Stirb schön
Bryce. Letzteres war auch an die Medien und sämtliche britischen Polizeiwachen und Häfen gegangen.
Morgen früh würde Cassian Pewe von der Met eintreffen, um sich mit Grace’ alten Fällen zu beschäftigen. Und es war so sicher wie das Amen in der Kirche, dass er Pewes Atem im Nacken spüren würde, wenn er nicht bald handfeste Ergebnisse im Fall Janie Stretton lieferte.
Grace wandte sich an Branson. »Glenn, wie sicher bist du dir, dass Tom Bryce seine Frau nicht ermordet hat?«
Wenn eine Frau unter mysteriösen Umständen verschwand, galten der Ehemann oder Freund zunächst einmal als Hauptverdächtiger.
»Da bin ich mir ziemlich sicher. Bevor wir uns die Videoaufzeichnungen angesehen haben, habe ich ihn hier befragt und das Gespräch aufgenommen. Wir können das Band überprüfen, aber es ist meines Erachtens unnötig. Er hätte die Kinder mitten in der Nacht allein lassen, seine Frau töten, ihre Leiche fortschaffen, nach Ditchling Beacon fahren, den Wagen abfackeln und dann noch acht Kilometer bis nach Hause laufen müssen.«
»Aber wo steckt sie? Meinst du, sie ist mit einem Liebhaber abgehauen?«
»Dann hätte sie wohl kaum den Wagen in Brand gesetzt. Und Handtasche, Kleidung oder so was mitgenommen.«
»Könnte ein Ablenkungsmanöver sein.«
Doch Branson blieb hart. »Nie im Leben.«
»Lass uns mal zu diesem Mr Bryce fahren.«
»Jetzt noch? Er ist ganz schön durcheinander, muss mit den Kindern klar kommen. Ich habe mehrere Familienbetreuerinnen eingesetzt, die rund um die Uhr vor Ort sind. Ich würde lieber morgen früh hinfahren, falls die Frau bis dahin nicht aufgetaucht ist.«
»Hast du mit den Eltern der Babysitterin gesprochen?«
»Sicher. Sie waren im Bett, als ihre Tochter nach Hause kam. Sie rief ihnen zu, sie sei wieder da, es war etwa Viertel vor zwei. Sie hörten einen Wagen abfahren, das war alles.«
»Und die Nachbarn?«
»In der Straße wohnen nicht so viele Leute. Hab überall nachgefragt, niemand hat etwas gehört oder gesehen.«
»Und die Überwachungskameras?«
»Ich warte noch, sie gehen alle Aufzeichnungen ab ein Uhr morgens bis zum Anruf von Bryce durch.«
»Konntest du etwas über ihre Ehe in Erfahrung bringen?«
»Hab mit den Nachbarn auf der einen Seite gesprochen. Ein älteres Paar, der Mann ist etwa drei Meter groß, und die Frau raucht so stark, dass ich sie vor lauter Nebel kaum erkennen konnte. Sie scheint ein wenig mit Kellie Bryce befreundet zu sein. Hilft im Notfall mit den Kindern und so weiter. Sie sagte allerdings, es gäbe finanzielle Schwierigkeiten.«
Grace hob fragend eine Augenbraue. »Ach ja?«
»Würde man nie drauf kommen, wenn man das Haus sieht. Die haben einen Grill, der aussieht wie der Kontrollraum der NASA. Muss ein Vermögen gekostet haben. Superschicke Küche, Flachbildfernseher, das ganze Programm.«
»Vermutlich haben sie deswegen Geldsorgen«, meinte Grace. »Könnte es sein, dass sie den Wagen wegen der Versicherung abgefackelt haben?«
Branson runzelte die Stirn. »Bin ich noch gar nicht drauf gekommen. Hat schon mal jemand wirklich Geld damit verdient?«
»Wir sollten herausfinden, ob er ihnen gehörte oder auf Kredit gekauft oder geleast war. Und ob sie ihn vor kurzem verkaufen wollten. Die Computerabteilung hat einen Klon von Bryce’ Festplatte. Die sollen prüfen, ob er den Wagen im Internet angeboten hat. Vielleicht stecken er und seine Frau unter einer Decke.«
Je länger Grace darüber nachdachte, desto aufgeregter wurde er. Geldsorgen. Könnte eine falsche Spur sein, aber egal. Die Leute kamen auf die unglaublichsten Tricks, um ihre Schulden loszuwerden. Er sah, wie Bella Moy nach einem Malteser angelte; ihre Tastatur war mit Zuckerguss vom Donut beschmiert. Nick Nicholas sprach konzentriert am Telefon.
Norman Potting telefonierte ebenfalls, er ging noch immer die Kundenliste von BCE-247 durch und brachte dabei einige Leute ganz schön ins Schwitzen, wie Grace mit boshaftem Vergnügen dachte.
Grace schaute auf seinen Bildschirm und überflog die jüngsten Aktivitäten im Fall D’Eath. Es dauerte nicht lange, bis er etwas gefunden hatte. Bei der Haus-zu-Haus- Befragung waren die Kollegen auf einen wachsamen Nachbarn gestoßen, der am Vorabend gegen sieben einen weißen Lieferwagen vor dem Haus bemerkt und pflichtbewusst das Kennzeichen notiert hatte.
Er klickte zweimal auf den Eintrag, um die Einzelheiten aufzurufen. Der Polizist, der den Nachbarn befragt hatte, hatte das Kennzeichen überprüfen lassen, es war
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