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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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begleiten.«
    »Bei dem Unwetter?«, dachte Hausmann laut.
    Frank Burlacher blickte sich nach ihr um.
    »Dasselbe habe ich auch gedacht, der Junge wäre niemals so dumm, bei einem solchen Unwetter grundlos da rauszufahren – er muss wissen, wo Emma festgehalten wird.« Und mit den Worten »Und ich glaube, ich weiß es auch« beschleunigte er abermals seinen Schritt.
    Hausmann blinzelte gegen den Regen an.
    »Und das sagen Sie erst JETZT ?«
    »Es ist schon ewig her, dass ich zuletzt dort gewesen bin – ich hatte längst vergessen, dass ich Hendrik diese verfluchte Höhle überhaupt gezeigt habe!« Kopfschüttelnd watete Frank Burlacher weiter voran. »Dabei hatte ich dem Jungen strikt verboten, noch mal hineinzugehen!«
    »Was denn für eine Höhle?« Hausmann schaffte es kaum, mit ihm Schritt zu halten, da sie immer wieder stehen blieb, in der Hoffnung, dass es ihr doch noch gelang, eine SMS mit ihren ungefähren Koordinaten an die Zentrale zu senden. Gleichzeitig hoffte sie, möglicherweise doch noch die sehnlichst erwartete und alles entscheidende Auskunft von Rieke Seifert zu empfangen, die ihr die endgültige Gewissheit über die Identität des kleinen Jungen auf dem Super-8-Film bringen sollte. Im Grunde ein irrsinniger Gedanke, da jegliche Telefonverbindung lahmgelegt worden war und Hausmanns gesunder Menschenverstand ihr sagte, dass der Sturm auch bei Mitteilungen des Bundeskriminalamts keine Ausnahme machte.
    Ohne stehen zu bleiben, blickte Burlacher sich mit zusammengekniffenen Augen nach ihr um.
    »So gut wie niemand auf der Insel weiß von der roten Höhle, und das aus gutem Grund: Im Zweiten Weltkrieg haben die Nazis diese Höhle als geheimes Waffen- und Munitionslager genutzt. Noch immer lagern dort tonnenweise Sprengstoff und Tretminen. Als klar war, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte, gab Hitler den Befehl, die Höhle in die Luft zu jagen. Es gab unzählige Versuche, diese Höhle zu sprengen, doch ganz haben sie es nie geschafft. Etliche Männer haben bei den Sprengungen ihr Leben gelassen.«
    Im Laufen stach er hier und da mit dem Spaten in  den Boden. »Die wenigen Überlebenden, die noch um die Existenz dieser Höhle wussten, sind inzwischen verstorben und haben ihr Geheimnis mit ins Grab genommen.« Er blieb kurz stehen und sah sich nach Hausmann um. »Noch heute ist diese Höhle hochgradig einsturzgefährdet!« Hausmann holte ihn ein.
    »Okay, okay – ganz langsam. Angenommen, Hendrik ist tatsächlich zu dieser Höhle rausgefahren, dann erklärt das noch lange nicht, woher in Herrgottsnamen der Entführer von dieser Höhle gewusst haben soll!«
    »Das herauszufinden ist Ihr Job – nicht meiner!«, brüllte Frank durch den strömenden Regen. Der Vorwurf in seinen Worten war überdeutlich.
    »Und wozu laufen wir durch diesen Wald, wenn wir doch zur Höhle wollen?«
    »Es gibt einen zweiten Zugang vom Land aus – da entlang geht’s wesentlich schneller! Außerdem dringen wir dann unbemerkt durch die Stollen vor!« Er kämpfte sich weiter durchs Gestrüpp.
    »Ich hab dem Jungen diesen Weg nie gezeigt, da ich wie gesagt vermeiden wollte, dass er noch mal in die Höhle geht.« Hausmann hastete weiter hinter ihm her.
    »Und woher wissen Sie all diese Dinge, die offenbar nicht einmal der Rügener Polizeichef weiß?«
    »Mein Großvater war damals bei der SS, er hat die Sprengungen geleitet …« Vor einem steilen Abhang blieb Frank Burlacher kurz stehen und schaute suchend umher, als sei er unsicher, ob er den Weg noch einmal finden würde. Die Kommissarin stützte sich mit den Händen auf ihren Knien ab und verschnaufte eine Sekunde. Und während Frank Burlacher weiter voranstapfte, blickte sie ihm nach, als zweifele sie noch daran, ob sie ihm die Geschichte tatsächlich abkaufen sollte.
    »Woher weiß ich, dass Sie die Wahrheit sagen?«, rief sie ihm nach und eilte ihm hinterher.
    »Was soll das?«, stieß er fast schon verächtlich aus. »Verdächtigen Sie jetzt etwa mich?«
    »Sie wissen genau, dass ich Ihre Aussage bei dem Sturm nicht überprüfen kann!« Hausmanns Ton wurde deutlich ungehalten.
    Fassungslos blieb Frank stehen und lief dann entschlossen weiter.
    Hausmanns Kieferknochen mahlten. »Na schön«, zischte sie und blickte sich im Weiterlaufen kopfnickend um. Schließlich war es nicht so, dass sie hier draußen überhaupt eine Wahl hatte.
    »Da! Der Baum dort!«, rief Frank. Sie liefen auf eine alte Buche zu, deren mächtiger Stamm in der Mitte zweigeteilt

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