kind aus reiner Herzensgüte damals bei mir aufgenommen und über ein halbes Jahr versorgt. Sie können mir ruhig glauben, wenn ich sage, dass das alles andere als einfach war. Ich habe also etwas Besseres verdient.«
    »Ach ja? Und was haben Sie Ihrer Meinung nach verdient?«
    »Also gut.« Sie beugte sich ein wenig vor, wodurch sie, wie er annahm, in die Verhandlungspose ging. »Wenn Sie denken, dass es ihr nicht guttut, mich und meinen Jungen zu sehen, dann - und ich weiß, dass ich hier mit einem Geschäftsmann rede - habe ich eine Entschädigung dafür verdient. Nicht nur für die Zeit und Mühe, die ich damals auf die Kleine verwand habe, als sonst niemand sie wollte, sondern auch für die Anstrengungen und die Kosten, die ich hatte, um hierher zu kommen und zu sehen, wie es ihr

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