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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Allerdings war ihm eher nach einem anständigen Drink zumute. Buckley ging in die Küche, und er starrte reglos auf den Fernseher, dachte an Kellies Wodkaflaschen und fragte sich, wie lange sie schon trank. Und, wichtiger noch, warum?
    Lag darin etwa die Erklärung für ihr Verschwinden?
    Eigentlich glaubte er es nicht. Oder wollte es nicht wahrhaben.
    Die Krimiserie war zu Ende, die Neun-Uhr-Nachrichten begannen. Es roch nach Fleisch, sein Magen drehte sich um. Er hatte überhaupt keinen Appetit. Tony Blair schüttelte George Bush die Hand. Tom misstraute beiden, nahm sie an diesem Abend aber kaum wahr. Aufnahmen aus dem Irak, ruckartige Kameraführung, dann das Foto eines hübschen Teenagers, den man in der Nähe von Newcastle vergewaltigt und erdrosselt aufgefunden hatte. Danach die Ansprache eines plump wirkenden, redegehemmten Chief Inspector mit Igelfrisur, der offenbar keinerlei Medientraining absolviert hatte.
    »Das Essen steht auf dem Tisch!«, rief Buckley streng.
    Brav wie ein Lamm trottete Tom in die Küche und setzte sich. Dort liefen ebenfalls die Nachrichten.
    Er aß ein paar Bissen Lasagne, konnte aber kaum schlucken. »Wir sollten einen Zettel an die Tür machen, damit Ihre Kollegin nicht klingelt. Sonst werden die Kinder wieder wach und glauben, ihre Mutter sei gekommen.«
    »Gute Idee.« Sie nahm ein Blatt Papier aus ihrer Aktentasche und ging zur Tür. »Wenn ich zurückkomme, ist der Teller leer!«
    »Ja, Boss«, erwiderte Tom mit gezwungenem Grinsen und würgte noch einen Bissen herunter.
    Buckley hatte gerade den Raum verlassen, als der Nachrichtensprecher die neueste Meldung ankündigte: »Die Sussex Police ermittelt im Mordfall Reginald D’Eath, einem bereits verurteilten Pädophilen, der heute Morgen in seinem Haus in Rottingdean, East Sussex, tot aufgefunden wurde.«
    Dann erschien ein Foto von D’Eath auf dem Bildschirm. Tom ließ entsetzt die Gabel fallen.
    Es war der Vollidiot aus dem Zug.

58
    SOLANGE ROY GRACE DENKEN KONNTE , wurde am Jachthafen von Brighton gebaut. Und er war noch immer nicht fertig, ein vielleicht auf ewig unvollendetes Projekt. Ein großer, staubiger Bereich war eingezäunt, darin zwei Kräne, ein Bagger, ein Raupenschlepper und Berge von Baumaterial unter flatternden Planen.
    Er war sich nie so recht darüber klar geworden, ob ihm dieses Bauprojekt überhaupt gefiel. Es lag am Fuß der steilen weißen Klippen im Osten der Stadt und bestand aus einem inneren und äußeren Hafenbecken, um die sich das so genannte Marina Village angesiedelt hatte. Nachgebaute Regency-Häuser, Appartementblocks, Dutzende Restaurants, Cafés, Pubs und Bars, mehrere Jachtausrüster, Boutiquen, ein Riesensupermarkt, eine Bowlingbahn, ein Multiplex-Kino, ein Hotel und ein Kasino drängten sich um den Hafen.
    Für Grace hatte das alles etwas von einer Spielzeugstadt, der Erwachsenenversion eines Lego-Bauwerks. Selbst nach dreißig Jahren wirkte die ganze Gegend noch neu und seelenlos. Das Einzige, was ihm wirklich gefiel, war die hölzerne Promenade, die erst vor einigen Jahren angelegt worden war und die er gerade mit Nick Nicholas entlangging.
    An einem warmen Abend wie diesem war viel los, Menschen jeglichen Alters saßen in den Cafés und Restaurants und sahen zu, wie die letzten Jachten ihre Anlegeplätze ansteuerten. Sie redeten, schmusten, lauschten der Musik und dem Geschrei der Möwen.
    Nach dem Zuckerschub, den ihm der Donut verschafft hatte, fühlte Grace sich wieder halbwegs menschlich. Als er an einem jungen Paar vorbeikam, das an einem Außentisch saß und einander tief in die Augen blickte, verspürte er einen Stich. Warum hatte Cleo nicht erwähnt, dass sie verlobt war?
    Und warum hatte er sie nicht gefragt, ob sie eine Beziehung habe?
    Alkohol hin oder her – der lange Kuss im Taxi, die Rückfahrt zu ihrer Wohnung, so benahm sich doch keine Frau, die ihren Verlobten liebte, oder?
    Die Sonne hing noch über dem Horizont. Grace sah, wie sein eigener Schatten auf den Planken länger wurde und der von Nicholas ihn noch überragte. Der DC hatte die Hände in den Taschen und einen Umschlag mit den Fotos von Janie Stretton unter den Arm geklemmt; er ging leicht gebeugt, als schämte er sich seiner eins siebenundneunzig. Auf der Fahrt hierher war er stiller als sonst gewesen, was Grace zu schätzen wusste, da auch ihm nicht nach Smalltalk zumute war.
    Sie kamen am übercoolen Seattle-Hotel vorbei und blieben vor der Karma Bar stehen. Auf der Promenade war eine Terrasse mit

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