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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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ein Zeichen gab, dass es an der Zeit war zu gehen. Lara folgte ihnen mit unsicheren Schritten zur Tür.
    »Wenn Ihnen doch noch etwas einfallen sollte«, sagte die Hauptkommissarin und reichte ihr eine Visitenkarte.
    Erneut nickte Lara, dann schloss sie langsam die Tür. Die Hand noch an der Türklinke, stand sie eine Weile benommen da und wartete, bis die Beamten im Treppenhaus verschwunden waren, gerade so, als hoffte sie, aus diesem Alptraum doch noch zu erwachen. Aber sie erwachte nicht. Dieser Alptraum war ihr Leben und ebenso real wie die Visitenkarte in ihrer Hand.
    Nicht lange nachdem die Beamten gegangen waren, stürzte Emma aus dem Kinderzimmer und umklammerte Laras Bein. »Gucken wir jetzt weiter fern?«
    »Ja, das machen wir«, sagte Lara, verwundert über ihre eigene Gefasstheit.
    Emma warf den Kopf in den Nacken und sah mit großen Augen zu ihr auf.
    »Mama, hast du geweint?«
    »Nein, nein, keine Sorge, mein Schatz, es ist alles in bester Ordnung.« Sie ging in die Hocke, küsste ihre Tochter auf die Stirn und zog sie etwas zu fest an sich. »Ich werde nicht zulassen, dass uns etwas passiert.«
    ***
    Montag, 6. Juni …
    Um kurz nach neun stieg Lara am Hackeschen Markt aus der Tram. Es war ein herrlich sonniger Morgen, was sie als gutes Omen deutete. Dennoch ertappte sie sich immer wieder dabei, prüfende Blicke über ihre Schulter zu werfen.
    War er in der Tram gewesen? Beobachtete er sie aus einem der Autos? Oder hatte er sich unter die Gruppen von Touristen gemischt, die an ihr vorbeizogen?
    Ganz gleich, wohin sie auch ging, in ihren Gedanken war er schon da. Sie lief die Rosenthaler Straße entlang und hoffte, dass diese neuerlichen Anflüge von Paranoia bald der Vergangenheit angehörten. Und sie endlich ihr Leben wieder zurückhätte.
    Sie hatte Emma vorsorglich bei Raffael untergebracht und vermisste die Sechsjährige schon jetzt. Doch da auch Raffaels neue – wie er zu sagen pflegte – Lebensabschnittspartnerin bei ihm wohnte, hatte Lara sein Angebot, auf seiner Gästecouch zu schlafen, entschieden abgelehnt. Stattdessen hatte sie das restliche Wochenende damit zugebracht, eine Alarmanlage in ihrer Wohnung installieren zu lassen.
    Eine weitere würde am nächsten Tag im Café angebracht werden.
    Sie zog den Schlüssel zum Café aus ihrer verwaschenen Jeansjacke und bog in die Mulackstraße, ohne dem nachtblauen Wagen an der Ecke Beachtung zu schenken. Eigentlich hatte ihr der Arzt jegliche körperliche Betätigung untersagt, doch Lara hatte dem bevorstehenden Tag seit Monaten entgegengefiebert wie ein Kind dem Weihnachtsabend und wollte es sich nicht nehmen lassen, das Café selber zu eröffnen. Sie wollte wenigstens so lange bleiben, bis Katrin Ludwig, die neue Aushilfe, die sie kurzfristig über die Studentenvermittlung aufgetrieben hatte, mit den wichtigsten Instruktionen vertraut sein würde. Daniel hatte schon mehr als genug Schaden angerichtet, und Lara wollte keineswegs riskieren, dass ihr irgendeine ungelernte Kraft zu guter Letzt auch noch den sündhaft teuren Kaffeeautomaten ruinierte.
    Lara lief am Frisörsalon vorbei, vor dem zwei junge Mütter mit silbernen Folien im Haar in der Sonne saßen und ihre Kinder stillten. Von dem Gerüst des Nachbargebäudes pfiffen ihr einige Bauarbeiter hinterher, die eine heruntergekommene Altbaufassade restaurierten, als sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht das Café ansteuerte.
    Ihr eigenes kleines Café.
    Doch schon wenige Meter weiter verstummte das  Klackern ihrer Absätze abrupt. Der Schriftzug LARAs hing schief über dem Eingang. Die Tür stand offen, das Schloss war zerstört. Lara erstarrte zur Salzsäule. Erst als ein plötzliches Hupen ertönte, bemerkte sie, dass sie mitten auf der Fahrbahn stand.
    »Blöde Kuh! Mach, dass du wegkommst!«, hörte sie einen Autofahrer hinter sich schimpfen. Die Rufe erschienen ihr unendlich weit entfernt, als sie mit weichen Knien auf das Café zuging. Sie trat zögerlich ein.
    Innen sah es noch wüster aus. Lara erstarrte, als ob ihre Füße in die dunklen Fliesen eingearbeitet worden seien. Tische und Stühle waren umgeworfen. Sitzpolster aufgeschlitzt. Sogar der Deckenventilator war heruntergerissen worden. Lara eilte zur Theke. Das wenige Bargeld, das sie am Freitag dagelassen hatte, lag unberührt in der Kasse.
    Wer auch immer hier war, wollte nichts als zerstören.
    Es würde Tage, wenn nicht Wochen dauern, dieses Chaos in ihr altes neues Café zurückzuverwandeln!
    Als sie ein Knarren aus der

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