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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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gezerrt.
    Und jetzt trug er das Outfit, das Branson speziell für dieses Rendezvous ausgewählt hatte: einen ungefütterten Wildlederblouson von Jasper Conran; das teuerste schwarze T-Shirt, das er je besessen hatte; eine beige Hose von Dolce & Gabbana, einen sündhaft teuren Gürtel, braune Slipper und sogar neue gelbe Socken, die dem Ganzen laut Branson einen hippen Touch verliehen.
    Damit besaß er nun eine neue Garderobe für praktisch jeden Zweck. Der Spaß hatte ihn zweieinhalbtausend Pfund gekostet, während er bisher nie mehr als hundert Pfund auf einmal für Kleidung ausgegeben hatte.
    Egal, dachte er, in den letzten Jahren hatte er sich kaum etwas Neues geleistet. Und was ihm nicht gefiel, konnte er immer noch umtauschen.
    »Für einen Bullen? Soll das ein Kompliment sein?«, fragte er mit verwirrtem Grinsen.
    Sie lächelte und sah ihn forschend an. »Wenn du es so verstehen willst …«
    Er antwortete mit einem gewollt lässigen Achselzucken. »Hab ich so auf die Schnelle angezogen …«
    Sie starrte auf seine rechte Schulter. »Gehört das Preisschild zum Design?«
    Seine Hand schoss zur Schulter, wo sie ein Stückchen Karton samt Kordel berührten. Unter Cleos belustigtem Blick tastete er unter dem Kragen herum und verfluchte seine eigene Nachlässigkeit. »Ja, gehört zum Design. Das ist der letzte Schrei – es gibt dem Teil so etwas Frisches.«.
    Sie lachte, er lachte mit. Seine Nervosität war verschwunden, und jetzt fielen ihm lauter Dinge ein, über die er mit dieser Frau reden wollte, doch sie kam ihm zuvor. Er fummelte noch am Preisschild, knüllte es zusammen und warf es in den Aschenbecher.
    »Ich bin neugierig, Roy. Wegen deiner Frau, meine ich. Möchtest du darüber sprechen? Wenn ich aufdringlich bin, musst du es mir sagen.«
    Er tastete zögernd nach seinen Zigaretten. Eigentlich hatte er aufgehört, doch ab und zu brauchte er eine. Jetzt zum Beispiel.
    Ein Kellner brachte die Speisekarten. Grace legte seine achtlos weg, Cleo auch. »Nein, du bist nicht aufdringlich.« Er hob ein wenig hilflos die Hände, als wüsste er nicht, wie er anfangen sollte. »Ich habe immer offen darüber gesprochen, vielleicht zu offen. Ich möchte nur, dass die Leute es wissen, weil ich immer gehofft habe, dass jemandem etwas einfällt, wenn ich genug darüber rede.«
    »Wie hieß sie?«
    »Sandy.« Er bot Cleo eine Zigarette an, doch sie lehnte ab. Er schüttelte eine für sich heraus.
    »Stimmt es, was die Leute sagen? Dass sie einfach verschwunden ist?«
    »An meinem neunundzwanzigsten Geburtstag.« Er schwieg, als ihn der alte Schmerz überfiel.
    Cleo wartete geduldig.
    »Ich bin zur Arbeit gegangen. Abends wollten Freunde zum Essen kommen. Als ich wegging, war Sandy bester Laune, weil wir über den Sommerurlaub gesprochen hatten. Wir wollten an die oberitalienischen Seen fahren. Als ich vom Dienst kam, war sie nicht da.«
    »Hatte sie ihre Sachen mitgenommen?«
    »Handtasche und Auto waren weg.« Er zündete sich eine Zigarette mit dem Zippo an, das Sandy ihm geschenkt hatte, und trank einen Schluck Whisky. Es kam ihm falsch vor, bei einem Rendezvous über Sandy zu sprechen, und doch wollte er Cleo gegenüber ehrlich sein, ihr so viel wie möglich erzählen. Nicht nur über Sandy, sondern auch über sich selbst. Irgendwie gab sie ihm das Gefühl, dass er offen mit ihr sein konnte. Offener als mit irgendeinem anderen Menschen, den er kannte.
    Er zog an seiner Zigarette und blies den Rauch aus. Rauchen tat so verdammt gut.
    »Hat man Handtasche und Wagen gefunden?«, fragte Cleo stirnrunzelnd.
    »Ihren Wagen fand man am nächsten Tag auf dem Parkplatz in Gatwick. Ihre Kreditkarten hatte sie dort aber nicht benutzt. Die letzten Transaktionen stammten vom Morgen ihres Verschwindens, an dem sie bei Boots für 7,50 Pfund und im Supermarkt für 16,42 Pfund eingekauft hat.«
    »Und sie hat sonst gar nichts mitgenommen? Keine Klamotten?«
    »Nichts.«
    »Was ist mit den Überwachungskameras?«
    »Damals gab es noch nicht so viele. Es fand sich nur eine Aufnahme von ihr bei Tesco, auf der wirkte sie ganz normal. Der Kassierer war ein alter Knabe mit Kennerblick, der noch mit ihr gescherzt hatte. Er sagte, an die Hübschen könne er sich immer erinnern, und sie habe überhaupt nicht angespannt ausgesehen.«
    »Ich glaube nicht, dass eine Frau so einfach aus ihrem Leben verschwindet und alles zurücklässt. Außer …«, Cleo zögerte.
    »Außer?«
    Sie sah ihn offen an. »Außer sie läuft vor einem prügelnden

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