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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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gesehen, wie es in ihrem Zimmer wieder aussieht? Also, wenn ich hier das Sagen hätte, dann würde –« 
    »Das haben Sie aber nicht«, entfuhr es Lara etwas schroffer als gewollt, doch Linz’ Spießigkeit ging ihr allmählich gehörig auf den Zeiger. Sie legte das Kostüm zusammen und ließ es in dem Plastiksack für die Altkleidersammlung verschwinden.
    »Schon gut, geht mich ja auch nichts an«, entschuldigte sich die Haushälterin und setzte Teewasser auf.
    Ganz richtig, stimmte Lara in Gedanken zu. Barbara Linz steckte ihre Nase in letzter Zeit ohnehin in zu viele Dinge, die sie nichts angingen. Und mehr um das Thema zu wechseln, fragte Lara:
    »Wie war eigentlich Ihr Wellness-Wochenende?«
    Mit einem langen Seufzer nahm Linz den pfeifenden Wasserkessel vom Herd und brühte einen Pfefferminztee auf. »Von wegen Wellness – die haben uns in dem Hotel einen Heizdeckenverkäufer nach dem anderen auf den Hals gehetzt!«
    »Tut mir leid«, meinte Lara und packte den Hut auf das Kostüm in den Sack. »Ist doch immer das Gleiche mit diesen …«
    »Moment mal, was machen Sie denn da?«, fiel ihr Linz ins Wort. »Die Sachen sind doch noch wie neu – und Sie sahen bei dem Derby so hübsch darin aus!«
    »Die … die trage ich ja doch nicht mehr …«
    Linz beäugte sie kritisch.
    »Und da werfen Sie die einfach weg?« Sie stellte die dampfende Teetasse auf den Tisch und sah sich die Sachen an. Sie setzte den Hut auf und hielt sich den hellblauen Rock vor die Schürze. »Könnte vielleicht passen. Und Sie sind wirklich sicher, dass Sie die Sachen nicht mehr tragen?«
    »Ganz sicher«, sagte Lara und versenkte ein Stück Würfelzucker in der Teetasse. »Nehmen Sie sie ruhig.«
    »Tja, also … wenn Sie das sagen …« Sichtlich erfreut packte Barbara Linz die Sachen wieder ein und knotete die Tüte zu. »Wenn Sie mich heute nicht mehr brauchen, würde ich mich jetzt auf den Heimweg machen, damit ich noch vor Anbruch der Dunkelheit zu Hause bin.«
    »Na klar, gehen Sie ruhig«, antwortete Lara lächelnd und nippte an ihrer Teetasse.
    Als ihr Lächeln mit einem Mal erstarb. Da – da war eine Clownsmaske am Fenster!
    »Haben Sie das gesehen?«
    »Was gesehen?«
    Lara stellte die Tasse ab und eilte zum Fenster. Sofort schoss ihr jene Clownsmaske in den Sinn, die sie damals in ihrem zerstörten Café gefunden hatte. Kurz bevor sie die an die Wand gesprühte Drohung entdeckt hatte, die ihr Leben für immer verändert hatte.
    »Na, den Clown!« Sie sah die Straße hinauf. »Der ist eben hier am Fenster vorbeigeschlichen!«
    Linz eilte heran, folgte ihrem Blick und legte die Stirn in Falten.
    »Frau Wöhler, da draußen ist niemand«, stellte sie fest.
    »Aber wenn ich’s Ihnen doch sage! Da war ein Clown, der lief direkt am Fenster vorbei! Mit einer richtigen Clownsmaske und so«, erklärte Lara und griff sich mit den Händen ans Gesicht.
    Ungläubig nickte die Haushälterin und schaute sie besorgt an.
    »Frau Wöhler, sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Natürlich!«
    »Soll ich Ihnen noch einen Pfefferminztee machen, bevor ich gehe?«
    »Wie gesagt, mir geht es gut.« Lara griff angesäuert nach der Schachtel Zigaretten, die sie für Notfälle auf dem Schrank gebunkert hatte.
    Verblüfft sah Linz zu, wie Lara sich eine Zigarette ansteckte, schluckte den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, aber hinunter.
    »Abendessen steht im Kühlschrank«, sagte sie stattdessen und legte mit einer ausladenden Handbewegung einen Zettel auf den Tisch. »Bevor ich es vergesse, hier ist die Auflistung, um die Sie mich gebeten haben, wegen der anstehenden Reparaturen.«
    »Ja, danke«, murmelte Lara wieder etwas versöhnlicher. »Ach, und kommen Sie gut nach Hause.« Linz nickte.
    »Und danke nochmals für die Sachen.«
    Lara richtete ihren Blick wieder aus dem Fenster, zog angespannt an ihrer Zigarette und war sich nicht sicher, was ihr mehr zu denken geben sollte: dieser eigenartige Clown oder die Möglichkeit, dass er nur ihrer Einbildung entsprungen und sie auf dem besten Weg war, langsam, aber sicher den Verstand zu verlieren.
    Als es unter dem Küchentisch plötzlich rumorte, zuckte sie zusammen. Hector kam schwerfällig darunter hervorgekrochen und trottete Linz mit wedelnder Rute hinterher.
    Laras Brust hob und senkte sich. Jetzt lässt du dich schon vom Hund verrückt machen – reiß dich um Himmels willen zusammen!
    Sie sah noch, wie die Haushälterin auf ihrem klapprigen Fahrrad den Forstweg einschlug,

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