Stirb
aus«, stellte Lara fest.
Torbens Lächeln gefror.
»Bitte? Also, jetzt hör mir mal zu, Lara.«
»Karoline.«
»Karoline. Ich weiß ja, dass du viel durchgemacht hast – aber hey, ich bin’s doch, dein alter Freund Torben« – er hob winkend die Hand, ließ sie wieder fallen –, »Torben, die Tucke, ha?«
Lara musste lachen.
»Tut mir leid, war nicht gegen dich.«
»Schwamm drüber. Wie geht’s eigentlich Emma?«, wechselte er abrupt das Thema. »Wie alt ist sie jetzt? Zehn? Elf?«
»Zwölf.« Lara stützte die Ellenbogen auf den schmalen Tisch und wog ihr Kinn in der Hand. »So weit ganz gut. Bis auf die Tatsache, dass sie noch immer nicht spricht, aber das habe ich dir ja schon am Telefon erzählt.«
»Ist sie zu Hause?«, erkundigte er sich und lugte durch einen Spalt in den Vorhängen.
Seufzend nickte Lara.
»Aber wie ich sie kenne, hat sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und kommt da vorerst auch nicht mehr raus. Sie reitet leidenschaftlich gerne, und ich habe ihr verboten, zu ihrem Pferd zu gehen – ich will nicht, dass sie alleine im Stall ist.«
»Verstehe«, murmelte Torben und setzte eine mitfühlende Miene auf. »Mein Gott, das muss damals alles furchtbar schlimm für dich und Emma gewesen sein … Ich weiß noch genau, wie wir auf dem Revier saßen und am Vorabend eurer Abreise zusammen gepackt haben …« Er schüttelte versunken den Kopf. »… und dann passierte ausgerechnet in der letzten Nacht noch –«
»Ist schon okay, Torben«, unterbrach Lara. Sie sah ihn mit gläsernem Blick an und hatte das Gefühl, dass ihr Hals zuschwoll. »Lass die alten Zeiten ruhen.«
»Natürlich«, räusperte er sich. »Entschuldige.«
Einen Moment lang saßen sie sich schweigend gegenüber. Laras Blick fiel auf den Metallkoffer, der auf dem mit einer Kunststoffplane abgedeckten Bett lag. Torben wandte den Kopf.
»O Mann, da quatsche ich die ganze Zeit, dabei hast du ganz andere Sorgen. Komm, lass uns unser Plauderstündchen später beim Abendessen fortsetzen – ich schau mir diese Baseballkappe besser gleich an. Wenn an deiner Vermutung tatsächlich was dran sein sollte, haben wir keine Zeit zu verlieren.« Er schob die Ärmel seines hellblauen Hemdes hoch. »Bleibt nur zu hoffen, dass da noch irgendwelche verwertbaren Spuren zu finden sind.« Er holte den Koffer und nahm ein Paar Latex-Handschuhe aus einer Schublade neben der Kochnische.
»Torben, wegen der Kappe …«, sagte Lara, nachdem sie aus dem Bulli gesprungen war. »Ich weiß, ich hätte zur Polizei gehen sollen – aber was, wenn ich mich nur in etwas verrannt habe? Soll ich deshalb riskieren, dass meine ganze Identität auffliegt?«
Torben legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Falls dich dieser Scheißkerl bei deinem unfreiwilligen Fernsehauftritt nach diesem Pferderennen wirklich gesehen hat und jetzt hier sein sollte, war mich anzurufen das Beste, was du tun konntest, verstanden?«
Erleichtert nickte Lara. »Danke.«
***
Lara bemerkte gleich, dass etwas nicht stimmte, als Torben, der ihre Schlafzimmerkommode zu einem Untersuchungstisch umfunktioniert und den Inhalt seines Metallkoffers rund um die Baseballkappe auf einer sterilen Schutzfolie ausgebreitet hatte, ein gut acht Zentimeter langes und leicht gekräuseltes Haar mit einer schlanken Pinzette in die Höhe hielt.
»Was haben wir denn hier?«, sagte er eher zu sich selbst und legte das Haar unter das Mikroskop.
Lara, die ihm bei den Untersuchungen über die Schulter sah, beugte sich hinunter.
»O Gott, der Kerl im Taxi hatte auch solche, solche –«
»Das muss noch nichts heißen«, erklärte er zu ihrer Beruhigung.
»Torben, ich bin mir ganz sicher!«
Er sah vom Mikroskop auf.
»Ich glaube, du irrst.«
»Aber wenn ich es dir doch sage, dieser Typ hatte genau solche Locken!«
Torben verfiel in herzhaftes Gelächter.
Lara stützte die Hände in die Hüften.
»Was ist daran so lustig?«
Er schaute mit schräg gelegtem Kopf zu ihr auf.
»Dem Markstrang des Haares nach zu urteilen, haben wir es hier mit einem Canis lupus zu tun.«
»Aha, und das heißt?«
»Das heißt …« Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, während er erneut auf das Haar blickte. »… du meinst, dieses Haar stammt tatsächlich vom Killer persönlich. Dann müsste er allerdings so etwas wie ein Werwolf sein – es handelt sich nämlich um ein Hundehaar.« Er lachte.
»Wirklich sehr witzig, Torben«, entgegnete Lara barsch.
»Hey, schon gut, wo bleibt denn
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