Stirb
als jemand an die Küchentür klopfte. Rasch drückte Lara die Zigarette im Spülbecken aus.
»Herein.«
Es war Torben, und seine Miene verriet, dass etwas passiert war.
Wortlos setzte er sich an den Küchentisch.
»Und?«, fragte Lara nach. »Noch was gefunden?«
Schweigend nahm Torben seine Brille ab, rieb sich die Augen und setzte sie wieder auf.
»Kaffee?«, fragte Lara.
Er nickte.
»Was zum Wachmachen kann jetzt nicht schaden.«
Sie stellte ihre Teetasse an die Spüle und setzte Kaffee auf.
»Noch immer mit Milch und Zucker?«
Wieder ein Nicken.
»Ich habe Blut gefunden«, sagte Torben plötzlich ohne Umschweife. »War auf den ersten Blick nicht zu erkennen, fast so, als hätte jemand die Kappe schon mal zu reinigen versucht.«
Der Kaffee war durchgelaufen. Lara goss Torben eine große Tasse ein, sie selbst verspürte das dringende Bedürfnis, sich einen Sanddornschnaps zu genehmigen.
»Und jetzt?«, fragte sie heiser und brachte die Schnapsflasche mit an den Tisch, anstatt sie zurück ins Regal zu stellen.
Torben trank einen Schluck Kaffee. Abrupt verzog er das Gesicht und spie die braune Brühe zurück in die Tasse.
»Willst du mich vergiften?«
»Ent-entschuldige, ich muss den Zucker mit dem Salz verwechselt haben … Ich schätze, ich bin wohl ein bisschen durcheinander.« Sie goss seinen Kaffee ins Spülbecken und stellte ihm einen neuen hin.
Torben berührte leicht ihren Arm und fuhr fort.
»Genau genommen handelt es sich um zwei Blutspritzer, einer davon befindet sich am äußeren Schild der Kappe. Ich tippe mal, dass das Blut nicht vom Träger selbst stammt, sondern – falls er es wirklich ist – von einem der Opfer«, erklärte Torben, den Blick auf seine langgliedrigen Hände gesenkt. »Es sei denn, er hätte die Kappe zuvor, vielleicht bei einem Kampf, verloren. Genaueres wird die Blutanalyse im Labor zeigen, am besten mache ich mich gleich auf den Weg nach Berlin.«
Lara nickte stumm. »Wie lange werden die Ergebnisse auf sich warten lassen?«
»Erfahrungsgemäß ein paar Tage, manchmal etwas länger.«
»Vielleicht sollte ich doch besser die Polizei einschalten«, überlegte sie laut.
»Hm, ja«, brummte Torben. »Aber was, wenn sich herausstellt, dass du dich geirrt hast?«
Lara blickte auf und ergriff Torbens Hand.
»Warum schickst du die Kappe nicht ins Labor, dann könntest du noch einige Tage bleiben, nur bis Frank zurück ist – wäre das okay?«
Nach einigem Zögern nickte er und legte seine Hand beruhigend auf ihre.
»Na klar. Du weißt doch, dass du immer auf mich zählen kannst.«
Lara führte die Schnapsflasche zum Mund, stürzte einen ordentlichen Schluck hinunter und warf einen unglücklichen Blick aus dem Fenster.
»Ich glaube, er ist hier … ganz in der Nähe«, wisperte sie. »Ich kann förmlich spüren, dass er irgendwo da draußen lauert … uns die ganze Zeit beobachtet.« Die Angst, die sich hinter ihren Worten verbarg, war so groß, dass sie der ganzen Situation fast schon etwas Surreales verlieh. Gerade so, als sei ihr Tod durch den Trancheur längst besiegelt und als diskutiere sie lediglich mit ihm über das Wann, das Wo und das Wie .
Torben beugte sich über den Tisch.
»Wenn sich herausstellen sollte, dass uns diese Baseballkappe tatsächlich auf die Spur dieses Wahnsinnigen führt, dann …« Seine Stimme brach ab, als unmittelbar hinter der angelehnten Küchentür ein metallisches Klimpern laut wurde.
Torben lief zur Tür und riss sie auf.
Dahinter stand Arne und hob scheinheilig grinsend seinen heruntergefallenen Schlüssel auf. Lara sprang auf und fasste ihn scharf ins Auge.
»Wie lange stehst du schon da?«
Er zuckte die Achseln.
»Mach dich mal locker, hab schon Schlimmeres gehört.« Gleichmütig schob er sich an Torben vorbei in die Küche, nahm ein Glas aus dem Geschirrschrank und füllte es unter dem Wasserhahn mit Leitungswasser auf. Lara und Torben war klar, dass er die ganze Zeit über gelauscht hatte.
»Wer ist dieser Typ überhaupt?!«, keifte Torben und war kurz davor, auf Arne loszugehen.
»Das ist Arne, Franks Cousin – Arne, das ist Torben, ein alter Freund aus Berlin«, stellte Lara die beiden einander vor.
»Hört, hört … Und ich dachte, du warst noch nie in Berlin – das zumindest denkt auch Frank. Aber dann seid ihr ja quitt …«
Lara zog die Brauen zusammen. »Wie darf ich das verstehen?«
»Ach, schon gut«, murmelte er achselzuckend, »geht mich ja nichts an …«
Torben sprang auf und
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