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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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nich riechen, dat der Jung noch keine achtzehn war, als ich dem dat Ding verkauft hab.«
    Hausmann räusperte sich.
    »Nein, nein, andere Baustelle. Ich bin von der Mordkommission und ermittle im Fall Barbara Linz«, gab sie vor, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    »Ich nehme an, Sie haben davon gehört?«
    Jakobi machte große Augen.
    »Natürlich. Jeder hat dat. Schreckliche Sache.« Betroffen schüttelte die alte Dame den Kopf. »Wer tut so wat nur?«
    Hausmann zog Luft durch die Zähne.
    »Tja, das würde mich auch interessieren.«
    »Sie glauben doch wohl nich, dass dat eener von der Insel war?«, fragte Jakobi und wirkte mit einem Mal sichtlich aufgewühlt.
    »Das wird sich noch rausstellen«, meinte Hausmann nüchtern. Und ebenso beiläufig, wie sie eine herumliegende leere Patronenhülse zwischen ihren Fingern drehte, fragte sie: »Was geht hier im Laden eigentlich so am besten?«
    Jakobi legte die Geldscheine zurück in die Kasse.
    »Nu, Flinten und so.«
    »Was heißt und so ?«
    Jakobi senkte den Blick auf ihren Ehering, der im Lauf der Jahre mit ihrem runzeligen Finger zu verwachsen schien.
    »Seit mein Wilhelm unter der Erde is, betreibe ich den Laden jou alleine. Seit über zehn Jahren – und das in meinem Alter! Das soll mir erst ma eener nachmachen.« Sie tippte sich an die Schläfe. »Denn ob Sie’s glauben oder nich – hier oben, da funktioniert noch alles. Sogar die Buchhaltung mach ich noch selbst. Meene Stammkunden dürfen beij mir sogar anschreiben, ich säch denn, die sollen zahlen, wenn se wieder flüssig sin. Bei mir is der Handslag noch bares Geld wert.«
    Angestrengt lächelte Hausmann und ließ ihren Blick über die Jagdmesser in der Vitrine neben dem Verkaufstresen schweifen.
    »Gehörten Barbara Linz und ihr Mann auch zu Ihren Kunden?«
    Die Frage schien Jakobi zu verwirren.
    »Wieso woll’n Sie dat wissen?«
    Seufzend schüttelte Hausmann den Kopf.
    »Hören Sie, ich habe Sie nicht nach der Kombination Ihres Safes gefragt, sondern lediglich, ob –«
    »Neij, waren nich meine Kunden«, kam ihr Jakobi zuvor und spähte beiläufig an ihr vorbei zur gegenüberliegenden Straßenseite, wo ein großer, breitschultriger Mann mit Motorradhelm auf seine schwarze Kawasaki stieg und davonfuhr. Hausmann, die Jakobis Blick gefolgt war, wandte sich wieder zu ihr um.
    »Kennen Sie den Mann?«
    »Neij.«
    Die Kommissarin musterte sie eine Sekunde lang prüfend, bevor sie das Thema wieder auf die Tote brachte.
    »Wenn Barbara Linz nicht zu Ihren Kunden gehörte – woher kannten Sie sie dann?«
    »Nu, wie soll ich sagen, man kannte sich eben.«
    »Und wie war sie so?«
    »Wie soll se schon gewesen sen …«
    Allmählich verlor Hausmann die Geduld.
    »Ich meine, war sie beliebt? Oder hatte sie Feinde?«, half sie Jakobi auf die Sprünge.
    »Feinde? Die Linz? Neij … nich dat ich wüsste.«
    »Sicher?«
    Die Alte stützte sich mit beiden Händen auf dem Verkaufstresen ab.
    »Sie sind doch Polizistin – finden Sie es heraus.«
    Hausmann steckte die Hände in die Taschen ihrer Windjacke. »Verstehe …« Und mit geschürzten Lippen fragte sie: »Und über den Burlacher, bei dem sie gearbeitet hat, was erzählt man sich über den so?«
    »Een feiner Kerl is dat.« Jakobi kam mit ihrem Gesicht näher. »Aber seine Freundin, die Wöhler, die red jou keen Wort zu viel mit dejn Leut, glaubt wahrscheinlich, die sei wat Besseres. Wär dat dann alles?«, fragte Jakobi unruhig.
    Doch Hausmann ließ sich nicht drängen. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke.
    »Gibt’s hier eigentlich Überwachungskameras?«
    »Neij, sin jou alles ehrliche Leute hier«, ächzte Jakobi, während sie mit hochgekrempelten Hemdsärmeln einen Karton mit Ferngläsern auspackte. »Wieso fragen Sie?«
    »Ich bin auf der Suche nach einem dunkelhaarigen Mann, er soll am Freitagvormittag hier gewesen sein. Er trug zerrissene Jeans und eine Lederjacke. Zudem hatte er einen Army-Rucksack bei sich.«
    Doris Jakobi sortierte die Ferngläser neben den Nachtsichtgeräten und Tarnnetzen ins Regal ein.
    »Neij, nich dat ich wüsste.«
    »Sind Sie ganz sicher? Er hatte ein nietenbesetztes Lederhalsband um – so einer kommt hier bestimmt nicht alle Tage rein.«
    Auf einmal hielt Jakobi inne.
    »Warten Se mal, nu, wo Sie’s sagen … so eener war tatsächlich neulich hier. Der hadde es furchtbar eilig.« Gedankenversunken schüttelte sie den Kopf. »Manieren hadde der keine. Außerdem hadde der sone

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