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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Zelten schien wie ausgestorben. Irgendwie habe ich es mir hier lebhafter vorgestellt , dachte Lara, als sie auf einmal Schritte hinter sich hörte. Sie drehte sich um. Aber da war niemand. Sie zog ihre Jacke zu und lief weiter und spähte hier und da in ein Wohnwagenfenster. Die Schritte erklangen erneut, waren jetzt deutlich näher. Lara blieb stehen und schaute sich um. Doch die Schritte waren im selben Moment wieder verstummt. Noch immer keine Menschenseele weit und breit. Reiß dich zusammen, du bildest dir das nur ein, verdammt!
    Als Lara sich wieder umdrehte, war wie aus dem Nichts ein kleinwüchsiger Mann vor ihr aufgetaucht, der eine weiße Ziege an einem Strick hinter sich herzerrte.
    »Halt, warten Sie!«, rief Lara und holte ihn ein. Sie beugte sich zu dem grauhaarigen Mann hinunter und sah ihn hoffnungsvoll an. »Können Sie mir sagen, wo ich den Clown finde?«
    Doch der Zwergenmann schien sie nicht zu verstehen.
    »Den Clown«, wiederholte Lara. »Verstehen Sie – CLOWN .«
    Er zuckte nur mit den Schultern und flitzte mit seiner meckernden Ziege davon. Verstört schaute Lara dem Mann nach, als sich in ihrem Blickfeld eine Wohnwagentür öffnete. Sie huschte hinter ein Dixi-Klo und traute ihren Augen kaum, als sie sah, dass es Arne war, der da aus einem der Wohnwagen trat. Einem Campingbus mit Berliner Kennzeichen.
    Er verabschiedete sich von einer halbnackten Brünetten und zog gerade noch den Reißverschluss seiner Jeans hoch, als Lara sich ihm in den Weg stellte.
    »Was tust du hier?«
    Arne blieb stehen und sah sie an, als hätte er einen Geist gesehen.
    »Spionierst du mir etwa nach?«
    »Das sollte ich wohl besser!«, fuhr Lara ihn an. »Na los, was hast du hier verloren? Ist wohl kaum ein Zufall, dass ich dich hier treffe!«
    Er kam in lockerem Spazierschritt auf sie zu.
    »Ich bin ein freier Mann, und das Betreten des Festplatzgeländes ist meines Erachtens nicht verboten«, rechtfertigte er sich und wischte sich beiläufig etwas Lippenstift vom Hals.
    Lara blickte ihn aus schmalen Augen an.
    » Du warst der Clown vor dem Küchenfenster!« Sie ging auf ihn zu und deutete mit dem Kopf auf dem Wohnwagen, aus dem er gekommen war. »Ist deine Verkleidung da drin? Ja? Ist sie das?«
    »Verkleidung? Welche Verkleidung?«
    »Verdammt, die Clownsmaske, jetzt tu doch nicht so! Genau wie damals nach der Eröffnungsparty meines Cafés!«
    »Was?«
    »Ach, komm schon! Du hast die Maske im Hinterzimmer liegenlassen! Wer bist du, verdammt noch mal?«
    Arne verzog das Gesicht.
    »Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Warum machst du dir wegen so ’ner dämlichen Clownsmaske überhaupt so ins Hemd?  Mach dich mal locker und hör endlich auf, überall Gespenster zu sehen!«
    Lara spürte, wie ihre Schläfen pochten.
    »Ts, die Linz wollte auch nichts gesehen haben – was ist los, hattet ihr euch abgesprochen? Sag mir endlich die Wahrheit, Arne!« Lara hatte das Gefühl, die Kontrolle bald komplett zu verlieren.
    Plötzlich packte Arne sie unsanft am Arm und zog sie in den nächstgelegenen Zelteingang.
    »Mensch, Mädchen – du bist ja total durch den Wind, nun komm erst mal runter!«
    Doch Lara wollte sich nicht beruhigen.
    »Bleib mir vom Leib!« Wütend schlug sie seine Hände weg, als urplötzlich ein langes Wurfmesser in der Holztafel neben ihrem Kopf einschlug und sie zu Tode erschrocken zurückwich. Die messerscharfe Klinge hatte Laras Gesicht nur um wenige Millimeter verfehlt.
    »Alter, du hättest sie fast umgebracht!«, brüllte Arne den Muskelprotz mit dem freien Oberkörper und der glänzenden Trainingshose an, der jetzt aus dem Halbdunkel des Zelts trat.
    »Is meine Zelt, verpiss euch!« Der Mann schmetterte ihnen die Worte im gleichen Karacho entgegen wie das nächste Messer, das unmittelbar zwischen Lara und Arne im Holz stecken blieb.
    »Du bist ja nicht ganz dicht!«, brüllte Arne und ging auf ihn los. Momente später lagen die beiden auf dem Boden und lieferten sich eine heftige Prügelei, bei der Arne deutlich unterlegen war. Als Lara sah, wie sich der Messerwerfer einem Tisch mit Dolchen näherte, zerrte sie Arne energisch zurück.
    »Hör auf! Komm schon, lass uns gehen!«
    Arne spuckte Blut aus und eilte hinter ihr aus dem Zelt.
    »Herrgott noch mal, was hast du dir bloß dabei gedacht, dich mit so einem Typen anzulegen?«, wies Lara ihn einige Meter weiter zurecht, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Messerwerfer ihnen nicht folgte. Arne fasste sich an die Unterlippe und

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