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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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warf einen kurzen Blick in das erste Zimmer, in dem lediglich ein verlassenes Kinderbett davon zeugte, dass hier einmal eine Familie gewohnt hatte. Sie näherte sich der letzten Tür. Dahinter verbarg sich der einzige Raum des Hauses, dessen Fenster nicht mit Holzbrettern zugenagelt worden waren. Und das aus gutem Grund: Die Terrassentür, die einmal zur Veranda geführt hatte, war aus den Angeln gerissen, unmittelbar dahinter ging es steil bergab. Die Veranda war fast vollständig dem Erdrutsch zum Opfer gefallen. Der Anblick erinnerte an Bilder, wie man sie von Häusern nach Hurrikans oder Erdbeben kannte. Ein tiefer, vielleicht zwanzig Zentimeter breiter Riss verlief quer über den Boden.
    Hausmann entschied, sich in den übrigen Räumen umzusehen. Bunte Graffiti an den Wänden. Über einer zerschlissenen Schlafcouch war eine karierte Wolldecke ausgebreitet worden. Daneben stand ein Paar Armeestiefel.
    Die Kommissarin bückte sich nach einer angebrochenen Konservendose mit Chili con Carne und roch daran. Nicht älter als ein paar Tage. Sie stellte die Dose zurück und ließ den Strahl der Taschenlampe weiter durch den Raum wandern, in den das Tageslicht durch die Ritzen der Holzbretter schien, als sie plötzlich ein eigenartiges Poltern aus dem Keller der Ruine vernahm. Offenbar war sie nicht allein.
    Sie hob die Taschenlampe und eilte zurück in den Eingangsbereich, von dem eine schmale Treppe in den Keller hinabführte. Vorsichtig stieg Hausmann die steinernen Stufen nach unten. Der Putz bröckelte von den Wänden und der Geruch von feuchtem Gemäuer schlug ihr entgegen. Unten angekommen, leuchtete sie vorsichtig in die einzelnen Kellerräume. Plötzlich vernahm sie ein seltsames Scharren. Sie schrak zurück und ließ dabei die Taschenlampe fallen. Was sie gehört hatte, war jedoch nichts weiter als eine Ratte, die jetzt blitzschnell hinter einem Haufen Gerümpel verschwand.
    Erleichtert senkte Hausmann die Schultern und wollte sich gerade nach der Taschenlampe bücken, als sie ein Geräusch innehalten ließ. Und dieses Mal war es keine Ratte. Es waren Schritte.
    Jemand war hier unten.
    Sie fuhr mit der Hand unter ihre Windjacke und zog ihre Pistole aus dem Holster, bevor sie den kalten Lauf einer Waffe an ihrer Schläfe spürte. Hausmann atmete stoßweise durch die Nase, hörte, wie der Hahn der Waffe gespannt wurde.
    »Sie machen einen großen Fehler!«
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wich abrupt der Druck von ihrer Schläfe.
    »Sylvia?«
    Sie staunte nicht schlecht, als sie die Stimme ihres Kollegen erkannte. »Magnus? Zum Teufel, was tust du hier?«
    »Herrgott, das Gleiche könnte ich dich fragen!«, gab Kern gleichermaßen entsetzt zurück und steckte seine Pistole weg. »Scheiße noch mal, ich hätte dich erschießen können!«
    »Zumindest hast du es geschafft, mir einen gehörigen Schrecken einzujagen«, schnaufte Hausmann, als sich ihr Herzschlag wieder halbwegs normalisiert hatte. Sie hob die Taschenlampe auf und leuchtete weiter durch den Raum.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass dieser Anhalter hier herumlungern soll«, erklärte Kern.
    »Offenbar tut er das auch …«, sagte Hausmann und leuchtete auf etwas neben der Tür. »Halt mal.« Sie reichte Kern die Taschenlampe, stülpte sich ein Paar Untersuchungshandschuhe über und hob einen alten Armeerucksack auf, in dem nicht mehr war als etwas Wäsche und eine Packung Kaugummi.
    »Volltreffer!«, sagte sie und sah erfreut zu Kern auf, als aus dem Parterre ein beängstigendes Krachen laut wurde. Gerade so, als drohe das Haus jeden Moment über ihnen einzustürzen.
    »Los komm!«, rief Kern. »Verschwinden wir – ich habe nicht die geringste Lust, hier lebendig begraben zu werden!«
    ***
    Als Lara an der Küste entlangfuhr, ging ihr diese Clownsfratze einfach nicht aus dem Kopf. Sie musste der Sache nachgehen.
    Die Ostsee, die wie ein unendlicher dunkelblauer Farbklecks zu ihrer Linken lag, war eins der wenigen Dinge, die es ihr leichter machten, Berlin zu vergessen, sie hatte immer schon etwas Beruhigendes auf sie ausgeübt.
    Doch jetzt half selbst das nichts.
    Nach einer knappen halben Stunde ließ Lara das Ortsschild von Bergen hinter sich und parkte etwas abseits des Festplatzes. »Nächste Vorstellung: 16 Uhr« stand auf der Tafel vor dem mächtigen Zirkuszelt. Das Kassenhäuschen war noch unbesetzt. Lara lief am Zirkuszelt vorbei und sah sich neugierig um. Doch das unübersichtliche Gewirr aus Wohnwagen, Tierkäfigen und kleineren

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