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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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aber … Wir haben nie wirklich darüber geredet, vielleicht, weil es so schön war mit uns und wir das nicht kaputt machen wollten durch den ganzen Scheiß. Und klar, ich weiß, ich habe immer so getan, als würde mich das alles nicht interessieren, dass mein Vater da arbeitet, meine ich, und einer von denen ist, die das auch noch für gut und wichtig halten, was sie da machen, und die jede Diskussion damit abbügeln, dass du nicht genug Fachwissen hättest, um mehr als nur irgendwie dummes Zeug von Leuten nachzuplappern, die nichts weiter wollen, als Panik zu machen. Ach verdammt!«
    Sie springt auf und schiebt eine CD in den Player. Als die ersten Bässe aus den Boxen dröhnen, dreht sie die Lautstärke runter. »Es war einfacher so, kapierst du nicht! Ich wollte auch nicht wirklich was wissen. Ich wollte einfach Spaß haben. Und vielleicht habe ich auch gedacht, dass mein Vater besser einschätzen kann, ob es irgendwelche Risiken gibt oder nicht. Ich wollte ihm vertrauen, weil … Na ja, aber dann ist das Unglück in Fukushima passiert, und da ist mir plötzlich aufgegangen, dass die Leute da vorher immer genau den gleichen Mist von sich gegeben haben, wie die Typen vom Energiekonzern hier oder irgendwelche Politiker bei uns. Und als dann auch noch deine Schwester krank geworden ist, war die Gefahr plötzlich nicht mehr irgendwo weit weg, sondern so was von real … Als du unbedingt dein Praktikum in dem Scheißteil da machen wolltest, habe ich gewusst, dass du irgendwas rauskriegen wolltest, weil du gedacht hast, dass wir sowieso alle nur verarscht werden.«
    Sie zuckt mit der Schulter und wischt sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Lukas überlegt, ob sie kurz davor ist zu weinen. »Und inzwischen bin ich mir fast sicher, dass du recht hast«, setzt Hannah hinzu. »Wir können ihnen nicht trauen, niemandem, weder dem Energiekonzern noch … meinem Vater. So einfach ist das. Und nur deshalb habe ich mir den Kram da besorgt!« Sie zeigt auf den Rechner. »Weil ich mich einmischen wollte, auf meine Art!«
    »Vielleicht wäre es einfacher gewesen, mal mit mir zu reden«, wirft Lukas ein.
    »Wäre das wirklich besser gewesen?«, fragt Hannah. »Vergisst du nicht gerade, dass du es warst, der …« Sie lässt den Satz offen, aber Lukas ahnt auch so, was sie sagen will.
    »Das war was anderes«, wiegelt er die Sache halbherzig ab, obwohl er weiß, dass sie recht hat.
    Er tritt näher an die Wand, an der unzählige Fotos hängen. Unwillkürlich sucht sein Blick die Stelle an der … Da ist es! Das Foto mit ihm und Hannah und mit Karlotta zwischen ihnen, an der Sandbank am Fluss. Das war ganz zu Anfang ihrer Beziehung gewesen, als sie Karlotta mit zum Baden genommen hatten und doch viel lieber alleine gewesen wären. Wie blöd waren wir eigentlich, denkt Lukas, dass wir sogar noch im Fluss gebadet haben, wie unglaublich … ignorant!
    »Es ist schwieriger, als ich dachte«, sagt Hannah in seine Gedanken hinein. »Sie haben ihr gesamtes System verdammt gut gegen irgendwelche Zugriffe von außen gesichert. Und dafür reicht der Computerkurs aus der Schule nicht ganz, aber ein paar Walls habe ich bereits überwunden. Jedenfalls bin ich schon mal in ihrem Telefonnetz. Und ich hab auch die Liste mit den Verbindungen, die in den letzten Tagen aus dem Werk rausgegangen sind. Ein paar Nummern davon konnte ich problemlos zuordnen …«
    Als ihm klar wird, was Hannah gerade gesagt hat, fährt Lukas herum. »Hast du eben behauptet, du hättest dich in ihr Netz eingehackt?«
    »Anders werden wir keine Informationen bekommen. Oder jedenfalls nicht die, die wir brauchen. Also, was meintest du damit, als du gesagt hast, es würde passen? Dass mein Vater nachts im AKW war, meine ich. Und später noch von hier aus zweimal da angerufen hat?«
    »Warte, gleich! Gab es da letzte Nacht auch einen Anruf vom AKW zum Bürgermeister? Und wenn, wann war das? Bevor oder nachdem der Sirenenalarm losging?«
    Hannah ruft die entsprechende Liste auf ihrem Bildschirm auf. »Hier ist es. 23.01 Uhr. Übrigens kam der Anruf direkt vom Reaktorblock. Und gleich danach gibt es einen Anruf in die Polizeiwache.«
    »23.01 Uhr«, wiederholt Lukas. »Da muss die Sirene gerade mal zwei oder drei Minuten auf Dauerton gelaufen sein. Sie sind also im AKW davon überrascht worden und wollten wissen, was los ist. Aber viel interessanter ist, dass sie nicht an Feueralarm oder irgendwas gedacht haben, sondern die Sirene sofort auf sich bezogen haben. Und das meinte

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