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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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packte ihn am Hemdkragen. »Lass dir ja nicht einfallen, dass du –«
    »Hey, hey, alles Peace!« Arne strich sein Hemd glatt und hob die Hände, als wolle er sich ergeben. »Nun macht euch mal nicht ins Hemd!« Und zu Lara sagte er: »Keine Sorge, ich bin auf deiner Seite – ich werde dein kleines Geheimnis schon nicht ausplaudern. Aber einen Schnaps könnt’ ich jetzt trotzdem vertragen.«
    Sprachlos beobachteten Lara und Torben, wie er einen großen Schluck aus der Schnapsflasche nahm.
    Und noch als Torben mit einem warnenden Blick zu Arne wieder Platz nahm, prostete dieser Lara grinsend zu. »Cheers! Auf unser kleines Geheimnis.«
    ***
    Montag, 23. Mai …
    Es war ein Morgen wie jeder andere, und nichts deutete darauf hin, dass sich dies schneller ändern sollte, als Lara lieb sein würde.
    Gerädert von einer viel zu kurzen Nacht, stand ihr die Müdigkeit noch ins Gesicht geschrieben, während sie an der Rezeption einen Zimmerschlüssel heraussuchte. Sie gab sich alle Mühe, sich vor dem soeben eingetroffenen Ehepaar aus Wales nichts anmerken zu lassen. »It’s eighty-nine Euros for the doubleroom, including breakfast«, erklärte sie, machte auf dem Check-in-Formular ein Kreuzchen, wo es einer Unterschrift bedurfte, und schob es, zusammen mit einem Kugelschreiber und einem freundlichen Lächeln, über den Empfangstresen.
    Der Waliser mit lichtem, schwarzgefärbtem Haar wirkte gereizt und raunte seiner fülligen Angetrauten etwas zu, was Lara nicht verstand. Lara hoffte, dass die Anspannung der Gäste von den Strapazen der Reise herrührte und nicht von den Zimmern, die sie ihnen soeben gezeigt hatte und die längst nicht mehr so in Schuss waren wie auf den Fotos auf der Website.
    Obgleich missmutig, wollte der Waliser gerade seine Unterschrift neben das Kreuzchen setzen, da stupste ihn seine Frau mit dem Ellenbogen an und nickte Richtung Eingangstür, durch die in diesem Augenblick der kleine Hendrik hereingeplatzt kam.
    » TOT ! Sie ist tot!«, schrie der Junge und warf völlig außer Atem seinen Schulranzen vor der Rezeption hin. »Wir haben sie beim Schlachthof vom Gruber gefunden!«
    Laras Herz schlug doppelt so schnell, als sie um den Empfangstisch herum zu ihm eilte und mit einem erstickten Laut feststellte:
    »Mein Gott, das ist ja Blut auf deinem T-Shirt!«
    Das Ehepaar aus Wales blickte einander sprachlos an.
    »Okay, that’s it, we’re leaving!«, schnauzte der Mann und nahm die Koffer.
    »Oh, no! Please, you can stay – no need to worry!«, versuchte Lara mehr aus einer Übersprunghandlung heraus zu beschwichtigen, doch das Paar ließ sich nicht aufhalten und rauschte aus der Pension.
    Lara blickte zurück zu Hendrik.
    »Sie lag da, ganz still – alles war voll Blut!«, plapperte der Junge weiter.
    Lara packte ihn bei den Schultern.
    » WER ?!«
    »Die LINZ !«, brach es aus ihm heraus.
    Nein, das kann nicht sein!
    Laras Kopf fühlte sich plötzlich an, als stecke er in einer Schraubzwinge, die immer fester angezogen wurde.
    »Los, Frau Wöhler, kommen Sie, schnell!« Hendrik zerrte sie an der Hand zur Tür hinaus. Jetzt kam auch Torben aus seinem VW-Bus gelaufen.
    »Wartet, ich komme mit!«, rief er ihnen hinterher und stülpte sich im Laufen seinen Kapuzenpulli über.
    Lara wartete nicht, bis er sie eingeholt hatte. Auf das Schlimmste gefasst, folgte sie Hendrik zum Schlachthof.
    ***
    Das blutige Laken, das den Leichnam von Barbara Linz verbarg, schien der einzige Farbfleck auf dem düsteren Schlachthof zu sein.
    In Lohme erzählte man sich, je nachdem wie der Wind stand, könne man die Todesschreie der Tiere hören. Und manche behaupteten gar, die entsetzlichen Laute stammten gar nicht von Tieren.
    »Lassen Sie mich durch, ich bin Gerichtsmediziner«, erklärte Torben und drängte sich zwischen den vor den Stallungen stehenden Schaulustigen hindurch.
    Lara sah, wie er neben der Toten in die Hocke ging, ganz vorsichtig das Laken, das über der Toten ausgebreitet war, ein Stück herunterzog und die Sicht auf das Gesicht freigab.
    »Gütiger Himmel, sie ist es wirklich«, stieß Lara kaum hörbar aus, hielt Hendrik die Hand vor die Augen und spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Eine heftige Übelkeit überkam sie, als ihr ein kühler Windhauch einen fauligen Geruch in die Nase trieb.
    Alle sahen die Tote an, der Torben in diesem Moment mit zwei Fingern die Augen schloss.
    Warum ausgerechnet Barbara Linz?, schoss es Lara unentwegt durch den Kopf.
    Torben sah kurz zu ihr auf und

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