Stoerfall in Reaktor 1
ich damit, dass es passt!«
»Alles klar«, nickt Hannah. »Gut, dass wir mal darüber geredet haben. Dann weiß ich ja jetzt Bescheid.« Gleichzeitig tippt sie sich an die Stirn und verdreht die Augen, als hätte sie einen Außerirdischen vor sich, der gerade aus irgendeiner fremden Dimension gelandet ist und lauter unverständliches Zeug von sich gibt. E.T. für Fortgeschrittene, Level 4.0 oder so was.
»Okay«, sagt Lukas, »schon klar. Also der Reihe nach …«
Er hockt sich mit gekreuzten Beinen auf ihre Matratze und erzählt in groben Zügen, was passiert ist. Hannah hört zu, ohne ihn zu unterbrechen. Als er von der Aktion mit Jannik und Alex berichtet, verzieht sie allerdings das Gesicht, als wolle sie deutlich machen, dass sie das Ganze ohnehin für ausgemachten Schwachsinn hält. Erst bei der Geschichte mit den beiden Typen, die angeblich vom Ministerium sind, hakt sie ein.
»Warte mal, das kriegen wir raus«, sagt sie. Sie dreht sich zu ihrer Tastatur, keine fünf Sekunden später flimmert das offizielle Logo der Landesregierung über den Bildschirm. »Ministerium für Umwelt und Klima«, liest Lukas, als er sich neben sie stellt. »Abteilung Atomaufsicht und Strahlenschutz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass so was nicht auf ihren Ausweisen stand«, murmelt er dann halblaut.
»Was haben die Typen gesagt, wie sie angeblich heißen?«
»Koschinski und Müller …«
Hannah tippt ein paar Ziffernfolgen, jetzt sind sie eindeutig auf einer internen Seite, auf der die Mitarbeiter des Ministeriums alphabetisch aufgelistet sind.
»Kein Koschinski, kein Müller«, stellt Hannah fest. »Aber ich habe sowieso nicht damit gerechnet, dass wir sie hier finden. Lass uns noch mal was anderes versuchen.«
Wieder tippt sie irgendetwas. Auf dem Monitor erscheint das rote Wappen mit dem weißen Pferd in dem gezackten Sheriffstern: Polizei Niedersachsen.
»Da kommst du auch rein?«, fragt Lukas fast ehrfürchtig.
»Noch sind wir nur auf der ganz normalen Seite! Aber jetzt, pass auf!« Wieder erscheint eine interne Liste mit Namen. Aber wieder finden sie weder einen Koschinski noch einen Müller.
»Dann eben auf die ganz dumme Tour«, sagt Hannah.
Lukas verfolgt aufmerksam, wie sie die beiden Namen bei Google eingibt. Mit dem Zusatz »Polizei« und »Presse«.
»Bingo!«, sagt Hannah im nächsten Moment. »Da haben wir sie …«
»Was?!«
»Hier, Polizei Göttingen, sieh selbst …«
Sie dreht ihm den Monitor hin. Lukas liest laut vor: »›Auf Veranlassung des Innenministeriums ist in Göttingen eine neue Polizeistelle eingerichtet worden. Leiter der neuen Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit sind die beiden Hauptkommissare Ingo Koschinski (42) und Dirk Müller (39) …‹ Das ist nicht wahr!«, stößt er irritiert hervor. »Also doch Bullen! Aber was soll das? Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit, was ist das?«
»Steht doch da, du musst weiterlesen! ›Diese neue Einheit wurde errichtet, um gezielte Maßnahmen gegen die zunehmende Radikalisierung vor allem linksautonomer Studentengruppen ergreifen zu können.‹ Jetzt weißt du es.«
»Aber was hat das mit uns hier zu tun? Wir sind nicht in Göttingen und ich bin auch kein Student und … Mann, ich kapiere überhaupt nichts mehr.«
»Guck mal auf das Datum«, sagt Hannah. »Die Pressemitteilung ist über zwei Jahre alt! Lass uns mal sehen, ob wir noch irgendwas Neueres finden.«
Sie klickt zurück zur Googlesuche und scrollt die Seite runter. Ein paar Meldungen über Demonstrationen in Göttingen, bei denen entweder Koschinski oder Müller einen offiziellen Kommentar abgegeben haben. Dann eine Reihe von Meldungen über ein Gerichtsverfahren, bei dem es offensichtlich um den Vorwurf unnötiger Gewaltanwendung gegenüber Demonstranten ging – und zwei Polizisten, die als Hauptverantwortliche angeklagt worden waren: Koschinski und Müller! Und schließlich nur noch die eher lapidare Meldung, dass das Verfahren mangels Beweisen eingestellt wurde.
»›Die beiden Leiter der Abteilung, Hauptkommissar Koschinski und Hauptkommissar Müller haben auf eigenen Wunsch ihre Versetzung beantragt. Dieser Schritt hat nichts mit dem abgeschlossenen Verfahren zu tun, sondern resultiert allein aus persönlichen Gründen, wie Polizeisprecherin Blabla betont‹«, liest Hannah vom Bildschirm ab. »›Die Leitungspositionen der Abteilung werden umgehend neu besetzt …‹ Und das war’s«, sagt Hannah. »Mehr gibt’s nicht.«
»Also sind sie da weg«, stellt Lukas
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