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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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wurde, wie die beiden es am Küchentisch trieben. Dann am Küchenfenster. Sie hatten den Höhepunkt offenbar noch nicht erreicht, da wurden sie durch irgendetwas gestört. Der Mann wich zurück und raffte rasend schnell die quer über den Küchenboden verstreuten Kleidungsstücke zusammen. Dann packte er Laras Mutter am Arm und wollte sie in Richtung des angrenzenden Wohnzimmers zerren. Doch die Frau protestierte heftig. Während der Mann händeringend auf sie einredete, riss sie sich wütend die Kette vom Hals und warf sie ihm vor die Füße.
    Lass mich raten: Er hat dir das Blaue vom Himmel versprochen, hat dir erzählt, die Scheidung wäre längst eingereicht – und du warst so naiv, ihm immer wieder zu glauben, sinnierte Hausmann.
    Nachdem ein Flimmern über die Leinwand gehuscht war, sah Hausmann plötzlich, wie der Mann Laras Mutter den Mund zuhielt und sie zum Fenster zerrte. Es öffnete. Das glaub ich jetzt nicht, der wird die doch nicht allen Ernstes … Um Himmels willen, er tut es wirklich!
    Die Kommissarin fuhr vom Stuhl hoch, als sie mit ansah, wie Laras Mutter halb aus dem Fenster gedrängt um ihr Leben kämpfte. In letzter Sekunde gelang es ihr schließlich, nach einem Messer auf der Arbeitsfläche zu greifen.
    Wie versteinert stand Hausmann vor ihrem Stuhl, starrte auf die Leinwand und verfolgte, wie Laras Mutter sich zur Wehr setzte, indem sie auf den Mann einstach.
    Eindeutig Notwehr.
    Als er zu Boden sank, ließ sie erschrocken das Messer fallen.
    Im selben Moment erschien eine korpulente Frau in der Tür. Sie rannte zu ihrem blutüberströmten Mann, hob das Messer auf und stürzte damit urplötzlich auf Laras Mutter zu. Hausmann sah noch, wie ein heftiges Handgemenge zwischen den Frauen begann, bevor sich die Bilder auf der Leinwand überschlugen. Die Kamera war heruntergerissen worden und unsanft auf dem Boden gelandet.
    Der Atem stockte Hausmann. Doch die Kamera hatte den Sturz überlebt und lief weiter. Das Objektiv zeigte jetzt Richtung Wohnzimmer, in dem neben einer wuchtigen Couch Vitrinen mit ausgestopften Vögeln zu sehen waren.
    Wie aus dem Nichts stolperte plötzlich die Mollige ins Bild und schlug mit dem Hinterkopf auf der spitzen Kante des Glastisches auf, der vor der Couch stand und jetzt links unten im Bild zu sehen war. Die Frau zuckte noch einige Male und blieb dann mit weit ausgebreiteten Armen rücklings auf den Dielen liegen.
    Eine Sekunde lang stand Hausmann nur fassungslos da, bevor sie plötzlich registrierte, dass sich ganz hinten im Bild etwas bewegte. Da! Unter der Couch! Großer Gott, ein Kind! Sie wurde ganz blass um die Nase, als sie begriff, dass es sich um einen kleinen Jungen von vielleicht acht, neun Jahren handelte. Gütiger Himmel, er hatte sich die ganze Zeit unter der Couch versteckt! Auf einmal griff sie sich an den Kopf. Der Junge – er ist das fehlende Puzzleteil, das Bindeglied zwischen diesen Toten und all den anderen!
    Hausmann spürte, wie ihr der Schweiß aus den Poren trat. Mach schon, Junge – schau her, zeig dein Gesicht!
    Die Kommissarin spannte ihre Kiefer an, doch ausgerechnet in dem Moment, in dem der Junge sich ein Stück unter der Couch hervorwagte und den Kopf wie in Zeitlupe Richtung Kamera neigte, kam unverhofft die Mutter von Lara Simons auf die Kamera zugeeilt und verdeckte jegliche Sicht auf den Jungen, ohne dass sie ihn selbst bemerkt hätte. Plötzlich stoppte Hausmann den Film. Ihr Augenmerk war auf den Wandkalender gefallen, der jetzt schräg über der Couch im Bild zu sehen war. Unter einer Frühlingslandschaft in Öl stand eine Jahreszahl.
    Frühling 1969. Vor vierundvierzig Jahren.
    Mit hämmerndem Herzen hetzte Hausmann die Kellertreppen hinauf. Sie musste schleunigst im Computer nachsehen, ob jene Tat im Frühling 1969 verzeichnet worden war. Falls sie einen Treffer landen würde, wäre es ein Kinderspiel, die Namen der Eltern ausfindig zu machen und somit auch den des Jungen.
    Nur Augenblicke später saß Hausmann hinter dem Schreibtisch und fuhr ihren Rechner hoch. Sie konnte von Glück sagen, dass die Internetverbindung zeitweise noch funktionierte und es ihr schließlich gelang, die Datenbank des Bundeskriminalamts aufzurufen.
    Mit flinken Fingern tippte sie den Zugangscode ein, erhielt im darauffolgenden Moment jedoch die Nachricht » PASSWORD INVALID «. Irritiert runzelte Hausmann die Stirn und versuchte es erneut. Voller Ungeduld starrte sie auf den Bildschirm, während der Rechner die eingegebenen Daten

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