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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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noch, als sie die schmale Wendeltreppe hinaufstieg, die sich bis in den oberen Teil des Turms schlängelte. Der Geruch von altem Maschinenöl wurde allmählich stärker. An den Wänden Sprüche wie I was here und The world is a bottle full of shit .
    Lara erreichte die Kuppel, in die durch bullaugenförmige Fenster das diesige Tageslicht hereinfiel, doch auch hier oben war von Torben keine Spur zu sehen.
    Abgeplatzter Lack rieselte auf Lara herab, und während sie sich weiter umschaute, kam es ihr zeitweise so vor, als ob der Turm schwankte. Plötzlich hielt sie inne, ging in die Hocke und fuhr mit den Fingerspitzen über einen Schuhabdruck, den sie auf dem steinernen Boden entdeckt hatte, rieb rotbraunen Staub zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Rote Kreide , dachte sie verwundert und trat auf den schmalen Steg hinaus, der rings um den Turm verlief und unter jedem ihrer Schritte ächzte, als bräche er jeden Moment aus der Verankerung. Der Wind peitschte ihr den stärker werdenden Nieselregen ins Gesicht, während sie sich am einst weiß lackierten Metallgeländer festhielt.
    Noch einmal rief sie Torbens Namen, doch ihre Rufe wurden vom Heulen des Windes und dem Getöse der Wellen geschluckt. Was soll das, Torben? Wo steckst du? Unsicher beugte sie sich vorsichtig über die Brüstung, suchte mit den Augen die Klippen ab, an die die aufgeriebene See brandete. Wie elektrisiert nahm Lara urplötzlich die Hände vom Geländer. Die Balustrade war von blutigen Fingerabdrücken übersät! Eine Falle, es war eine gottverdammte Falle!
    Lara hatte das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren. Ihr Blick flog zum Wagen hinunter.
    Der Elektroschocker.
    Doch unter dem Beifahrersitz würde er ihr wohl kaum von Nutzen sein. Lara eilte in das Innere des Turms zurück und hastete die Wendeltreppe hinab. Unten angekommen, blieb sie auf einmal stehen. Die schwere Tür, die eben noch offen gestanden hatte, war geschlossen worden.
    Plötzlich hörte sie ein schweres Atmen hinter sich. Gegen ihren Willen begann Lara zu zittern. Wie damals auf dem Balkon ihrer Berliner Wohnung musste sie seinen Atem bloß im Nacken spüren, um sofort zu wissen, dass er es war.
    Sie wollte die Treppe hinauflaufen, da hatte er sie schon am Schopf gepackt und ihr mit seiner behandschuhten Hand den Mund zugehalten.
    Lara schlug um sich, rang verzweifelt nach Luft und versuchte, sich loszureißen. Doch ein beißender Geruch stach ihr in die Nase und löste einen plötzlichen Schwindel aus. Alles um sie herum begann sich zu drehen und verschwamm, bis ihr schwarz vor Augen wurde und sie zu Boden sank.
    ***
    »Irgendwas Neues?«, fragte Sylvia Hausmann hektisch, als sie Magnus Kern in dem Büroraum antraf, den Bernd Petzold ihnen eigens für die Ermittlungen zur Verfügung gestellt hatte.
    Der spartanisch eingerichtete Raum, der mit zwei Schreibtischen, zwei Computern, mehreren Aktenschränken, einer Pinnwand und einem Kopierer ausgestattet war, konnte einen Anstrich vertragen, erfüllte aber durchaus seinen Zweck. »Nichts …«, seufzte Kern und strich sich die vom Regen durchnässten Haare zurück.
    Hausmann schloss die Tür hinter sich.
    »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Wie konnte das nur passieren, verdammt noch mal! Was um alles in der Welt wollte die Simons am Leuchtturm?«
    »Noch ist nicht bewiesen, dass sie wirklich da war.«
    »Ach nein? Und was ist mit ihrem Wagen?« Sie warf die Arme hoch. »Der wird sich wohl kaum von selbst dort hingefahren haben!«
    Kern erwiderte nichts, und eine Zeitlang hing ein Schweigen im Raum. Hausmann sah Kern an, dass auch er die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte.
    Vor der Korkwand, an die unter anderem die soeben eingetroffenen Fotos der Spurensicherung gepinnt waren, blieb Hausmann stehen.
    »Was wissen wir über diese Schuhabdrücke am Leuchtturm?«
    »Dabei handelt es sich offenbar um einen massiven Stiefel der Größe vierundvierzig«, sagte Kern und drehte einen angenagten Bleistift zwischen seinen Fingern. »Dem Profil nach haben wir es mit einem Stiefel namens Oerev zu tun, skandinavisches Fabrikat.«
    »Konntest du schon in Erfahrung bringen, welche Geschäfte diese Treter im Sortiment haben?«
    »Genau da liegt das Problem. Die Firma Oerev ist seit 2001 pleite, somit wird uns dieser Schuhabdruck wohl kaum behilflich sein.«
    Die Kommissarin nahm die Nachricht mit einem enttäuschten Kopfschütteln auf.
    »Vielleicht stammt unser Freund ja aus Skandinavien, schon mal daran gedacht?«
    »Halte ich für

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