Stirb
dein Sinn für Humor?«
Laras Kiefer mahlte. Sie kam sich reichlich dämlich vor. Nichts weiter als ein Hundehaar …
»Allerdings bin ich mit den vorläufigen Untersuchungen noch nicht durch, und für eine abschließende Spurenauswertung muss ich die Kappe ohnehin ins Labor schicken«, erklärte Torben. Dann schielte er auf den hellblauen Hut, der zusammen mit dem passenden Kostüm auf einem Rattan-Stuhl neben dem Kleiderschrank lag.
»Hattest du das an, als du nach diesem Derby gefilmt worden bist?«
»Ja, wieso?«
»Weg damit! Und mit allem, was du noch an dem Tag anhattest!«
Zögerlich nickte Lara. Auf die Idee hätte sie auch von selbst kommen können. Sie raffte die Sachen vom Stuhl zusammen, als ihr Blackberry auf der Fensterbank mit ansteigendem Klingelton auf sich aufmerksam machte.
Ein erleichtertes Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Entschuldige, das ist er auch schon, da muss ich kurz ran. Wenn du noch was brauchst, findest du mich unten in der Küche.«
Lara klemmte sich den Hut und das Kostüm unter den Arm und lief mit dem Blackberry am Ohr aus dem Schlafzimmer.
»Frank – ich habe schon auf deinen Anruf gewartet!«
»Hallo, Liebes«, hörte sie Frank mit gedämpfter Stimme sagen, während sie die Treppen hinunterlief. »Mutters Zustand ist weiterhin schlecht, sie liegt nur da, vollgepumpt mit Schmerztabletten, und starrt an die Decke, während sich ihr Zustand Stunde um Stunde verschlechtert. Die Ärzte sagen, es grenze an ein Wunder, dass sie überhaupt noch am Leben ist. Dabei quält sie sich nur noch – ts, wenn du mich fragst, ist das reine Geldmacherei, dass die sie überhaupt so lange künstlich am Leben erhalten haben –, nicht mal meinen Hund würde ich so leiden lassen, sondern einschläfern.«
Lara nickte, obgleich Frank sie nicht sehen konnte.
»Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, dann …«
Franks Hüsteln am anderen Ende der Leitung unterbrach sie. »Nein, schon gut. Und bei euch – ist alles in Ordnung?«
Lara blähte die Backen und überlegte, was sie darauf sagen sollte.
»Bei uns? Ja, doch, doch.« Sie war noch nie gut im Lügen gewesen. »Ein Ehepaar aus Wales hat sich für morgen angekündigt. Sonst haben wir vorerst keine neuen Buchungen. Frank – was ist da bei dir im Hintergrund?«
»Nichts.«
Doch Lara hörte zahlreiche Männerstimmen. »Aber ich habe doch gerade ein Jubeln oder so was gehört«, sagte sie zweifelnd.
»Ich bin im Aufenthaltsraum, hier läuft der Fernseher.«
Plötzlich begriff sie, dass er wieder am Pokertisch saß. Sie hatte ja gewusst, dass ihm die Sache mit seiner Mutter und nicht zuletzt auch die Probleme mit der Pension gehörig zusetzten, dennoch hatte sie ihn für stabil genug gehalten, dem Druck standzuhalten, und geglaubt, er hätte seine Spielsucht ein für alle Male überwunden.
Frank antwortete nicht, und für einen Augenblick schien die Leitung wie tot.
»Frank? Bist du noch dran?«
»Mensch, Karoline, ich bin hier doch nur zum Telefonieren reingegangen – ich kann mich mit dem Handy wohl schlecht auf den Krankenhausflur stellen.«
»Aha …«, nuschelte sie nur.
Er räusperte sich.
»Du, ich … ich gehe wieder rein. Ich ruf wieder an.«
»Okay, ist gut. Ach, Frank?«
»Ja?«
»Ich liebe dich«, sagte sie und meinte es auch so. Wenn Frank wirklich wieder seinen alten Dämonen verfallen war, dann würde sie ihm notfalls beistehen, solange er nur ja schnell wiederkäme.
»Ich dich auch, Karoline, sehr sogar.« Dann beendete er das Gespräch.
Eine Sekunde lang starrte Lara ins Leere, dann steckte sie ihren Blackberry in die Hosentasche und stieß mit einem Seufzer die Küchentür auf.
»War das Herr Burlacher?« Barbara Linz schaute sie, auf ihren Wischmopp gestützt, mit fragenden Augen an.
»Ja, es gibt so weit nichts Neues.«
»Das muss sicher alles sehr schwer für Frank« – sie korrigierte sich – »für Herrn Burlacher sein«, sagte sie. Sie klang ehrlich besorgt.
Abwesend nickte Lara und zog umständlich einen hellblauen Plastiksack unter der Spüle hervor.
»Was ist eigentlich mit Emma los?«, wechselte Frau Linz das Thema. »Ich wollte gerade ihr Zimmer durchwischen, aber das Mädchen hat sich eingeschlossen und macht einfach nicht auf.«
Lara verzog den Mund zu einer schmalen Linie.
»Sie wissen doch, wie Kinder in dem Alter manchmal sind, ich gehe nachher zu ihr rauf und rede mit ihr.«
Die Haushälterin stellte den Wischmopp beiseite und zog die Brauen hoch.
»Und haben Sie mal
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